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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers
Autoren: Carmen Korn
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sollte sie ihr da die traurigen Gedanken anhängen?
    »Ich habe auch an Jef gedacht«, sagte Vera, »er gehört dazu.«
    »Ist alles nicht gerecht«, sagte Anni, »die ganze vorzeitige Sterberei.« Sie sah zu dem Kleinen hinüber, der gerade gewickelt wurde. »Hast du denn jetzt einen Namen für ihn?«
    »Nicht Jef«, sagte Vera, »und nicht Gustav.«
    Anni sah enttäuscht aus. Sie hatte Veras Vater Gustav geliebt und ihre Liebe hinter viel keuscher Verehrung versteckt.
    »Vielleicht Llewellyn«, sagte Vera. »Leander? Leander Lichte. Hat beides was mit Löwe zu tun, und wir wollen doch, dass er gut brüllt.« Sie grinste.
    »Dann doch lieber Leo.«
    »Nein«, sagte Vera und sah zu ihrem Kind hinüber, das mit dem Brüllen bereits begonnen hatte. Sie schob ihr Hemd über eine Schulter, machte eine Brust frei und nahm den Kleinen entgegen.
    »Du bist ein Naturtalent«, sagte Anni, »auf Nelly kommst du bestimmt nicht.« Tränen der Rührung traten ihr in die Augen.
    »Ist das der Vater, der da draußen sitzt?«, hörten sie den Arzt fragen. »Vielleicht sollten wir ihn mal hereinholen.«
    »Nick, sagte Anni, »der Arme sitzt noch da und ahnt nichts.«
    »Gott«, sagte Vera, »den hatte ich ganz vergessen.«
    Nick sagte, das Kind sehe aus wie Jef. Er strich dem Jungen über die Stirn und die kleine Nase, die schon ahnen ließ, dass sie einmal groß sein würde wie die von Gustav.
    Nicks Gesten waren liebevoll wie seine Worte, denn in dieser ersten Stunde seines Lebens hatte das neugeborene Kind keinerlei Ähnlichkeit mit seinem hübschen Vater.
    Nick, der ewige Zweite im Leben der Frauen. Er war es sogar im Leben von Leo gewesen, seiner eigenen Verlobten ...
    »Nu sitzen wir hier wie die Heilige Familie«, sagte Anni, »will denn kein anderer in den Kreißsaal?« Sie hätte wieder heulen können, vor Glück wohl, sie war sich nicht ganz sicher.
    »Das sind die Hormone, Annilein«, sagte Vera, »das ist so nach einer Schwangerschaft. Heul du nur.«
    »Nicht, dass du denkst, du musst mich nicht mehr ernst nehmen«, sagte Anni und holte ein Taschentuch aus ihrem Krankenhauskittel.
    Der Krach auf dem Gang kam jäh. Noch ehe sie ihn deuten konnten, wurde die Tür zum Kreißsaal aufgerissen, und eine Schar türkischer Frauen zog ein, in ihrer Mitte eine junge Frau, die in einer hohen Tonlage schrie.
    »Bitte, Schwester. Bringen Sie Frau Lichte auf ihr Zimmer.« Die Stimme des Arztes ging irgendwo in dieser Schar verloren, er hatte vergeblich versucht, sich an die Spitze zu setzen.
    »Anne«, schrie die junge Türkin.
    »Meint sie mich?«, fragte Anni und sah sehr überrascht aus.
    »Das heißt Mama«, sagte Nick, »Mama auf Türkisch.«
    »Dass wir in unserer größten Not alle Mama schreien«, sagte Vera, »muss wohl in den Genen sein, selbst wenn man eine Mutter wie Nelly hat.«
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