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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers
Autoren: Carmen Korn
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Müttern. Abhanden gekommenen Vätern.
    Den Wahnsinn und das Böse.
    Pit hatte sich lange dagegen gewehrt. Doch er glaubte längst, dass es das Böse gab. Menschen, die es in sich trugen.
    Er sah dem Mann nach, der von zwei Polizisten abgeführt wurde, die auf einmal dankbar waren, dabei gewesen zu sein. Den Frauenmörder gefasst zu haben.
    Pit lächelte Vera zu, die sich auf das Stehpult stützte und ihn ansah. Blass war sie. Sehr blass.
    »Ich gratuliere Ihnen«, sagte er, »Sie sind es, die den Schlüssel zu allem gefunden hat.«
    Vera nickte und sah sich nach Nick um.
    Warum glaubte sie nur, dass es noch nicht zu Ende war.
    Der große Schrank wurde aufgebrochen, und sein Inhalt überraschte alle. Lauter Kinderkleider. Kleider, die achtjährigen Mädchen passten. Spiele für sie. Puppen.
    Harlan schwieg. Zu den Kleidern. Den Morden.
    Zu seiner Herkunft. Seiner Geschichte.
    Doch Pit brauchte kein Geständnis. Sein Traum von in flagranti hatte sich für ihn erfüllt.
    Es gab noch mehr, das sie zusammengetragen hatten.
    Eine Zigarette, die auf einem Trümmergrundstück gefunden worden war. Spuren eines Lippenstiftes. Speichel an beidem, der mit dem von Harlan übereinstimmte.
    Das Büro einer Künstleragentur in der Speicherstadt wurde entdeckt und die glanzvolle Garderobe einer teuren Frau gefunden. Ein kleines Behältnis mit blauen Kontaktlinsen. Philip Perak hätte dazu etwas sagen können.
    Das Holz der alten Dielen, die dort lagen, war identisch mit dem Splitter aus Undines Schulter.
    Sie konnten sich an die Brust klopfen.
    Einige taten es auch. Es waren die Falschen.
    »Wirst du weitermachen?«, fragte Nick, als Pit an seinem Küchentisch saß und eine Flasche Wein leerte.
    Pit würde weitermachen.
    Genau wie Nick noch nicht aufgab, an Leo und an sich zu glauben. Einen Tag und eine Nacht lang war er nicht von ihrem Bett gewichen. Dann hatte sie sich genügend erholt gehabt und war zu dem Gut in Holstein gefahren.
    Vera bereitete sich auf ihre Hochzeit vor.
    Kleiner. Viel kleiner sollte sie sein, als sie zuerst gedacht hatte. Den Küchentisch decken. Die Liebsten um den Tisch versammeln. Dabei das Kleid von Versace anhaben.
    Hatte sie nicht immer die Kontraste geliebt?
    When autumn leaves start to fall.
    Es war wirklich ihr letztes Lied in der Bongo-Bar gewesen.
    Doch Jef spielte noch jeden Abend dort.
    Im November lief sein Vertrag aus.
    Die Mörder von Jorge und dem Holländer Michel waren noch nicht gefunden worden.
    Ein Tag im Oktober, der den Nebel des Novembers vorwegnahm. Vera sprach mal wieder von einem Kaminofen.
    Doch überall dort, wo ein Abzug des Schornsteins war, wäre er nur störend gewesen.
    Jef kannte die Diskussion noch nicht, doch Anni ließ sie nur die Augen verdrehen. Sie hatte die große Vorbereitung für das kleine Essen am Küchentisch aufgenommen, obwohl es noch Tage Zeit damit hatte. Eigentlich war sie glücklich.
    Fing es nicht an, ein bisschen wie früher zu sein, wenn Jef an den Nachmittagen kam und sich ans Klavier setzte?
    »Er spielt wie Gustav«, sagte Anni, als Vera in die Küche kam, »genau das hat dein Vater auch immer gespielt.«
    Es war Stardust, was Jef da spielte.
    Er ahnte nicht, wie sehr er Vergangenes damit beschwor.
    Durch die Wände hindurch.
    Es war grau. Es war neblig. Es waren glückliche Tage.
    An denen Vera strahlend durch die Wohnung ging und ihr Geheimnis nur mit Jef teilte.
    Der Tag der Verkündung würde bald kommen.
    Sie saßen am Küchentisch. Vera, Anni, Jef und Nick.
    Aßen Falschen Hasen und tranken Salice, der hier immerhin auf Fleisch und nicht auf Hühnersuppe traf.
    War denn alles gut ausgegangen?
    Sieben junge Frauen waren gestorben.
    Leo hatte überlebt.
    »Harlan geht mir nicht aus dem Kopf«, sagte Nick, »was mag er erlebt haben, dass er zur Mondfrau wurde?«
    Ausgerechnet Nick. Der betrogene Nick. Er fing noch an, ein Herz für Harlan zu haben.
    Der Rächer der Verfolgten.
    »Denk mal an den kleinen Jungen auf Sylt«, sagte Anni.
    Sie hatte die Zeitungen gründlich gelesen.
    An diesem Abend hörten sie das erste Mal wieder von Perak.
    Vera hatte ihn auf Reisen vermutet.
    Das Klavierspiel, das durch die Wände drang, klang seltsam unbeholfen. Wo war die Virtuosität, die Perak trotz all seiner Schrecklichkeiten hatte?
    Es dauerte eine Weile, bis sie erkannten, was er da spielte.
    Philip Perak hatte sich an Stardust herangetraut.
    Vierzehn Tage, in denen er allen Glanz verloren hatte.
    Nur seine Augen glänzten gelegentlich noch, als sei er
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