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Verborgene Sehnsucht

Verborgene Sehnsucht

Titel: Verborgene Sehnsucht
Autoren: Coreene Callahan
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nachdenken, dass Lothair ihr etwas Lebenswichtiges genommen hatte. Was? Sie wusste es nicht genau, aber die schreckliche Erfahrung ließ sie nicht mehr los. Spulte so lange durch ihren Kopf, bis die ersten Tränen hinter ihren Lidern brannten. Sie atmete zitternd aus und schob die Panik beiseite: packte den Schmerz in eine kleine Kiste und schickte die Erinnerung im Geiste in ein anderes Postleitzahlengebiet, während sie sich etwas anderes ins Gedächtnis rief. Eine Erinnerung, die sich nicht recht fassen ließ, auch wenn sie wusste, dass sie da war … tief vergraben, umgeben von einer undurchdringlichen Mauer.
    R. Sie erinnerte sich an einen Namen, der mit R anfing. Und an etwas anderes. Eisblaue Augen: Wunderschön und voll Sorge schimmerten sie in der Dunkelheit. Sie hielt sich an dem Bild und dem Gefühl, das es in ihr weckte, fest – sicher, glücklich, stark genug, um mit dem fertigzuwerden, was sie als Nächstes erwartete.
    Und das musste ein anständiger Arschtritt sein.
    Selbstmitleid würde ihr nicht weiterhelfen. Einfallsreichtum und schnelles Denken waren dagegen überlebenswichtig. Sie war tough, gut ausgebildet und konnte bestimmen, welcher Schmerz sie traf und welcher nicht. Als sie die mentalen Barrikaden hochzog und sich hinter ihrem psychologischen Schutzwall verschanzte, warf sie einen Blick über die Schulter. Braune Augen begegneten den ihren, so dunkel, dass die Pupillen mit der Iris verschmolzen. Sie hob das Kinn und gab sich selbst ein Versprechen. »Ich werde dich umbringen, weißt du das?«
    Er lachte. »Ich glaube, der Versuch würde mir gefallen, Süße. Bitte … keine falsche Zurückhaltung.«
    Seine Stimme klang unheimlich, wie das Knarren von Ästen im Winter, es war der Klang der Isolation und des Massenmordes. Und als die Angst ihr das Rückgrat hinaufkroch, unterdrückte Angela ein Zittern, um sich nicht zu verraten. Denn das würde dem sadistischen Hurensohn gefallen. Oh, ja. Nichts machte ihn mehr an, als der Anblick ihrer Furcht. Das hatte sie im Verhörraum auf die harte Tour gelernt. Sie schob die Erinnerung beiseite. Ihre Erfahrung sagte ihr, dass der Bastard sie gerne eingeschüchtert und unterwürfig sah. Der Kerl war wirklich ekelhaft. Lothair war brillant mit großem B und ein skrupelloser Taktiker, maß ihre Schwäche, setzte sie gegen sie ein, trieb ihre Vorstellungskraft immer tiefer in die Gefahrenzone.
    Himmel, warum brauchte der Aufzug so lange? Sie musste hier raus. Musste diesem manipulativen Mistkerl entkommen, denn …
    Sie konnte ihn riechen. Fühlen, wie er sie anstarrte, auch wenn sie ihn nicht sah. Und während sein Blick über ihren Körper wanderte – wachsam, wartend –, zog sich ihr Magen zusammen. Ihre Muskeln spannten sich an, bereit loszuschlagen. Es würde sich so gut anfühlen, ihm eine zu verpassen. Einfach auszuholen und ihm den Ellbogen ins Gesicht zu rammen. Das Knacken zu spüren, wenn seine Nase brach, und seinen schmerzerfüllten Aufschrei zu hören. Aber das hatte sie bereits versucht, und ein verschlossener Aufzug war der letzte Ort, an dem eine Frau von Verstand mit einem wütenden Psychopathen festsitzen wollte.
    »Denkst du daran wegzulaufen, wenn die Tür aufgeht, Süße?«, wie eine Giftschlange wand sich seine Stimme durch die Stille. Angela schrie innerlich. Er stieß sie mit der Stiefelspitze an. »Komm schon. Mach es interessant. Lauf.«
    Angela schluckte ihre Wut zusammen mit einer unklugen Bemerkung hinunter. Man konnte Feuer nicht mit Feuer bekämpfen. Worte würden ihr nichts einbringen außer noch mehr blauen Flecken. Die beste Strategie war Schweigen. Ihre ausbleibende Reaktion würde ihn zur Weißglut treiben. Ihn vielleicht sogar so sehr verärgern, dass er einen Fehler beging und die Information preisgab, die sie brauchte, um sich zu befreien.
    »Was? Nichts mehr zu sagen? Willst dich nicht mehr wehren?« Er beugte sich vor, viel zu nah, provozierte sie, ohne sie zu berühren. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich. »Wie schade. Ich mag es, wenn meine Mädchen ein bisschen wehrhaft sind.«
    Wehrhaft. Klar. Was er mochte , war ein lebendiger Sandsack, der weinte und um Gnade flehte. Diese Befriedigung gönnte sie ihm auf gar keinen Fall. Genauso wenig wie einen leichten Sieg.
    Angela bewegte die Hände, um die Durchblutung anzuregen. Als ihre Fingerspitzen zu kribbeln begannen, machte sie sich bereit. Das leise Knarren und Schwanken des Aufzugs verriet ihr, dass sie fast angekommen waren. Sicher, sie mochte um Rettung
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