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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust
Autoren: Jule Winter
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was sie schon immer verband. Was seit ihrer Hochzeit vor über vier Jahren immer stärker gewachsen war.
    Ihre Liebe.
    * * *
    Sie hatte Geduld. Seit zwei Wochen übte sie sich darin, und es war mit der Geduld wie mit allen anderen Fähigkeiten: Man lernte, eignete sie sich an, bis diese Fähigkeit in Fleisch und Blut überging.
    Vor drei Tagen hatte er seine Wohnung wieder bezogen. Sie hatte gesehen, wie eine Putzkolonne kam, um alles zu reinigen. Sie hatte auch gesehen, wie jemand vom Schlüsseldienst kam. Am selben Abend hatte sie, als er gerade weggefahren war, versucht, ein letztes Mal in seine Wohnung zu gelangen, aber wie sie es sich gedacht hatte, waren die Schlösser der Wohnungstür ausgewechselt. Sie bezog wieder Posten auf der anderen Seite der Straße, kauerte sich in ihren Wagen und wartete. Lebte wieder von weichen Brötchen und kalten Frikadellen mit Senf, trank Cola, um wach zu bleiben, und verschwand nur zweimal am Tag für zwanzig Minuten, um irgendwo aufs Klo zu gehen und ihre starren Muskeln zu lockern.
    Nachts konnte sie ihn allein lassen. Wenn das Licht im Wohnzimmer ausging, konnte sie sicher sein, dass sich nichts mehr tat.
    Und auch heute drehte sie gerade den Zündschlüssel, weil das Licht im Wohnzimmer ausgegangen war. Danach hatte sie noch fünf Minuten gewartet. Und gerade als sie ihren Wagen vom Bordstein weglenken wollte, tauchten Scheinwerfer auf der Rampe zur Tiefgarage auf. Der dunkle Lexus bog nach rechts ab, fuhr an ihrem Auto vorbei und beschleunigte.
    Sie hatte ihn gesehen, im Vorbeifahren war sein Profil für sie deutlich erkennbar gewesen. Sie zögerte nicht, sondern folgte seinem Wagen.
    Sie hoffte, dass er sie endlich zu Sonja führte.
    Dass sie ihre Rache vollenden durfte.
    Es begann, heftiger zu schneien.
    * * *
    Auf der Autobahn zwischen Hamburg und Lübeck zwang er sich, langsamer zu fahren. Das Schneetreiben wurde immer schlimmer, und er wollte nicht in der Leitplanke landen.
    André wählte Sonjas Nummer. Nach dem zweiten Klingeln ging sie dran. »Ja?« Sie klang atemlos, und der Klang ihrer Stimme ließ ihn lächeln.
    »Ich bin unterwegs. Aber es könnte etwas länger dauern, der Schnee ist inzwischen ziemlich heftig.«
    »Fahr vorsichtig, versprichst du mir das? Ich mach mir sonst Sorgen!«
    Jetzt mussten sie beide befreit auflachen. »Weißt du noch, wie du dich immer beklagt hast, wenn ich irgendwas gesagt habe, das zu sehr nach dem besorgten Ehemann klingt?«
    »Oh, du warst aber manchmal auch schlimm! Besondersgehasst habe ich es, wenn du mich gefragt hast, ob ich auch genug gegessen habe.«
    »Und? Hast du in den letzten Wochen genug gegessen?«
    Sie seufzte. »Nein. Mir war der Appetit vergangen, wenn ich ehrlich bin.«
    »Wegen der Sache.«
    »Nein. Weil du mir so gefehlt hast. Aber wenn es dich beruhigt: Gerade stehe ich in der Küche und esse Gouda am Stück. So richtig dicke Scheiben.«
    Er lächelte. Gerade wollte er etwas sagen, als ein zweiter Anruf in der Leitung klopfte. »Warte mal, da kommt noch ein Anruf rein. Aber über den Gouda wird noch zu sprechen sein!«
    Er wechselte die Leitung. »Hallo?«
    »André.«
    Er hatte unwillkürlich die Luft angehalten. »Was gibt’s, Daniel?«
    »Ich habe schlechte Neuigkeiten. Richtig, richtig schlechte Neuigkeiten.«
    »Ich höre?«
    Er konnte die Anspannung in Daniels Stimme hören. »Sie hat wieder versucht, in eure Wohnung zu gelangen.«
    »Ich habe die Schlösser auswechseln lassen.«
    »Ja, sie ist auch nicht reingekommen. Aber dass sie es versucht hat, beunruhigt mich. Sie scheint sich in der Nähe eurer Wohnung aufzuhalten, denn sie kam etwa fünf Minuten, nachdem du vorgestern kurz die Wohnung verlassen hast, um zu uns zu fahren.«
    »Moment. Woher weißt du das?«
    »Es gibt eine Überwachungskamera im Hausflur.«
    »Und du hast dir Zugang zu den Bildern verschafft.«
    »Ich habe dir schon letztes Mal gesagt, ihr solltet den Sicherheitsdienst wechseln.«
    »Nein, vermutlich ist es gut, dass wir es nicht getan haben.« André seufzte. In diesem Moment wies ihn das Navigationsgerät an, die Autobahn zu verlassen.
    »Du bist unterwegs?«, fragte Daniel.
    »Ich fahre zu Sonja.«
    Und plötzlich wusste André, warum Daniel ihn anrief. »Scheißidee, hab ich recht?«, fragte er.
    »Du hättest dich von Sonja fernhalten sollen, solange eure kleine Stalkerin nicht gefasst ist. Wir haben darüber gesprochen.«
    Jetzt wurde André wütend. »Du kannst mir doch nicht verbieten, meine Frau zu sehen!«, rief
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