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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers
Autoren: Carmen Korn
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sollen.
    Sie schien wach zu werden.
    Sah sie nicht aus, wie vom Prinzen wachgeküsst? Die Wangen rot. Die kurzen Locken zerzaust. Schlafwarme Haut.
    Leo erschrak und setzte sich hastig auf.
    »Seit wann bist du hier?«
    »Noch nicht lange«, sagte Harlan.
    »Wo warst du?«
    »Das sind zu viele Fragen.«
    »Ich habe noch eine«, sagte Leo. Die Fotografie fiel ihr ein.
    Irgendein Instinkt sagte ihr, dass die wichtig war.
    Harlan sah sie an. Sie würde nach der Tätowiernadel fragen. Er wusste es. Sie sollte eine Antwort haben.
    Harlan wurde völlig überrascht davon, dass sie nach zwei kleinen Mädchen fragte.
    »Wo hast du es gefunden?«
    »In einem Gedichtband.«
    Er wusste, welcher es war. Rose Ausländer. Wieder ein Tag aus Glut und Wind. Das war der Titel des Bandes.
    War seine Schwester nicht Glut und Wind gewesen? Harlan vermisste sie schmerzlich. Ein Verschwinden, für das er nicht verantwortlich war. Das er nicht gewollt hatte.
    Oder hatte er sie zu sehr bedrängt?
    »Meine Schwester«, sagte er, »sie ist tot.«
    »Und das andere Mädchen?«
    Harlan sah sie an. Leo wusste nichts. Sie hatte die Frau, die sie auf dem Parkplatz angesprochen hatte, nie mit ihm in Verbindung gebracht. Es gab keinen Grund, sie zu töten.
    »Das bin ich«, sagte er.
    »Zeig mir das Foto noch einmal«, sagte Leo.
    Nein. Dazu war er nicht bereit. Es gehörte nicht in ihre Hände.
    »Wir haben uns gern verkleidet.«
    Leo nickte. Eine ganz ferne Stimme klang in ihr.
    Eine Frau, die neben einem Auto stand und Leo mit Namen ansprach. Hatte sie vertraut geklungen?
    »Was ist das für ein Gerät unter deinem Schrank?«
    Etwas in ihr wollte aufs Ganze setzen. Wollte Aufklärung.
    Harlan zog die Augenbrauen hoch.
    Auch er setzte aufs Ganze.
    »Ein Tätowiergerät«, sagte er.
    Diese Erinnerung in ihr klang deutlicher. Vera. Vera, die von Nick sprach und den toten Frauen. Tätowierungen am Hals.
    »Du hast keine Tätowierungen.«
    Kannte sie nicht jeden Zentimeter seines Körpers? Nackt.
    »Nein. Ich liebe es nur, Frauen zu tätowieren. Sie mit einem Zeichen zu versehen. Eine Sammlung, die ich anlege.«
    »Du bist verrückt«, sagte Leo. Sie wollte aufstehen. Doch er drückte sie auf das Sofa zurück. Leos Haut wurde feucht und klebte auf dem schwarzen Leder. Sie hatte Angst.
    »Du warst die Schönste in meiner Sammlung.«
    Harlan lächelte. Elf Buchstaben. Auf Leos Hals.
    Es würde sein Meisterstück werden.
    Er hörte nicht auf zu lächeln.
    Auch nicht, als er die Hände um ihren Hals legte.
    Pit kam mit zwei Mann. Der inoffiziellen Besetzung. Auch die hätte nicht vor diesem Kontorhaus hier stehen dürfen.
    Was hatte er in der Hand?
    Nick, dem die Verlobte ausgespannt worden war.
    Ein berechtigter Zorn, den er in sich trug.
    Doch nichts, was einen Polizeieinsatz rechtfertigte.
    Zeilen eines Gedichtes. Gut. Das klang schon besser.
    Die Mondfrau sang im Boote. Eine Mondfrau hatten sie.
    Auf den Hälsen von sieben toten Frauen.
    Doch Pit fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
    Trotzdem öffnete er die mächtige Eichentür mit einem speziellen Dietrich. Auch davon wollte er lieber nichts in den Zeitungen lesen.
    Was ließ ihn springen, wenn Nick pfiff?
    Dass er auf den Instinkt eines alten Kumpels vertraute?
    Dass er glaubte, ohnehin auf dem Absprung zu sein? In ein besseres Leben jenseits der Kriminalpolizei?
    Nick stürmte ihnen voran. Die marmornen Treppen hoch.
    Dann kam diese Vera. Seine Jungs schlichen hinterher. Auch ihnen war das nicht ganz geheuer, obwohl sie wussten, dass es nur seinen Kopf kosten konnte.
    Kurz vor dem vierten Stockwerk wussten sie, warum sie hier waren. Den Schrei hatten sie alle gehört. Ein Schrei, der nach einer gequälten Katze klang. Doch Pit wusste es besser.
    Zu viert schmissen sie sich gegen die Tür.
    Die unerwartet schnell nachgab.
    Nicht schnell genug für die Frau, die auf dem Sofa lag.
    Pit presste ihr die Lippen auf den Mund.
    Hatte er diese erste Übung für den Notfall jemals gebraucht?
    Ein Glücksgefühl strömte durch Pit, als sie zu atmen anfing.
    Fast wäre er in Tränen ausgebrochen.
    Doch das tat Nick schon für ihn.
    Der Notarzt war da, kaum dass diesem hübschen jungen Mann die Handschellen angelegt worden waren.
    Sah so ein Mörder aus?
    Wie hatte Jack the Ripper ausgesehen?
    Pit betrachtete das Tätowiergerät.
    Welch ein Trauma mochte hinter dieser Geschichte stehen?
    Obwohl er zunehmend davon überzeugt war, dass es einen Wahnsinn jenseits von misslungenen Kindheiten gab. Von gnadenlosen
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