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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust
Autoren: Jule Winter
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vollständig aus und verließ das Schlafzimmer.
    Kein Kuss, kein Wort.
    Er ging einfach.
    Sie seufzte und blieb einen Moment lang auf der Seite liegen. Das niedrig stehende Sonnenlicht blendete sie, und sie kniff die Augen zu. Sie wünschte, sie könnte jetzt einschlafen und sich einfach ein bisschen der wohligen Erschöpfung hingeben, die sie danach immer erfasste.
    Aber Andrés Worte gingen ihr nicht aus dem Kopf.
    Solltest du nicht schreiben?
    Natürlich. Auf sie wartete ein Haufen Arbeit.
    Stöhnend rollte sie sich vom Bett. Sie spürte Andrés Samen, der ihre Schenkel nässte. Unbekümmert zog sie den Slip zurecht. Sie machte sich auf die Suche nach ihm.
    Er war im Badezimmer und rasierte sich.
    Sie umarmte ihn von hinten. André wurde in ihrer Umarmung steif. »Was ist los?«, fragte er und musterte sie im Spiegel.
    »Was soll los sein? Das sollte ich lieber dich fragen,du hattest nichts Eiligeres zu tun, als sofort nach dem Sex das Weite zu suchen.« Sie zog einen Schmollmund, aber mehr um zu sehen, wie sie mit Schmollmund aussah, und nicht, weil sie ihm böse war.
    Er zuckte mit den Schultern.
    Sonja schmiegte sich an seine Schulter. Sie waren ein hübsches Paar, fand sie. André war groß und sportlich, die Haut auch im Winter stets von einer leichten Bräune überzogen. Und er brauchte sich nicht anzustrengen, um als gutaussehend durchzugehen – in der Klinik himmelte ihn sicher so manche Schwester an, und die Patientinnen waren bestimmt auch nicht abgeneigt, wenn er zur Visite kam.
    Seine braunen Augen musterten sie, während er sich die Zähne putzte. Er lächelte, ganz leicht nur, und sie liebte ihn in diesem Moment so schmerzlich, weil dann dieses zarte Grübchen in seinem Mundwinkel aufblitzte.
    Sonja wuschelte ihm durchs braune Haar. »Hunger?«, fragte sie.
    Er nickte.
    Sie ging in die Küche und stellte die Pfanne auf den Herd. Sie beschloss, ihm ein richtiges Omelett zuzubereiten.
    Alles war im Moment willkommene Ablenkung.
    André kam in die Küche. Er steckte zwei Toasts in den Toaster, goss sich ein Glas Orangensaft ein und deckte den Tisch.
    »Deck nur für dich, ich hab keinen Hunger.«
    Sie wusste, ohne sich umdrehen zu müssen, dass er sie mit einem prüfenden Blick maß. Dass er überlegte, wie er die richtigen Worte fand.
    »Ich weiß ja, dass die Arbeit dich im Moment auffrisst«, sagte er schließlich leise. »Aber du kannst dich davon nicht völlig kaputtmachen lassen.«
    Stumm stocherte sie mit dem Pfannenwender in der Pfanne herum. Das Omelett zerfiel zu Rührei.
    Seit Monaten kämpfte sie mit ihrer Arbeit. Seit Monaten setzte sie sich mit Widerwillen jeden Morgen an ihren Schreibtisch. Sie starrte auf den Bildschirm. Sie ging online und spielte Browser-Klickspiele, in der Hoffnung, wenigstens das könnte irgendwie ihre Kreativität in Schwung bringen.
    In zwei Monaten war der Abgabetermin für ihren neuen Roman. Sie hatte kaum mehr als fünfzig Seiten geschrieben. Zu wenig, um in der verbleibenden Zeit fertig zu werden. Und ihre Lektorin fragte immer häufiger nach, ob sie nicht schon etwas lesen dürfe. Sonja verkroch sich hinter Ausreden. Das Buch sei noch nicht so weit, sie könne es noch nicht aus der Hand geben. Sie müsse noch mehr über die Rolle der Heldin nachdenken. Es fehlten nur noch Kleinigkeiten, dann könne sie die ersten dreihundert Seiten schicken.
    Nur dass es diese dreihundert Seiten nicht gab.
    Aber es gab einen Abgabetermin. Und nicht nur das: Der Verlag hatte für Sonjas vierten Roman eine große Marketingkampagne vorbereitet, die nur darauf wartete, dass das Buch erschien. Ihr dritter Roman, der von einer betrogenen Frau handelte, die Rache übte – nicht, dass Sonja aus Erfahrung schrieb, aber das Thema hatte sie gereizt –, war ein Bestseller und wurde bald verfilmt. Man setzte hohe Erwartungen in sie.
    Und sie bekam keinen vernünftigen Satz zustande.
    »Sonja? Vielleicht solltest du mit deiner Lektorin reden.«
    »Und dann?«
    »Den Abgabetermin nach hinten schieben.«
    »Das löst das Problem nicht.« Sie ließ das Omelett-Rührei auf einen Teller gleiten und knallte es vor André auf den Tisch.
    »Und wenn wir wegfahren? Ich könnte auch Urlaub brauchen.«
    »Kriegst du einfach so Urlaub?«
    Er antwortete nicht.
    Sonja ließ Wasser in die Pfanne laufen. Sie schaltete den Herd aus, nahm eine Zweiliterflasche Pepsi light aus dem Kühlschrank und ein Glas aus dem Schrank. »Ich geh arbeiten«, sagte sie leise. Oder versuche es wenigstens, dachte
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