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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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in den Raum. Mit dem Mut der Verzweiflung griff di Rossi sie an. Dann erschien eine besonders hochgewachsene, kräftige männliche Gestalt an der Tür.
    „Richard!“ Jane vergaß alles andere, rannte auf ihn zu und warf sich ihm in die Arme. Erst als sie den Kopf an seine Brust legte, wurde ihr klar, dass sie Dianas Hand losgelassen hatte. Sie fuhr herum – und erstarrte. Di Rossi war in den hinteren Teil des Raums zurückgewichen. Er hatte Diana in seiner Gewalt und hielt sie so vor sich, dass jeder Angriff auf ihn zunächst seine Gefangene in Gefahr bringen würde.
    Einer der Soldaten hob die Muskete und zielte. Aber da schob Richard ihn auch schon beiseite. „Nein!“ Das einzelne Wort verriet deutlich, welch ungeheure Angst er um seine Tochter empfand. „Nein, das Risiko ist zu groß.“
    Di Rossi grinste, und in seinen Augen glühte ein Feuer, das keinen Zweifel daran ließ, dass er den Verstand verloren hatte. „Sie sind klüger, als ich gedacht hätte, Aston. Meinen Sie nicht, wir können eine Übereinkunft zwischen Gentlemen treffen?“
    „Ich werde mich nicht auf Verhandlungen mit Ihnen einlassen, solange Sie meine Tochter nicht freigeben! Lassen Sie sie los!“
    „Dass wäre wohl das Dümmste, was ich tun könnte! Sobald ich sie loslasse, werden die Soldaten mich töten. Tatsächlich könnte ich schwören, dass auch Sie mir nach dem Leben trachten, Aston.“
    „Das stimmt“, gab Richard zu. „Sie haben gewiss keinen schnellen Tod verdient. Ich möchte Sie leiden sehen! Trotzdem wäre ich imstande, Sie auf der Stelle zur Hölle schicken.“
    „Hören Sie sich meinen Vorschlag an.“
    Richard hob die Augenbrauen.
    „Ich gebe Ihnen Ihre Tochter zurück, wenn Sie mir die kleine Gouvernante überlassen. Das ist doch wohl ein fairer Handel!“
    Unwillkürlich hielt Jane den Atem an. Wie sollte Richard in dieser Situation eine Entscheidung fällen? Er liebte sie, aber er liebte auch Diana und machte sich zweifellos Sorgen um deren ungeborenes Kind.
    Dann spürte sie, wie Richard sie mit einer beschützenden Geste fester an sich zog. „Ich verhandele nicht mit Ihnen, di Rossi.“
    „Das sollten Sie aber.“ Der Venezianer hatte zu seiner üblichen Selbstsicherheit und Arroganz zurückgefunden. Seine Stimme klang jetzt so ruhig, als unterhielte er sich darüber, wo die beste heiße Schokolade angeboten wurde.
    Doch dann bemerkte Jane die kleinen verräterischen Zeichen seiner Unsicherheit. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, und deutlich sichtbar klopfte eine Ader an seinem Hals.
    „Denken Sie nach“, sagte er gerade. „Ich biete Ihnen Ihre Tochter im Tausch gegen eine Gouvernante, eine Frau, die als Bedienstete in Ihrem Haushalt lebt und die weder besonders hübsch noch besonders jung ist.“
    „Das reicht!“ Richards Geduld ging zu Ende. „Lassen Sie meine Tochter los!“
    „Ihre Tochter schützt mein Leben“, entgegnete di Rossi. „Ihre schöne Tochter, eine englische Adelige, eine Lady! Das macht sie zu einer wertvollen Geisel, nicht wahr? Zudem erwartet sie Ihr Enkelkind. Da gibt es doch nichts zu überlegen. Diese junge Dame ist hundertmal mehr wert als Miss Wood.“ Bei diesen Worten öffnete di Rossi mit der einen Hand Dianas Mantel und berührte mit der Spitze seines Degens den Bauch der Schwangeren.
    Lautlos begann Diana zu weinen. Obwohl sie wusste, wie sinnlos es war, legte sie schützend die Hände vor den Leib.
    Unwillkürlich traten auch Jane die Tränen in die Augen. Ich muss Richard die Entscheidung abnehmen, dachte sie. Sie konnte unmöglich zulassen, dass dieser verrückte Venezianer das Leben zweier unschuldiger Menschen beendete!
    Sie hörte, wie Richard einen Fluch ausstieß. Seine Stimme verriet Zorn, hilflosen Missmut und Verzweiflung.
    „Das ist bestimmt nicht Ihre Antwort, Aston“, spottete di Rossi. „Vergessen Sie nicht: Es liegt bei Ihnen, das Leben Ihrer Tochter und Ihres Enkels zu retten. Und dafür verzichten Sie lediglich eine Zeit lang auf die Gesellschaft der kleinen Gouvernante. Ja, ich bin sogar bereit, Ihnen Miss Wood zurückzubringen, sobald ich ihrer überdrüssig bin. Das kann ein paar Wochen dauern oder auch ein halbes Jahr. Länger wird Sie mein Interesse sicher nicht fesseln können.“
    „Gott möge Sie dafür verfluchen!“, erwiderte Aston mit gepresster Stimme.
    Sanft befreite Jane sich aus Richards Griff und trat einen Schritt auf di Rossi zu. „Nehmen Sie mich und lassen Sie die junge Dame frei!“
    „Nein, Jane!“, rief
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