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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig
Autoren: Shaya
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Donna Leon
    Endstation Venedig
    Commissario Brunettis zweiter Fall
    Roman
    Aus dem Amerikanischen von
    Monika Elwenspoek
    Scan: Shaya und bookman
    Korrektur und Layout: Shaya
    Version: 1.0

    Titel der 1993 bei Harper Collins, New York, erschienenen Originalausgabe:
    >Death in a Strange Country<
    Copyright c 1993 Donna Leon
    Umschlagfoto: Copyright c Helga Sittl
    Für Peggy Flynn
    Alle deutschen Rechte vorbehalten
    Copyright c 1995
    Diogenes Verlag AG Zürich
    250/95/24/1
    ISBN 3 257 06051 3

    Zusammenfassung
    Ein neuer Fall für Commissario Brunetti: Die aufgedunsene Leiche eines kräftigen jungen Mannes schwimmt in einem stinkenden Kanal in Venedig. Und zum Himmel stinken auch die Machenschaften, die sich hinter diesem Tod verbergen: Mafia, amerikanisches Militär und der italienische Machtapparat sind gleichermaßen verwickelt. Ja gibt es Verbindungen zur Drogenszene? Einen Giftmüllskandal?
    Eine harte Nuß für Brunetti, der sich nicht unterkriegen läßt: Venedig durchstreifend und seine Connections nutzend, ermittelt er ebenso sympathisch wie unkonventionell. Dank seiner Menschen-kenntnis und seinem souveränen Umgang mit den Autoritäten bringt er ebenso gelassen wie engagiert Licht in die dunklen Machenschaften. Drohen doch andernfalls eine junge Ärztin, eine sizilianische Mamma, ein unverbesserlicher Kleinbetrüger und unschuldige Kinder zu Opfern von Schlendrian und Gewinnsucht zu werden.
    Mit ihrem ebenso schlauen wie gemütvollen, lebensklugen Commissario, der sich mit italienischem Geschick zwischen Korrektheit und Korruptheit zu bewegen weiß, hat Donna Leon einen Ermittler geschaffen, den der Leser nur ins Herz schließen kann.

    Volgi intorno lo sguardo, o sire, e vedi qual strage orrenda nel tuo nobil regno, fa il crudo mostro.
    Ah mira allagate di sangue quelle pubbliche vie.
    Ad ogni passo vedrai chi geme, e l’alma gonfia d’atro velen dal corpo esala.
    Blick umher, o König, und sieh, welche Verwüstung das wilde Ungeheuer in deinem stolzen Reich anrichtet! Sieh die offenen Straßen vom Blut überschwemmt! Bei jedem Schritt findest du einen, der stöhnend aus dem vom scheußlichen Gift geschwollenen Leib die Seele aushaucht!
    IDOMENEO

    1
    Die Leiche trieb mit dem Gesicht nach unten im dunklen Wasser des Kanals. Sanft zog die zurückgehende Flut sie zur offenen Lagune hin, die am Ende des Kanals begann. Der Kopf schlug ein paarmal gegen die bemoosten Stufen am Ufer vor der Basilika SS. Giovanni e Paolo, verfing sich dort einen Augenblick und drehte ab, als die Beine in elegant tänzerischem Bogen herumschwangen, den Körper mit sich fortzogen und ihn weiter aufs offene Wasser und die Freiheit zudriften ließen.
    Von der nahen Kirche schlug es vier Uhr morgens, und der Sog des Wassers verlangsamte sich wie auf Befehl der Glocke.
    Er ließ immer mehr nach, bis der Moment völliger Ruhe zwischen den Gezeiten erreicht war, wenn das Wasser darauf wartet, daß die neue Tide ihr Tagwerk übernimmt. Gefangen in dieser Ru-he schaukelte das leblose Ding auf dem Wasser, dunkel gekleidet und unsichtbar. Die Zeit verstrich im Schweigen, das kurz darauf von zwei vorbeigehenden Männern gebrochen wurde, die sich leise in dem an Zischlauten reichen venezianischen Dialekt unterhielten.
    Einer schob einen flachen, mit Zeitungen beladenen Wagen und war auf dem Weg zu seinem Kiosk, der andere zu seiner Arbeit im Krankenhaus, das eine ganze Seite des großen, offenen Campo einnahm.
    Draußen in der Lagune tuckerte ein kleines Boot vorbei, und kleine, kurze Wellen kräuselten den Kanal, spielten mit der Leiche und drückten sie gegen die Mauer.
    Als die Glocken fünf schlugen, stieß in einem der Häuser am Kanal eine Frau die dunkelgrünen Läden ihres Küchenfensters auf, drehte sich um und stellte die Gasflamme unter ihrem Kaffeetopf kleiner. Verschlafen löffelte sie Zucker in eine kleine Tasse, drehte mit geübter Handbewegung das Gas ab und goß mit dickem Strahl den Kaffee in ihre Tasse. Dann umfaßte sie mit beiden Händen die Tasse und trat ans offene Fenster, wo sie, wie jeden Morgen seit Jahrzehnten, zum großen Reiterstandbild des Condottiere Colleoni hinübersah, einst der gefürchtetste aller venezianischen Heerführer, jetzt ein guter Nachbar. Für Bianca Pianaro war dies der friedlichste Augenblick des Tages, und der in ewiges bronzenes Schweigen gegos-sene Colleoni war der ideale Genosse für diese kostbare, heimliche und stille Viertelstunde.
    Sie schlürfte ihren Kaffee, freute sich an dessen
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