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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung
Autoren: Lars Arffssen
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von denen ich nie geglaubt hätte, dass man sie mit Peitschen, heißem Wachs und Hamstern anstellen kann.
Bin ich geflohen? Nein. Warum? Ich glaube, ich muss gerade dir die komplexen Gründe nicht erklären, die eine Frau dazu bringen, in Unterwerfung zu verharren. Wir haben beide mit angesehen, was unsere Mutter ertragen musste, obwohl nur du es wirklich verstanden hast. Aber ich bin zu Twigs Vater gegangen. Ich flehte ihn an, mit seinem Sohn zu reden. Er nannte ihn einen Versager, wies aber ansonsten jede Verantwortung von sich.
In der Zwischenzeit hatte Twig langsam begriffen, dass mein Buch ziemlich gut war (obwohl er das natürlich niemals in meiner Gegenwart zugegeben hätte). Er sperrte mich jeden Tag mit meiner Schreibmaschine in ein Zimmer und ließ mich erst wieder hinaus, wenn ich zweitausend Wörter geschrieben hatte. Das ging monatelang so weiter. Als ich endlich fertig war, nahm er das Manuskript an sich, strich meinen Namen auf der Titelseite durch und warf mich aus seiner Wohnung. Als ich ein paar Stunden später wiederkam, musste ich feststellen, dass er die Schlösser ausgetauscht hatte. Ich war ratlos. Also ging ich nach Berlin zurück, wohnte dort bei Freunden und begann wieder mit meinem Kampfsporttraining. Eines Tages las ich seinen Blog, und das bewog mich dazu, nach Stockholm zurückzukehren.
     
    «Ich bin mit dem Manuskript fertig», sagte Blomberg. Er gab Nix Arssen das Bündel Papier zurück. «Danke, dass Sie es mich haben lesen lassen.»
    «Gern geschehen. Das ist doch das Mindeste, was ich tun konnte, zumal Sie es ja entdeckt haben.»
    Sie saßen in Angstrom’s Literaturklub, der sehr beliebt war bei den Lektoren vom Norstedts Förlag.
    «Also nichts mit UKEA und Möbeldesign und Hitler», sagte Blomberg. «Das war alles ein Ablenkungsmanöver.»
    «Ja, sozusagen. Twig muss seine Meinung geändert haben.»
    «Das ist doch wirklich ein Ding. Wir sind alle von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen. Mit schwerwiegenden Folgen, in Dagher Ukeas Fall. Sie haben sicher gehört, dass er des Mordes an Reinhard Niemand angeklagt ist.»
    «Soweit ich weiß, hatte er Niemand auch mit dem Mord an verschiedenen anderen Leuten beauftragt. Sie eingeschlossen.»
    «Na, ich nehme an, ich muss mir wegen Dagher Ukea erst einmal keine Sorgen mehr machen. Er könnte sechs Jahre bekommen.»
    «Wenn nicht sogar sieben. Die Gerichte gehen in den letzten Jahren härter mit Mördern um.»
    Blomberg nahm einen Schluck aus seinem Trog mit schwärzlichem Eyjafjallajökull-Gebräu.
    «Ich muss zugeben, dass ich keinen Roman erwartet hatte.»
    «Dichtung war schon immer Twigs Steckenpferd.»
    «Ja. Ich habe seine früheren Manuskripte gelesen. Aber dieses hier ist ganz anders.»
    «Das nehme ich an.»
    «Diesmal ist es ein Krimi, der in Stockholm spielt.»
    «Schreib über das, was du kennst», sagte Arssen und lächelte dünn. Er hatte sein Perrier nicht angerührt.
    «Ich war jedenfalls ziemlich beeindruckt. Dieses Buch ist hervorragend.»
    «Das sehe ich auch so.»
    «Viel konzisere Sätze. Konturiertere, rundere Charaktere. Viel besserer Handlungsbogen.»
    «Offenbar hat mein Sohn mit der Zeit dazugelernt.»
    «Bemerkenswert viel, würde ich sagen. Er zeichnet allerdings kein sehr schmeichelhaftes Bild von unserer Stadt. Ich wusste gar nicht, dass sich Twig so sehr für Gewalt gegen Frauen interessiert.»
    «Nun, er war natürlich immer ein sensibler Mensch.»
    «Interessant ist auch, dass er seine Hauptfigur an Lizzy Salamander anlehnt. Ohne dass er sie jemals getroffen hätte.»
    Arssen schob die Perrier-Flasche ein paar Zentimeter zur Seite. «Fröken Salamander war im Laufe der Jahre oft in den Schlagzeilen, Herr Blomberg.»
    «All die Details aus ihrer Kindheit. Hat er die auch aus der Presse?»
    «Was wollen Sie damit andeuten, Herr Blomberg? Nicht, dass das von Belang für mich wäre. Sie haben das Manuskript gefunden. Ich habe Sie mehr als angemessen dafür entlohnt. Jetzt können Sie sich wieder Ihrem Blog widmen.»
    «Da liegen wir ja ganz auf einer Linie, Herr Arssen. Gerade hatte ich darüber nachgedacht, in meinem nächsten Blogeintrag über Ghostwriter zu schreiben.»
    Arssens Augen wurden zu Schlitzen. «Unglücklicherweise ist Chamelea Salamander kein Geist, sondern nur allzu real. Allzu real und allzu gestört.»
    «Sie schenken ihrer Geschichte keinen Glauben?»
    «Erst behauptet sie, dass Hitler ihr Großvater war, als Nächstes, dass sie die Autorin von Twigs Buch ist. Wo hört sie auf
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