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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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verstorbene Großmutter des Kindes.
    Der Frühling war schon fast vergangen, als Richard und Jane Abschied von Rom nahmen und sich einschifften, um nach England zurückzukehren. Zu diesem Zeitpunkt konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass Jane guter Hoffnung war. Richard wagte kaum, seinem Glück zu trauen. Er behandelte seine Gattin mit der größten Rücksichtnahme und Zärtlichkeit und war ständig um ihr Wohlergehen besorgt. Dann wieder plusterte er sich vor Stolz auf wie ein Gockel. Jane liebte ihn dafür nur umso mehr.
    Sie war glücklich. Trotzdem machte sie sich während der langen Reise hin und wieder Sorgen darüber, wie man sie in Aston Hall empfangen würde. Würde man ihr ihren gesellschaftlichen Aufstieg verübeln und ihr feindselig entgegentreten?
    Wie sich herausstellte, beschlossen einzelne Bedienstete tatsächlich zu kündigen, weil sie es nicht ertragen konnten, von einer ehemaligen Gouvernante Befehle entgegenzunehmen. Die meisten allerdings freuten sich mit dem Duke über sein neues Glück. Und da Jane sich während ihrer Zeit als Gouvernante in Aston Hall keine Feinde gemacht hatte, behandelte man sie respektvoll und freundlich. Richard zögerte nicht, ihr die mit der Führung des Haushalts zusammenhängenden Aufgaben zu überlassen. Sie wiederum widmete sich ihren neuen Pflichten mit Hingabe und Freude. Da ihr bereits während der Jahre, in denen sie sich um Diana und Mary gekümmert hatte, viele wichtige Aufgaben zugeteilt waren, fiel es ihr erstaunlich leicht, in die Rolle der Hausherrin zu schlüpfen.
    Die öffentlichen Auftritte als Duchess allerdings bereiteten ihr einige Schwierigkeiten. Sie hatte sich nie für eine Schönheit gehalten und weder ihrem Äußeren noch der herrschenden Mode große Aufmerksamkeit geschenkt. Mit Vorliebe hatte sie sich einfach und praktisch gekleidet. Nun jedoch erwartete man von ihr, dass sie zu bestimmten Gelegenheiten in prachtvollen Roben auftrat. Richard hatte darauf bestanden, dass sie eine Menge Anschaffungen tätigte. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn sie sich nicht mit Schneiderinnen, Putzmacherinnen, Strumpfverkäuferinnen, Schuhmachern hätte beraten müssen, denn jedes Mal hatte sie das Gefühl, diese Menschen seien viel eleganter und weltgewandter als sie selbst.
    Einmal hatte sie Richard gestanden, dass sie es als Belastung empfand, von ihm den Familienschmuck erhalten zu haben. Gold und Juwelen bedeuteten ihr wenig, doch die Verantwortung für die wertvollen Familienerbstücke lastete schwer auf ihr. Doch ihr Gatte hatte nur gelacht und ihr bald darauf aus London neue Schmuckstücke mitgebracht. Erst als Jane in Tränen ausbrach, hatte er begriffen, dass es ihr tatsächlich lieber war, wenn er ihr seine Zuneigung mit weniger wertvollen Geschenken bewies. Von da an bedachte er sie mit Blumen, Büchern oder anderen Kleinigkeiten. Im Gegenzug gestattete sie ihm, ihr bei der Auswahl der Kleider zu helfen, die sie zu bestimmten wichtigen Gelegenheiten trug.
    Hin und wieder also hatte es kleine Meinungsverschiedenheiten gegeben, nie jedoch einen wirklichen Streit. Dazu liebten sie sich viel zu sehr. Und als zu Beginn des Monats November der lang ersehnte Sohn und Erbe zur Welt kam, kannte die Freude der Eltern keine Grenzen.
    Jetzt huschte in Erinnerung daran ein Lächeln über Janes Gesicht. Doch da holte Pollys Stimme sie in die Gegenwart zurück. „Hätten Sie gern eine Feder im Haar, Euer Gnaden? Die würde das Löckchen, das Ihnen in die Stirn fällt, vorteilhaft zur Geltung bringen.“
    „Eine Rose wäre mir lieber.“ Jane beugte sich vor und zog eine leuchtend rote Blüte aus der Vase, die auf dem Frisiertisch stand. Jeden Monat überreichte Richard ihr zum Gedenken an ihren Hochzeitstag einen Strauß Rosen. Er hatte extra einen Gärtner beauftragt, dafür zu sorgen, dass diese Blumen das ganze Jahr über im Gewächshaus von Aston Hall gediehen. Jane fand diese liebevolle Geste unendlich romantisch. Zudem wusste sie, dass stets eine wunderschöne Nacht auf sie wartete, wenn Richard mit Rosen zu ihr kam.
    „Hier!“ Sie reichte Polly die einzelne Blüte. „Sie wissen am besten, wo …“
    „Bist du hier, liebste Jane?“ Richards Stimme übertönte ihre Worte. Er war bester Laune. Auf dem Arm hielt er den kleinen Marquis of Brecon, ein Kind mit großen Augen und dem goldblonden Haar seines Vaters. Ein Stück hinter ihm tauchte das Kindermädchen auf, das geduldig darauf wartete, ihm den Säugling wieder abzunehmen.
    „Deine Männer
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