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Verborgene Sehnsucht

Verborgene Sehnsucht

Titel: Verborgene Sehnsucht
Autoren: Coreene Callahan
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zog. »Wenn das hier vorbei ist, bin ich ein verdammter Eisklotz. Grippostad, ich komme.«
    Rikars Lippen zuckten. Gott sei gedankt für Venom. Der Kerl hatte immer noch was zu sagen. Und das war entweder verflucht lustig, anzüglich oder einfach nur cool. Und es holte Rikar jedes Mal in die Gegenwart zurück, bremste seinen Instinkt lange genug aus, damit sein Verstand wieder die Kontrolle übernehmen konnte. Verdammt, genau das brauchte er jetzt. Wenn er außer sich vor Wut den Verhörraum stürmte, würde er nicht an die Informationen kommen, die er brauchte. Und erst recht keine Karte mit den Koordinaten des Razorback-Hauptquartiers.
    Größtmögliche Zielgenauigkeit. Tödliche Präzision. Ein erfolgreicher Überfall und … Zack! Angela wäre wieder bei ihm und in Sicherheit. War das zu viel verlangt? Er schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter und hoffte wider alle Vernunft, dass dem nicht so war.
    Rikar warf Venom einen dankbaren Blick zu und griff nach dem Türknauf. Das Sicherheitssystem piepste und entriegelte die elektronischen Schlösser. Er spannte die Muskeln an und zog die schwere Tür weit auf. Obwohl er seine innere Mitte wiedergefunden hatte, machte seine eisige Seite sich bemerkbar. Eiszapfen bildeten sich am Griff, bevor er losließ und über die Schwelle trat. Venom folgte ihm fluchend – seine Stiefel rutschten über den gefrorenen Boden – und hielt die Tür mit der Schulter auf, um das vereiste Metall nicht anfassen zu müssen.
    Das Verhörzentrum war noch keinen Monat alt und strahlte kühle Eleganz aus. Die Anlage lag noch unter dem unterirdischen Teil des Hauptquartiers: sicher, hochmodern und kilometerweit von Granit umgeben. Das Gefängnis sprach von einer gewissen Geisteshaltung und fasste nicht mehr als sieben Insassen. Nicht, dass er so viele Razorback in der Nähe des Black Diamond wissen wollte. Vor allem jetzt, da Bastians Gefährtin hier wohnte. Aber man sollte immer auf alles vorbereitet sein.
    Das hatte Gage ihm jedenfalls immer wieder erklärt.
    Ihr Schrauber-Schrägstrich-Architekt-Schrägstrich-Ingenieur und … na ja, gut. Der Kerl war ein Alleskönner, wenn es ums Bauen ging. Und jetzt, da der Hauptteil des Gebäudes fertig war? War er froh, dass Gage Bastian dazu überredet hatte, das Gefängnis zu errichten.
    Was aber nicht hieß, dass ihm die Magie, die es umgab, gefiel. Die elektrostatische Strömung pulsierte durch die Luft, attackierte sein zentrales Nervensystem und setzte ihm zu, bis es sich anfühlte, als schrumpfe seine Haut. Dann folgte Übelkeit, und er spürte, wie seine Kehle brannte.
    Na, wenn das kein Spaß war. Mhm, nicht gerade ein Picknick. Nur Stahlwände, Betonfußböden und gedämpfte Halogenlampen, die in der Mitte der fast vier Meter hohen Decken entlangliefen.
    Rikar bog um eine Ecke. Sein Körper verkrampfte sich, und seine innere Anspannung nahm zu, bis die Wände näher zu kommen schienen. Was ihn nicht überraschte. Geschlossene Räume waren einfach nicht sein Ding. Venom dagegen machte die Enge nichts aus, er nahm sogar gerne den Aufzug in den oberirdischen Teil ihres Quartiers.
    Aber verdammt, sogar sein Kumpel scharrte unruhig mit den Füßen über den Boden. »Ich hasse diesen Ort«, knurrte er.
    »Fast da«, sagte Rikar mehr zu sich selbst als zu Venom.
    Er hoffte, die Tatsache laut auszusprechen, würde ihn beruhigen. Leider vergebens. Das Brausen unter seiner Haut wurde immer stärker, je näher sie dem Zentrum des Gefängnisses kamen. Das Gefühl zog sich durch seine Wirbelsäule, während er die Stufen hinunterjoggte. Der Abstieg war schnell und kontrolliert, er konzentrierte sich ganz auf die Tür am Ende der Treppe. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme. Ein Weg hinein. Einer heraus.
    Auf halbem Wege gab er mit einem mentalen Befehl den Sicherheitscode in die Tastatur ein. Die elektronischen Schlösser klickten. Mithilfe seiner Gedanken ließ er die Tür weit aufschwingen, bevor er über die Schwelle in den großen Raum trat.
    Er bemerkte, dass er die Luft angehalten hatte. Um ihn herum ließ die elektrische Spannung nach und verdichtete sich jetzt um die Gefängniszellen, die an der linken Seite des schmalen Raumes entlangliefen. Im Vorübergehen überprüfte er die erste und hielt Ausschau nach dem Razorback mit den violetten Augen.
    Leer.
    Die zweite auch. Das ergab Sinn.
    Bastian würde den Bastard in die größte Zelle stecken. Der Raum, der am weitesten von der Tür entfernt lag, bot die größte Ellbogenfreiheit für alle
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