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Verborgene Sehnsucht

Verborgene Sehnsucht

Titel: Verborgene Sehnsucht
Autoren: Coreene Callahan
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Nacht. Nie wieder. Bis in alle Ewigkeit würde der kleine, stählerne Innenraum Angela Keen an einen Käfig erinnern.
    Und an ein Meer aus Schmerzen.
    Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, die letzten Stunden zu vergessen. In diesen Erinnerungen lag nichts Gutes. Ob sie Minuten oder Stunden alt waren, spielte keine Rolle. Die Vergangenheit musste bleiben, wohin Angela sie verbannt hatte, nämlich fest verschlossen in einer Kiste ganz hinten in ihrem Hirn.
    Zusammen mit ihrer Angst.
    Aber die Panik schnürte ihr die Kehle zu. Sie zwang sich, Luft zu holen, lehnte sich gegen die Gefangenschaft auf … gegen das Schicksal. Gegen Gott. Gegen jeden, der ihr einfiel, während sie die Arme verdrehte und versuchte, die Kabelbinder an ihren Handgelenke zu lockern. Keine Chance. Die Dinger gaben kein Stück nach. Das Plastik hielt. Und es war fachmännisch angebracht.
    Und sie sollte es wissen. Wie oft hatte sie im Dienst Verbrechern wie diesem hier genau solche Handfesseln angelegt? Hundert Mal? Zweihundert … tausend?
    Mann, was für eine Ironie. Sie war Detective im Morddezernat. Und vollkommen hilflos.
    Ihre ganze Ausbildung – Kampfsport, Schusswaffenqualifikation, Überlebenstraining – wofür? Nur um jetzt hier von einem muskelbepackten Psychopathen festgehalten zu werden. Als Gefangene eines Krieges, von dessen Existenz sie bis vor ein paar Stunden nicht einmal gewusst hatte.
    Drachen. Heilige Scheiße, wer hätte an so etwas gedacht?
    Sie nicht. Der restliche Planet auch nicht. Ihres Wissens hatte die Menschheit keine Ahnung, dass Bestien mit Schuppen und Klauen unter ihnen lebten.
    Sie schluckte, kämpfte gegen das ständige Aufbegehren ihres Magens an und wünschte sich, ihr wäre das Wissen auch erspart geblieben. Aber die Wahrheit hatte nun mal ein paar schlechte Angewohnheiten. Etwa die, sie zur Weißglut zu treiben. Ihr eine weitere Dosis Realität zu verpassen, während der Kerl, der sie festhielt, sie von hinten anstieß. Im verzweifelten Versuch, Abstand zu dem Psycho in ihrem Rücken zu gewinnen, stolperte sie auf ihren rutschigen Papierschlappen zur Seite, der Saum des Krankenhauskittels strich über ihre Knie.
    Dieser dreckige Bastard.
    Ja, das klang passend. Aber »schwarzäugiger Hurensohn« traf es vielleicht noch besser. Razorback-Ratte klang auch ganz gut. Na ja, egal mit welchen Bezeichnungen sie Lothair bedachte, »freundlich« war jedenfalls nicht darunter. Der Typ trug die Bösartigkeit vor sich her wie einen Baseballschläger und wusste, wie man damit umging.
    »Bereit, dir dein neues Zuhause anzugucken, Süße?«, fragte die Ratte und kam näher. Seine Stiefel kratzten über den Stahlboden, und mit klopfendem Herzen lehnte sie sich von ihm weg. »Zellenblock A wird dir gefallen. Ist gemütlich. Und du hast Gesellschaft.«
    Angela spürte einen Knoten im Magen. Bisher hatte sie es vermieden, mit Lothair zu sprechen. Sie konnte seine Nähe nicht ertragen, geschweige denn den Klang seiner Stimme, aber …
    Diese Information konnte sie sich nicht entgehen lassen. Wenn noch weitere Frauen im Gebäudekomplex der Razorback gefangen gehalten wurden, musste sie das wissen.
    »Wie viele?« Sie zuckte zusammen, als ihr die Frage über die Lippen kam. Himmel, sie klang heiser. Wie die Opfer der Gewaltverbrechen, mit denen sie jeden Tag sprach. Aber im Moment entsprach sie dieser Beschreibung wohl auch selbst nur allzu gut. Allein der Gedanke daran weckte den Wunsch in ihr, sich hinzusetzen und in Tränen auszubrechen. »Wie viele sind hier?«
    »Bis jetzt zwei. Aber es werden noch mehr.« Er summte leise hinter ihr, seine Zufriedenheit war so offensichtlich, dass Angela sich umdrehen und ihm den Kopf abreißen wollte. Zu dumm, dass sie keine Waffe hatte. »Frauen mit mächtiger Energie, wie du … optimale Gene für Ivars Projekt. Und sie schmecken gut, besser als die Huren aus der Innenstadt. Hmm, ja. Ich kann es kaum erwarten, noch mal von dir zu kosten, Süße.«
    Angela biss die Zähne zusammen und weigerte sich, auf die Bemerkung einzugehen. Lothair war schlau, skrupellos und brutal. Er wollte, dass sie sich daran erinnerte, wie es sich angefühlt hatte, als er hungrig über sie hergefallen war. Dass sie den Druck seiner Lippen an ihrer Kehle noch einmal spürte, seine rauen Hände auf ihrem Körper, das schreckliche Saugen und Schmatzen hörte und …
    Nein. Auf gar keinen Fall.
    Sie weigerte sich, daran zu denken. Wollte nicht eine Sekunde des Übergriffes erneut durchleben oder darüber
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