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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger
Autoren: Susan Hastings
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genug Reserven für den weiteren Zug und die Kämpfe zu sammeln!«
    Das unwillige Murmeln während seiner Rede schwoll zu einem empörten Protest an. »Du Feigling, willst du nicht kämpfen?« – »Verkriech dich an den Ofen und lass dich von der Kuh säugen!« – »Hört, ein Zauderer will uns zum Verweilen überreden!« – »Wir sitzen hier in diesen unwirtlichen Bergen, während das gelobte Südland auf uns wartet!«
    Ein junger Mann erhob sich. Es war Helfgurd. Mit einer Handbewegung warf er den Mantel zurück, der seinen Körper verhüllte. Er trug nur ein leinenes Beinkleid, sein Oberkörper war nackt. Er deutete auf die kaum verheilte, grässliche Wunde an seiner Schulter.
    »Das waren die Römer!«, rief er. Ein Raunen antwortete ihm. »Sie haben meine Braut geraubt! Und sie werden auch weiter unsere Jungfrauen und Kinder rauben, unsere Männer in die Sklaverei verschleppen. Wir müssen gegen sie kämpfen, wir müssen unsere Sippen rächen. Boiorix, der du meiner Sippe entstammst, du hast uns bisher geführt. Führe uns jetzt in der Rache, die gewaltig sein wird, gegen die Römer!« Wieder toste Beifall, und die Bauernkrieger klopften gegen ihre Schilde.
    Da erhob sich Boiorix, der gewählte Fürst, König, Anführer, der mutige Heißsporn und tapfere Draufgänger. Er war noch jung, nur wenige Jahre älter als Helfgurd. Mit einer gebieterischen Handbewegung verschaffte er sich Ruhe.
    »Diese Römer halten sich für unbesiegbar. Das haben sie mir frech ins Gesicht gesagt. Doch gegen uns Kimbern haben sie keine Chance, diese kleinen schwarzen Hähne mit ihren Federbüschen auf dem Kopf.« Er erntete Gelächter ringsum.
    »Wir werden Rache üben, das gebietet unsere Ehre. Rache für jeden Verschleppten unseres Volkes, Rache für jedes Stück geraubtes Vieh, Rache für jedes verbrannte Dorf.«
    »Rache! Rache! Rache!«, erscholl es aus tausend Kehlen.
    »Und schon deshalb werden wir aufbrechen und weiter den Weg nach dem Südland suchen. Aber nicht nur die Rache allein wird uns führen. Dort im Süden gibt es Land für alle. Dort wird auch unser Volk satt werden. Deshalb ziehen wir nach Süden.
    Deshalb werden wir wieder unsere Wagen packen, unsere Frauen und Kinder draufsetzen, unsere Ochsen davor spannen und weiterziehen. Auf, ihr tapferen Krieger der Kimbern, die Götter sind mit uns!«
    Ein ohrenbetäubender Lärm erscholl. Die Männer schrien, schlugen mit den Speerschäften gegen ihre Schilde und sie sprangen auf. »Boiorix! Boiorix! Boiorix!«

Zweites Kapitel
ROMELIA
    Die Stadt auf den sieben Hügeln erwachte in der Morgendämmerung. Die Sonne schickte ihre goldenen Strahlen durch die morgendlich kühle Luft. Vom Hügel Janiculum gesehen, lag dem Betrachter Rom zu Füßen. Weiß leuchtete die Marmorpracht der Villen, Schlösser, Tempel und öffentlichen Gebäude, üppiges Grün verriet ausgedehnte Parkanlagen, Gärten, öffentliche Plätze. Auf den Hügeln und in den Tälern drängten sich gelbe, rosa und ockerfarbene Häuser eng aneinander, viele fünf bis sieben Stockwerke hoch. Im Westen floss ruhig der Tiber, auf dem lautlos unzählige Fracht- und Personenboote vorübersegelten. Eine Stadtmauer versuchte vergeblich, die riesige Stadt zu umfassen. Sie schien aus allen Nähten zu platzen. Mehr als eine halbe Million Menschen lebten hier. Wie Fühler schoben sich steinerne Straßen in das Umland vor. Zu dieser frühen Stunde herrschte bereits ein reges Treiben. Händler bauten ihre Stände auf, Sklaven eilten durch die engen Straßen, um Besorgungen zu machen, Soldaten patrouillierten. Von der weißen Villa auf dem Palatin genoss man einen herrlichen Blick auf die Stadt und den Fluss. Hohe Bäume, üppige Hecken und Blumen verhinderten neugierige Blicke Fremder. Hier wohnte der reiche und angesehene Senator Valerius Severus Atticus mit seiner Familie.
    In der lichtdurchfluteten, von schlanken Säulen flankierten Empfangshalle der Villa, dem Atrium, hatten sich viele Männer eingefunden, die geduldig auf den an den Wänden angebrachten steinernen Bänken hockten und warteten. Es waren die unzähligen Klienten des Senators. Haussklaven trugen gefüllte Tabletts mit Speisen und Getränken herein und bewirteten die Wartenden.
    Von der großen, mit Marmor ausgelegten Empfangshalle getrennt, lagen die privaten Räume des Senators. Jeder Raum war prunkvoll ausgestattet. In die Wände war kostbarer, farbig gemaserter Marmor eingelassen, die Decken glänzten mit Bildern aus Glasmosaiken, mehrere Räume
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