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1748 - Pakt mit dem Jenseits

1748 - Pakt mit dem Jenseits

Titel: 1748 - Pakt mit dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Das Gewässer, über das sie ruderte, war tief und zudem geheimnisvoll. Es gab nicht wenige Menschen, die es als Falle bezeichneten. Als einen Hort für Unholde, die in der Tiefe lauerten, um an Beute zu gelangen. Die Menschen erzählten sich, dass der kleine See schon einige Opfer geholt und auch nicht wieder freigegeben hatte. Was daran stimmte, wusste Indira nicht. Sie hatte im Moment andere Sorgen.
    Und so pullte sie weiter. Die beiden Ruderblätter schlugen auf die Wasserfläche, tauchten ein, wurden durchgezogen, und das Klatschen, das entstand, kam ihr wie ein Beifall vor, der allein ihr galt, weil sie wieder den einen oder anderen Meter geschafft hatte. Wie tief der See hier in der Mitte war, wusste sie nicht.
    Es herrschte eine ungewöhnliche Atmosphäre vor. Eine mit Dunst gefüllte Dämmerung. So hatte es am Ufer nicht ausgesehen. Erst in der Mitte des Gewässers war es zu diesem Umschwung gekommen.
    Indira kämpfte sich voran. Sie atmete nicht mehr, sie keuchte bei jeder Ruderbewegung. Ihr Gesicht war verzerrt. Der Mund stand immer offen, und manchmal verwandelte sich das Keuchen in ein regelrechtes Pfeifen.
    Indira spürte, dass ihre Kräfte allmählich nachließen. Der Schwung des Anfangs war längst dahin. Immer mehr Kraft musste sie aufwenden, um die Ruderblätter durch das Wasser zu ziehen.
    Während sie ruderte, suchten ihre Blicke die Wasseroberfläche ab, denn sie musste davon ausgehen, dass die Gefahr aus der Tiefe kam und nicht aus der Luft. Es war auch müßig, sich Vorwürfe zu machen. Das Schicksal hatte es nun mal so gewollt, und dagegen konnte sie sich nicht wehren.
    Und so ruderte sie weiter. Trotz allem von der Hoffnung beseelt, das rettende Ufer zu erreichen, obwohl sie nicht sicher war, dass sie sich dort außer Lebensgefahr befand.
    Sie wollte nicht sterben. Nein, sie war noch zu jung, obwohl sie das Sterben schon als einen faszinierenden Gedanken bezeichnete, denn vor dem Tod hatte sie keine Angst. Er würde etwas Neues bringen, worauf sie schon gespannt war.
    Die dünnen Nebelschleier wichen nicht. Sie wurden sogar dichter, und für Indira hatten sie sich in Gespenster verwandelt, die sie belauerten. Sie wollten nicht weichen, und sie war plötzlich der Meinung, dass es keine normalen Nebelfetzen waren, denn diese hier waren mit seltsamen Lauten erfüllt. Sie hörte das geheimnisvolle Wispern und Flüstern, weil es lauter klang als das Klatschen des Wassers, wenn sie die Ruderblätter eintauchte.
    Was war das?
    Hatte sie es mit den Boten aus einer anderen Welt zu tun, die bereits auf sie warteten?
    Eine Antwort konnte Indira nicht geben. Sie dachte daran, das Flüstern zu ignorieren, doch das war nicht möglich. Es blieb, es war nahe bei ihr. Es störte sie und versuchte, sie von ihren eigentlichen Fluchtgedanken abzubringen.
    Weiter! Sie musste weiter. Das andere Ufer wartete und dort möglicherweise die Freiheit.
    Niemand lauerte in ihrer Nähe. Das Wasser war dunkel, man hätte es auch als Eingang in die Hölle bezeichnen können, wo der Teufel und all seine Schergen lauerten, um sich die Seelen der Menschen zu holen.
    Ja, Indira glaubte an die Hölle. Aber sie glaubte auch an den Himmel. Und das noch viel, viel stärker. Der Himmel war für sie die Offenbarung. Sie wusste zwar nicht, wie sie sich ihn vorzustellen hatte, aber als Kind hatte sie immer gedacht, dass er eine unendliche Fläche war. Gefüllt mit einem herrlichen Licht, in dem es nur das Glück gab und das von den wunderbaren Engeln getragen wurde.
    Die Engel, das war es. Daran glaubte sie fest. Und besonders an einen bestimmten Engel, an den Schutzengel. Sie ging davon aus, dass es ihn gab und dass er sogar auf sie wartete. So kam ihr das Sterben nicht ganz so schlimm vor.
    Im Moment wollte sie nur leben, und sie kämpfte sich voran. Ihre Kleidung war durchschwitzt, das braune Haar klebte an ihrem Kopf und weiterhin zischte der Atem aus ihrem Mund, wenn sie sich vorankämpfte.
    Wo war das Ufer?
    Sie sah es nicht. Der Nebel war zu dicht, und sie konnte es auch nicht fühlen. So etwas gab es ja, das traf schon zu. Manche Menschen besaßen diese Sensibilität, die ihr leider nicht gegeben war.
    Weiter – oder?
    Nein – auch wenn es ihr nicht gefiel. Irgendwann war Schluss. Sie konnte einfach nicht mehr. Sie war zu schlapp. Keine Kraft mehr in den Armen. Die Schultern schmerzten, und ihr ganzer Körper war von einem heftigen Zittern erfasst worden.
    Ein Schluchzlaut verließ ihren Mund. Sie zog die beiden Ruderstangen
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