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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser
Autoren: Jilliane Hoffman
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County als auch das Police Department umbenannt wurden. Doch auch wenn der Briefkopf sich geändert hatte, war der neue Name bei den Oldies nicht hängengeblieben. Und nach zwanzig Jahren bei der Staatsanwaltschaft; gehörte Ricardo Bellido eindeutig dazu, obwohl er erst 45 Jahre alt war. Julia schüttelte den Kopf.
« Nein, ich glaube nicht.» Natürlich kannte sie die beiden Detectives nicht. Auf einmal kam sie sich furchtbar jung und unerfahren vor. Die alten Hasen unter den Anwälten kannten die Detectives aus den Morddezernaten fast alle mit Namen, da sie so gut wie ständig mit ihnen zusammenarbeiteten. Es war ein exklusiver, eingeschworener Club. Und die oft harten und aufwühlenden Fälle, an denen sie gemeinsam arbeiteten, schweißten sie zusammen, sodass sich aus beruflichen Beziehungen oft; Freundschaften entwickelten, die sogar Jobwechsel und Pensionierungen überdauerten. Fröhliche Grillabende, Familienfeste, die Hochzeiten der Kinder wurden gemeinsam begangen. Doch Julia hatte noch keinen Fuß in diese Welt gesetzt. Oft kannte sie nicht einmal den Namen, der unten auf dem Verhaftungsprotokoll stand.
« Mit Lat habe ich schon einmal zusammengearbeitet», erklärte Rick.
« Ein guter Mann. Und Brill ist ein echtes Original.»
« Und warum braucht die Polizei von Coral Gables die Hilfe von MiamiDade?»
« Mord kommt in den Gables nicht häufig vor. In den Gables gibt es nicht einmal ein eigenes Morddezernat. Metro-Dade hat die nötige Erfahrung und genug Leute. Und die Ausrüstung.» Erstes Fettnäpfchen. Sie hätte wissen müssen, dass es in Coral Gables kein Morddezernat gab. Sie räusperte sich.
« Was genau ist denn passiert?»
« Das versuchen wir rauszufinden.» Ungeduldig warf er einen Blick auf die Tür.
« Gibt es einen Verdächtigen?» In diesem Moment kehrte Rifkin zurück, mit einem frischgefüllten, dampfenden Kaffeebecher.
« Letzten Monat haben Sie einen Fall von fahrlässiger Tötung verhandelt – Trunkenheit am Steuer», sagte er zu Julia, als er sich setzte.
« Haben Sie noch mehr Erfahrungen mit Totschlag, Unfällen mit Todesfolge und so weiter?»
« Nein», antwortete Julia.
« Ellie Roussos, unsere A-Anwältin, hat mir den Fall übertragen, weil ich Trunkenheit am Steuer bereits am Amtsgericht verhandelt hatte.»
« Als Verkehrsdelikt?», fragte Rifkin ungläubig. Nervös rutschte Julia auf ihrem Stuhl herum.
« Ja, dafür ist das Amtsgericht zuständig.»
« Verkehrsdelikt», wiederholte er.
« Wie ist die Verhandlung letzten Monat ausgegangen?»
« Schuldig im Sinne der Anklage.»
« Und was hat Farley dem Unfallverursacher gegeben?» Julia räusperte sich wieder.
« Zwei Jahre und eine Strafpredigt.» Rifkin warf Rick einen Blick zu, dann lehnte er sich zurück und begann, wieder auf seiner Kaffeetasse herumzutrommeln.
« Es war die erste Straftat des Angeklagten», erklärte Julia. Auf einmal fühlte sie sich wie ein Insekt unter dem Brennglas. Egal, wo sie hinlief, sie fand keine Deckung. Das Schweigen schien ewig zu dauern. Dann endlich, als sie schon daran dachte, dass sie gern einen zweiten Anwalt auf ihrer Seite gehabt hätte, lehnte Rick sich vor, die Ellbogen auf den Knien, mit verschränkten Händen wie ein Baseballtrainer.
« Um Ihre Frage von vorhin zu beantworten – ja, wir haben einen Verdächtigen.»
« Ich habe übrigens gerade mit Marchionne in MiamiDade telefoniert. Unser Verdächtiger ist aus dem OP», warf Rifkin verächtlich ein.
« Sieht tatsächlich aus, als würde er durchkommen.» Rick schüttelte den Kopf, doch seine dunkelbraunen Augen ruhten immer noch auf Julia.
« Deswegen haben wir Sie hierhergebeten, Julia», sagte er.
« Ich will, dass Sie mir helfen, den kranken Mistkerl festzunageln, der am Sonntagmorgen seine Frau und seine drei Kinder getötet hat.»
KAPITEL 6
    JULIA WAR sprachlos. Wenn sie richtig verstanden hatte, bot man ihr gerade an, als zweite Anwältin in einem Mordfall zu assistieren. Einem Mordfall der Abteilung Major Crimes.
« Richter Farley ist vielleicht nicht Ihr größter Fan», fuhr Rick fort, « aber Ihre Statistik ist beeindruckend. Bei sechsunddreißig Geschworenengerichten in den letzten vier Monaten haben Sie vierunddreißig Schuldsprüche erreicht. Ihre Abteilungsleiterin lobt Sie in den höchsten Tönen. Sie scheuen sich nicht vor der Arbeit, und obwohl Ihre Abteilung bekanntermaßen den vollsten Kalender von allen hat, sind Sie mehrmals bei anderen Verhandlungen eingesprungen. Sie haben Teamgeist. Und mir gefällt der
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