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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger
Autoren: Susan Hastings
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Männer auf dem Hof. Doch welchem Hof? Etwa dieses eilig erbaute kimbrische Langhaus, das sie vor dem nahenden Winter errichtet hatten, als ihnen der weitere Zug nach dem Süden durch Schneestürme verwehrt wurde? Die Sorge um das tägliche Brot hatte scharfe Falten in ihr Gesicht gegraben. Was war von ihrer einst stolzen Sippe geblieben, seit sie ihre alte Heimat am Rande des Meeres verlassen hatten? Sie wandte sich um und bedachte den hölzernen Planwagen mit einem traurigen Blick. Sie spürte ganz deutlich, dass sie auch hier nicht lange verweilen würden. Da würde auch ein Opfer an Nerthus nicht viel bewirken. Trotzdem würden sie es versuchen. Das Blut des geschlachteten Lammes, die Milch ihrer besten Kuh, das Brot aus hellem Mehl und die Nüsse würden Nerthus versöhnlich stimmen. Die Menschen würden die Äcker drei Mal gegen die Sonne umrunden und dann ihr Opfer darbringen. Das musste Nerthus doch akzeptieren! Fast grimmig walkte Hertha den Teig durch, den sie am Tag vorher zum Gären angesetzt hatte. Als sie das lachende Gesicht ihrer Tochter sah, verflog ihr Ingrimm. Sie wischte ihre mehligen Hände am Rock ab und zog ihre Tochter zu ihrer Lagerstatt. Sie wühlte unter ihrer Strohmatratze und brachte einen fein gearbeiteten Dolch mit Hirschhorngriff zum Vorschein. Sigruns Augen weiteten sich.
    »Ist das meine Gabe an Helfgurd?«, fragte sie überrascht.
    Hertha nickte. »Den Dolch habe ich bereits als Gabe empfangen. Er ist der heiligen Weihe des Ehebeginns angemessen. Natürlich nur, wenn Helfgurd seinerseits ein angemessenes Geschenk bringt. Das sind nicht nur das Joch Ochsen und das aufgezäumte Pferd. Das sind auch Schild, Schwert und Speer.«
    »Ich weiß«, bestätigte Sigrun. »Zweifelst du daran, dass er gebührende Geschenke bringt?«
    »Nein«, lachte Hertha. »Und nun beeil dich mit der Arbeit! Wenn die Sonne sinkt, kommt der Vermittler. Bis dahin gibt es noch allerhand vorzubereiten.«
    Gegen Mittag kehrte Sigmund schwitzend und mürrisch von den Feldern zurück. Er fand es unter seiner Würde, gemeinsam mit den Knechten die Ochsen zu treiben und die Felder zu bestellen. Was war nur aus den stolzen und kämpferischen Kimbern geworden? Elende Landsklaven! Er füllte ein großes Maß mit Gerstenbier und trank es in einem Zug aus. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Lippen, um dann zum Bach zu gehen und sich zu waschen. Er war sich seiner Aufgabe bewusst, den Vermittler von Helfgurd zu empfangen. Und dazu musste er sauber und ausgeruht sein und sein gutes Gewand tragen.
    Vom Bach aus beobachtete er seine hoch gewachsene Tochter. Sie fütterte die Schweine im Verschlag neben dem Haus. Wieder runzelte er die Brauen. Es war nicht Sache der Tochter eines freien Mannes, die Schweine zu füttern. Doch die letzte Magd war im Winter gestorben; wie die Knechte an Hunger und Krankheit.
    »Ich wünsche dir ein besseres Leben, Sigrun«, murmelte Sigmund und begann, sich gemächlich zu rasieren.
    Der einäugige Eisenhard kam auf einem prächtig geschmückten, mausgrauen Pferd geritten und blickte etwas verächtlich auf das schäbige Langhaus herab. Waren diese Leute wirklich eine Verbindung mit seiner Sippe wert, aus der auch Fürst Boiorix stammte?
    Sigmund kam ihm entgegen und hieß ihn auf seinem Hof willkommen. Wie Eisenhard trug auch Sigmund ein eng anliegendes wollenes Untergewand mit langen Ärmeln, lange Bruchhosen und einen farbenprächtigen, gewebten Umhang, der über der rechten Schulter mit einer Fibel zusammengehalten wurde.
    Vor dem Haus legte Eisenhard seine Waffen ab. Heimlich bewunderte Sigmund den wertvollen Lederschild mit magischen Zeichen. Ob er nicht doch Odin war? Sigmund würde jedenfalls sehr zuvorkommend zu ihm sein.
    Im Wohnraum nahm Eisenhard auf einem Schemel Platz, während der Hausherr auf einem thronähnlichen Holzstuhl hockte. Der Tisch war übervoll beladen mit Schüsseln und Tellern, auf denen sich Lammfleisch, Roggenbrot, Hafergrütze, Käse, Trockenobst und Nüsse türmten. In Krügen standen Obstwein und Met bereit. Hertha hatte sich in eine Ecke des Raumes zurückgezogen und wartete auf Befehle ihres Mannes, falls der Gast noch essen und trinken wollte. Sie wusste, die Verhandlungen würden sich bis in die Nacht hinziehen. Ihr Sohn und die Knechte würden hinzukommen und Eisenhard würde dann derart betrunken sein, dass er nicht mehr auf sein Pferd steigen konnte. Das Pferd stand bereits in einer der Boxen und kaute bedächtig duftendes Heu.
    Sigrun füllte im
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