Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
Dervidios.
    Verunsichert blickte Velox zwischen ihr und Verculix hin und her und wog sein Schwert unschlüssig in der Hand. »Was ist los?«
    »Nein! Lass mir mein Kind!« Sigruns Schrei stieg zum nachtschwarzen Himmel empor.
    Velox schwang wieder sein Schwert, im gleichen Augenblick schlug Sigrun es ihm aus der Hand. War es das fahle Licht des Vollmondes, das ihr Gesicht so weiß erscheinen ließ, oder war es das furchtbare Grauen, das sie plötzlich überkam?
    Doch Verculix streckte die Hand aus und deutete auf das Kind. »Du hast es gewusst!« sagte er mit mächtiger Stimme. »Und Velox muss die gessa befolgen. Im sechsten Simivisonios seines Lebens werde ich ihn holen. Auf den Nebelinseln wird er geformt, in den heiligen Hainen erhält er meine Unterweisungen. Bedenke, es gibt viele Berufene, aber nur wenige Auserwählte. Und auch ihr seid Auserwählte.«
    Er wandte sich um und stieg langsam den Hügel hinauf, sich dabei fest auf seinen Stock stützend. Sie blickten auf seinen gebeugten Rücken, der in der Ferne wie der gebogene Hals eines Schwanes wirkte.
    »Was meint er damit, dass wir Auserwählte seien? Warum will er unser Kind?«, fragte Velox und hob sein Schwert wieder auf.
    »Die gessa «, flüsterte Sigrun. »Hast du die gessa vergessen? Er wird ein Eichenpriester werden.«
    Velox ließ sich auf die Bank sinken, Sigrun setzte sich neben ihn und reichte ihm das Bündel mit dem Säugling herüber. Liebevoll hob er es auf seinen Arm und küsste den zarten Flaum auf dem Köpfchen.
    »Es wird nicht unser einziges Kind bleiben«, sagte Sigrun leise.
    »Wir sind dazu ausersehen, unser Volk weiterzuführen. Unsere Kinder und Kindeskinder werden in diesem Land leben. Ist das nicht eine schöne Aufgabe?«
    Velox’ Hand tastete nach Sigrun.
    Sie lächelte wissend. »Wer weiß, vielleicht werden unsere Söhne einmal große Krieger, mutige Helden wie ihr Vater.«
    Velox legte seinen Sohn in den geflochtenen Weidekorb, der an einem Deckenbalken hing, und schaukelte ihn sanft.
    »Möchtest du keine Töchter?«, fragte er.
    »Möchtest du denn Töchter?«, fragte Sigrun zurück.
    »Natürlich, und ich weiß, dass sie so schön werden wie ihre Mutter.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Er lachte. »Es gibt Dinge, die die Natur ganz allein regelt.« Er zog sie auf das Lager und streichelte sanft ihren Körper. »Es war unter der Sonne eines fernen Landes«, begann er leise zu erzählen. »Da lag unter einem Olivenbaum ein Wesen, einer Göttin gleich. Sie war überirdisch schön, ihr Haar glänzte golden wie die Sonnenstrahlen, ihre Augen strahlten im Blau eines klaren Bergsees und ihr Körper schimmerte weiß und fest wie der Marmor aus den Bergen von Carrara. Und als der Mond hinter den Wolken hervortrat, schien ihr Körper von innen zu leuchten wie eine Alabasterlampe. Ein Krieger sah die Göttin und entbrannte in heftiger Liebe zu ihr. Er kniete vor ihr nieder, um ihrer Schönheit zu huldigen. Doch sie begehrte nicht seinen Körper, sondern sein Herz. Da öffnete der Krieger seine Brust und legte der Göttin sein Herz zu Füßen.«
    »Was ist das für eine Geschichte, die du erzählst?«, fragte Sigrun und lächelte. »Sie kommt mir so bekannt vor.«
    »Es ist die Geschichte der Liebe. Unserer Liebe. Es ist die göttliche Geschichte, die zwei Sterbliche erlebten.«
    Sie zog ihn zu sich herunter. »… und noch erleben«, flüsterte sie. Als sich ihre Lippen vereinigten, schien der Augenblick zur Ewigkeit zu werden.

Begriffserklärung
    Amica Amphore lat.: »Freundin«, Prostituierte Vorratsgefäß für Wein, Öl etc., fest verschließbar, zweihenklig
    Apodyterium Um-/Auskleideraum in röm. Badehäusern
    Atrium Vor-/Empfangshalle in röm. Villen
    Bacchanal Heiligtum des Bacchus, Mysterienfest
    Bacchus röm. Gott des Weines, entspricht dem griech. Gott Dionysos
    Balineum Baderaum, Schwimmhalle
    Calceus geschlossener Lederschuh für die Winterzeit, als Halbschuh oder Knöchelstiefel
    Caliga Riemensandale, entweder in einfacher knöchelhoher Ausführung oder als Legionärssandale mit mehrlagiger Sohle und Eisennägeln
    Cella meretricia Kundenzimmer einer Prostituierten
    Chiton gürtelloses oder gegürtetes Untergewand aus langen Bahnen dünnen Gewebes mit reichem Faltenwurf
    Chlamys knielanger, mantelartiger Überwurf
    Cisium leichter, zweirädriger Wagen
    Columbarium Begräbnisstätte für Urnen
    Convivium Gelage, Gastmahl, Schmaus
    Curia altröm. Senat, auch Senatsgebäude
    Donar auch Thor; german. Gott, Herr der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher