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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Richard.
    Doch da hatte sie den Venezianer schon fast erreicht. Sie wandte sich nicht um, sondern vertraute darauf, dass Richard nichts Unüberlegtes tun würde. Gewiss würde er Dianas Leben nicht gefährden wollen, ebenso wenig wie das ihre. Ach, sie durfte sich nicht umdrehen, denn wenn sie Richard noch einmal anschaute, würde sie es nie und nimmer schaffen, ihn zu verlassen.
    „Bitte, Signore!“ Sie blieb vor di Rossi stehen. „Lassen Sie die junge Dame gehen, damit ich mich Ihnen anschließen kann.“
    Sein Gesicht veränderte sich plötzlich. Es war, als habe er eine Maske abgestreift. Sein auf Jane gerichteter Blick hatte etwas so Hungriges, verriet eine so ungehemmte Gier, dass sie ein Gefühl von überwältigender Angst niederkämpfen musste.
    „Cara mia“, flüsterte er, während seine Miene heiße Begierde widerspiegelte. „Mein süßes Täubchen!“ Er streckte ihr die Hand hin. „Ich bin froh, dass du mich zu guter Letzt doch als deinen Gebieter anerkennst.“ In diesem Moment vergaß er alles andere. Die Spitze seines Degens zeigte nicht mehr auf Dianas Leib, sondern auf die Erde.
    Totenbleich, aber ohne dass sich ein Laut ihren Lippen entrang, rannte Diana los.
    Im gleichen Moment fiel ein Schuss. Der Geruch von Schießpulver erfüllte den Raum. Dann begannen mehrere Männer gleichzeitig zu sprechen. Jane fühlte sich schwindelig, aber sie sah, wie Diana sich in Lord Anthonys Arme warf und wie dieser die Pistole fallen ließ und seine Gattin fest an sich drückte.
    Auf dem Boden lag seltsam zusammengekrümmt Signor di Rossis blutige Gestalt.
    „Jane!“ Mit wenigen großen Schritten war Richard bei ihr und schloss sie in die Arme. „Meine liebe tapfere Jane! Hab keine Angst mehr. Alles wird gut.“
    Zu ihrer Verwunderung spürte sie, dass sie schon wieder lächeln konnte. Unsäglich erleichtert und glücklich schaute sie den geliebten Mann an. Ja, dachte sie, er hat recht: Alles wird gut. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte: „Ich liebe dich.“
    Dann wurde es dunkel um sie her. Richard hielt sie fest umschlungen, als sie das Bewusstsein verlor.

23. KAPITEL
    Aston Hall in Kent, Dezember 1785
    F ertig“, sagte die Zofe Polly und musterte voller Stolz das modisch elegant frisierte Haar ihrer Herrin. „Das wird Seiner Gnaden gefallen. Außerdem werden alle Damen, die an dem Fest teilnehmen, Sie beneiden.“
    „Vielleicht …“, erwiderte Jane, während sie ihre Erscheinung im Spiegel begutachtete. Sie lächelte, um der Zofe zu zeigen, wie zufrieden sie war. Tatsächlich war sie nicht nur mit ihrer Erscheinung, sondern mit ihrem Leben insgesamt sehr zufrieden.
    Richard Farren, Duke of Aston, und Jane Wood, die ehemalige Gouvernante, hatten in Venedig im britischen Konsulat geheiratet. Es waren nur wenige Gäste eingeladen gewesen. Diana und Mary hatten als Trauzeuginnen fungiert. Dass die beiden dem Brautpaar von Herzen alles Gute wünschten, hatte viel zum Glück der frisch Verheirateten beigetragen.
    Das feierliche Ereignis war ein wenig überschattet gewesen von den Untersuchungen zu Signor di Rossis Ende. Es war gut, dass es so viele Zeugen für die Ereignisse im Zusammenhang mit seinem Tod gab. So hatte niemand auch nur einen Moment lang in Erwägung gezogen, Lord Anthony des Mordes anzuklagen. Darüber waren verständlicherweise alle, die mit ihm verwandt oder befreundet waren, zutiefst erleichtert.
    Dennoch überlief Jane stets ein kalter Schauer, wenn sie an jene Stunden in der Ca’ Colomba zurückdachte. Noch immer konnte sie kaum fassen, dass ein Gentleman, den sie für ihren Freund gehalten hatte, sich als ihr größter Feind entpuppt hatte. Das war eine der schlimmsten Erfahrungen ihres Lebens gewesen. Allerdings fand sie als ehemalige Gouvernante sogar daran etwas Positives. Sie sagte sich, dass sie Richards Liebe und das Leben an seiner Seite niemals so hätte genießen können, wenn sie nicht im Begriff gewesen wäre, das alles zu verlieren.
    Einige Tage nach der Hochzeit waren Jane und Richard zusammen mit Diana und Lord Anthony nach Rom gereist, wo sie – genau wie Mary und ihr Gatte – bis nach der Geburt des Babys geblieben waren. Richard war unendlich stolz auf sein erstes Enkelkind, ein bezauberndes kleines Mädchen mit goldblondem Haar, das auf den Namen Marianna getauft wurde. So sollten zwei für die jungen Eltern besonders wichtige Menschen geehrt werden: Mary, die sich als Tante liebevoll um den Säugling kümmerte, und Anne, die längst
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