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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger
Autoren: Susan Hastings
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übermütig und verschwand zwischen den Stämmen des Waldes.
    »Ich bin ein guter Jäger«, rief Helfgurd und lief mit ausgreifenden Schritten den Hang hinauf.
    »Das bezweifle ich«, neckte ihn Sigrun. »Denn nichts ist mir heiliger als meine Freiheit.«
    »Das weiß ich. Und dass du sehr stolz bist. Aber ich weiß auch, dass du mich liebst. Und deshalb lässt du dich freiwillig von mir fangen.«
    »Das glaubst auch nur du, wilder Jäger! Gib dir Mühe, deine Hirschkuh zu jagen!«
    Glucksend hüpfte sie immer weiter in den Wald, um sich vor Helfgurd zu verstecken.
    Schräge Sonnenstrahlen drangen durch die dunklen Zweige und zauberten ein unwirkliches, gelblich grünes Licht. Weiße Nebelschwaden stiegen vom Boden auf. Sigrun hockte sich zwischen breit gefächerten Farn. Es roch nach feuchter Erde und Harz. Sie ahmte den Ruf einer Eule nach, um Helfgurd zu locken. Dann wartete sie.
    Hinter ihr raschelte es. Lachend drehte Sigrun sich um – und erstarrte. Sie blickte auf kräftige, schwarz behaarte Beine, die in Riemensandalen steckten. Langsam wanderten ihre Augen aufwärts zu dem kurzen Lederschurz und dem blinkenden Brustpanzer. Unter einem federbuschigen Helm blickten sie kalte, schwarze Augen an. Römische Soldaten!
    »Odin, hilf!« schrie Sigrun. Im gleichen Moment sprang sie auf. Mit ihren langen, kräftigen Beinen lief sie um ihr Leben. Im Zickzack jagte sie zwischen den Bäumen hindurch, schlug Haken, lief auf das Licht zu, den Waldrand, das rettende Tal. Die kräftigen Knechte würden diesen verdammten Römern die Schädel einschlagen. Wo war bloß Helfgurd?
    Einer der Soldaten grinste breit. »Die kann aber rennen!«, staunte er. »Auf die Pferde! Diese Wildkatze schnappen wir uns!« Die Römer schwangen sich auf ihre eleganten Pferde und ritten hinter der flüchtenden Sigrun her. Dabei lachten sie. Es war ein Spaß wie bei einer Hasenjagd.
    »Kreist sie ein!«, rief der Anführer, als Sigrun aus dem Wald heraus auf die grüne Hangwiese lief. Unter lautem Gejohle jagten sie das verzweifelte Mädchen mal hierhin, mal dorthin, um sie zu ermüden. Doch Sigrun hatte Kraft, viel Kraft. Mit einer heftigen Bewegung riss sie einen der Soldaten von seinem Pferd. Er rollte fluchend über das Gras und rappelte sich wieder auf. Sigrun versuchte, auf das Pferd zu springen, indem sie sich in seine Mähne krallte. Beinahe war es ihr gelungen, als ein anderer Soldat ihr mit dem Knauf seines Kurzschwertes über den Kopf schlug. Mit einem dumpfen Schmerzlaut stürzte Sigrun zu Boden.
    »Ist sie tot?«, fragte einer.
    »Nein, nein! Wäre doch schade um sie. Schaut euch mal die Haare an, gelb wie Sonnenstrahlen. Was würde sie auf dem Markt bringen?«
    Der gestürzte römische Soldat hatte sich wieder auf sein Pferd geschwungen. Nachdenklich blickte er auf Sigrun herab. Ihr Rock war zerrissen und zeigte ihre langen, weißen Beine.
    »Sie ist groß und kräftig, und diese herrlichen Beine! Es wäre ein Spaß, sie gleich hier zu vergewaltigen. Ihr müsst nur die Beine festhalten.« Er lachte.
    »Mach keinen Unsinn! Der Centurio hat gesagt, wir sollen ihm hübsche Jungfrauen bringen. Nur die erreichen einen hohen Preis. Wenn du sie dir nimmst, hat sie keinen Wert mehr.«
    »Dann eben nicht. Nehmen wir sie mit, und der Centurio soll entscheiden, was mit ihr wird. Pack sie auf dein Pferd, ich habe kein Interesse mehr an ihr.« Gleichmütig wendete er sein Pferd. Zwei Soldaten packten Sigrun und warfen sie bäuchlings über das Pferd. Einer der beiden schwang sich hinauf. Während sie in aller Ruhe das Tal verließen, blickte er auf den vor ihm schaukelnden Körper. Er zog das wollene Unterkleid höher.
    »He, schaut doch mal, was sie für einen tollen Hintern hat, weiß und rund wie der Mond. Wollen wir sie wirklich erst bis ins Lager schleppen?«
    »Ich handele mir wegen dieser Barbarin keinen Ärger mit dem Centurio ein«, sagte der Anführer. »Und wenn sie Haare wie die Sonne und einen Hintern wie der Mond hat. Von der Belohnung für diesen Fang können wir uns mehr als nur ein Mädchen leisten.«
    Beifällig murmelnd trieben die anderen ihre Pferde an.
    Helfgurd hatte das Gefühl, er läge in einem warmen Brei. Er versuchte sich zu bewegen, aber ein unbändiger Schmerz zwang ihn wieder zur Ruhe. Vorsichtig hob er eine Hand und tastete nach seiner Schulter. Er spürte etwas Warmes, Klebriges – Blut! Und mit einem Mal kamen seine Erinnerungen wieder. Er sah Sigrun, wie sie lachend zwischen den Bäumen verschwand, hörte ihre
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