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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger
Autoren: Susan Hastings
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Dazu müssen wir noch einiges vorbereiten. Der Sauerteig geht schon, aus dem das Brot gebacken wird. Aber ihr habt gestern so viel Bier getrunken, dass ich fürchte, es reicht nicht mehr lange.«
    »Met, Met bieten wir dem Vermittler an, kein Sauerbier! Was soll Helfgurds Sippe von mir denken, wenn ich sie mit Sauerbier bewirte? Schließlich bin ich der Freimann Sigmund Naiax. Also, backe gefälligst das Brot, und schlachte ein Lamm! Und bring die Krüge mit Met herein!«
    »Erst wenn die Gäste kommen, Vater«, widersprach Sigrun.
    »Sonst ist auch der Met alle.«
    »Widersprich mir nicht, Tochter!«, grollte Sigmund, aber er lächelte. Er war stolz auf seine hübsche und selbstbewusste Tochter. Sie sah aus wie seine Frau Hertha, als sie jung war und Sigmund um sie warb. Damals, als sie noch am Rande des nordischen Meeres lebten. Sein Blick verfinsterte sich. Er trat aus der Tür und blickte sich um. Vor ihm erstreckte sich das Tal, angefüllt mit fruchtbarer Erde. Doch es war schmal und rundherum stand dichter, dunkler Wald bis zu den nackten, grauen Felsen hinauf. Gemeinsam mit seinen vier Knechten hatte er in den letzten Tagen die Erde aufgebrochen und zur Aussaat vorbereitet. Aber ob sie die Sippe ernähren würde, war unklar. So weit waren sie bereits gezogen, ohne das Land zu finden, dass die Kimbern ausreichend mit Getreide versorgen konnte. Die Winter in den Bergen waren lang und kalt und erst spät erwärmte sich die Erde.
    Hertha brachte eine Schale mit Milch herein. Sie wärmte sie auf dem Herd und rührte Honig hinein. Das würde ihnen Kraft für die Tagesarbeit geben. Sigmund musste auch heute wieder mit den Knechten pflügen gehen. Ihm war diese Arbeit zuwider. Es schickte sich nicht für einen freien Mann, die Arbeit der Knechte zu übernehmen. Doch da im letzten Winter drei seiner Knechte an Hunger und Krankheiten gestorben waren, musste er selbst Hand anlegen. So war er zufrieden, dass Helfgurd um Sigrun warb. Sie würde es bei Helfgurds Sippe gut haben. Dort gab es noch einige kräftige Männer mehr, die die Feldarbeit bewältigen konnten.
    Alle hockten sich um das Herdfeuer herum, schlürften die heiße Milch aus den Schalen und kauten Roggenbrot. Dann zog Sigmund mit seinen Knechten und den unwillig brüllenden Ochsen hinüber an den Hang, um weiter die Erde zu pflügen. Die kalte Morgenluft umwehte ihre nackten Oberkörper. Aber bald schon kamen die kräftigen Körper ins Schwitzen, während sie den steinigen Acker aufrissen. Der hoch gewachsene, blonde Jüngling, der sich endlich bequemte, wie die anderen Männer eine leinene Hose anzuziehen, setzte sich ächzend auf den Rand der Liege. An die Füße zog er lederne Strumpfstiefel, deren Riemen er sorgfältig band. Er nahm eine eiserne Axt aus einer Ecke des dunklen Raumes.
    »Ich schlage noch Holz oben im Wald, damit wir heute ein helles Feuer entfachen können, wenn der Vermittler kommt. Übrigens, ich weiß, wen Helfgurd als Vermittler schickt. Es ist der rothaarige, einäugige Eisenhard.«
    »Woher weißt du das, du neugieriger Bruder Naiax?«, fragte Sigrun. »Und wenn es schon der einäugige Eisenhard ist und er vielleicht nicht mehr richtig sehen kann, er schmeckt jedenfalls den Unterschied zwischen Gerstenbier und Met. Vielleicht ist es sogar Odin persönlich, denn Odin ist auch einäugig, seit er in den Brunnen der Erkenntnis blickte und ein Auge dabei verlor. Und man sagt, dass manchmal auf Eisenhards Schulter ein schwarzer Rabe sitzt. Und sein graues Pferd sieht aus wie Sleipnir, das Pferd von Odin. Nicht umsonst entstammt seiner Sippe König Boiorix. Bestimmt hat es mit Eisenhard eine besondere Bewandtnis, deshalb schickt Helfgurd ihn als Vermittler.«
    »Pah, was du dir einbildest«, lachte Naiax. »Sein Auge hat er bei einer Prügelei verloren, beinahe hätten sie ihn totgeschlagen, als er Streit anfing. Und die Raben fliegen ihm hinterher, weil er so nach Aas stinkt.«
    Wütend drehte sich Sigrun um und warf einen Holzscheit nach ihrem Bruder. »Die Raben werden deine freche Zunge heraushacken, wenn du nicht sofort den Mund hältst. Und nun verschwinde und schlag Holz, du Nichtsnutz! Ich will nicht, dass er noch meint, ich entstamme einer faulen Familie!«
    Sigrun seufzte leise, als ihr Bruder mit der geschulterten Axt verschwand. Doch sie war ihm nicht böse. Sie dachte an ihre vier Brüder, die auf ihrer Wanderschaft im Kampf mit den Boiern den Tod fanden.
    Hertha war nie darüber hinweggekommen, brauchte sie doch kräftige
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