Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vamperl soll nicht alleine bleiben

Vamperl soll nicht alleine bleiben

Titel: Vamperl soll nicht alleine bleiben
Autoren: Renate Welsh
Vom Netzwerk:
selbst im Schlaf zappelte er
     hin und her.

    Anfangs sagte Frau Lizzi noch: »Halt wenigstens zehn Sekunden lang still!« Doch bald gab sie auf.
    Sie nähte einen winzigen Daunenschlafsack mit Kapuze, sie polsterte das Körbchen aus.
    Der Wetterkundler wollte für einen Ballon in der richtigen Größe sorgen und sofort Bescheid sagen, wenn die Wetterlage günstig
     war. Frau Lizzi bemühte sich, nicht zu oft an diesen Tag zu denken.
    Einmal flocht Vamperl Hannes winzige Zöpfe ins Haar. Frau Lizzi konnte sie nicht auflösen und musste ganze Haarbüschel abschneiden.

    »Vamperl«, sagte sie, »so lieb ich dich habe, ich werde fast froh sein, wenn du losfliegen kannst. Verrückt ist gut und schön,
     aber so verrückt... Du weißt ja nicht einmal, in wen du verliebt bist.«
    Vamperl legte den Kopf schief und schmatzte ihr Küsse auf die Wangen. Er schleppte den Brief an und streichelte die Unterschrift.
    »Tja«, sagte Frau Lizzi, »verliebt ist verliebt. Punktum.«
    »Wenn man dabei so durchdreht, werde ich mich nie verlieben«, erklärte Hannes. »Ich bin ja nicht blöd.«
     
    Am Mittwoch kam eine Karte, für die wieder Nachporto zu zahlen war und auf der wieder die Adresse fehlte.

    stand darauf.
     
    Kurz vor zwei Uhr stürmte der Wetterkundler herein, hinter ihm Hannes. »Alles bereit? Besser kann es gar nicht mehr werden.
     Mein Auto steht unten.«
    Frau Lizzi nahm den Korb, Vamperl flog auf ihre Schulter. Zum ersten Mal, seit der Brief gekommen war, hielt er ganz still.
     Während der Fahrt kuschelte er sich in Frau Lizzis Halsgrube. Sie starrte geradeaus.
    Hannes zwinkerte und schneuzte sich immer wieder.
    Der Wetterkundler trommelte vor jeder roten Ampel auf das Lenkrad. »Los, los«, drängte er, als sie am Ziel waren.
    Vamperl stieg in den Korb, sprang noch einmal heraus um Frau Lizzi einen allerletzten Kuss zu geben und Hannes einen Nasenstüber.
    Frau Lizzi hielt die Ballonschnur.
    »Soll nicht ich...?«, fragte der Wetterkundler, aber sie schüttelte den Kopf.Das musste sie selbst tun, fand sie.
    »Eins – zwei – drei – los!«
    Der Ballon schwebte in die Höhe.
    »Grüß die Vamperlina!«, rief Frau Lizzi. Sie musste heftig blinzeln um den Ballon zu sehen. Er trieb nach Osten.
    »Gute Reise, Vamperl!«, brüllte Hannes.
    »Gute Fahrt!«, schrie der Wetterkundler. »Ich halt dir die Daumen!«
    Das tat er schon beim Nachhausefahren, so oft er nicht beide Hände am Lenkrad brauchte.
    »Wenn Sie etwas hören, lassen Sie es mich wissen – und umgekehrt«, sagte er beim Abschied. Er wehrte jeden Dank ab. Dafür
     sei es viel zu früh.
    »Das wär’s dann«, sagte Frau Lizzi zu Hannes. »Und es besteht überhaupt kein Grund, Trübsal zu blasen. Spielen wir lieber
     Mikado.«
    Aber ihre Hände zitterten bei den einfachsten Würfen und Hannes ging es nicht viel besser. Frau Lizzi strich ihmüber den Kopf und er wehrte sich nicht. Beide vermieden es, auf die Vorhangstange zu schauen.

    »Dem Professor muss ich auch Bescheid sagen«, murmelte Frau Lizzi.
    Am Montagmorgen klopfte der Briefträger. »Da ist schon wieder Nachporto zu zahlen, Frau Lizzi! Sie sollten diesem Menschen
     einmal gründlich die Meinung sagen, so ein Unfug, Sie müssen ja das Doppelte zahlen.«
    »Und wie gern!«, jubelte sie. Sie gab dem Briefträger ein so hohes Trinkgeld, dass er sich ernstliche Sorgen um sie machte.
    Dann lasen Hannes und Frau Lizzi, Kopf an Kopf gelehnt:

    »Aber die Adresse haben sie wieder vergessen«, brummte Frau Lizzi.

Informationen zum Buch
    Vamperl sucht eine Vamperline! Doch das ist leichter gesagt als getan. Frau Lizzis Hilfsaktionen schlagen alle fehl. Und auch
     die Autorin, die die ganze Geschichte erfunden hat, weiß keinen Rat. Doch beim großen Luftballonsteigen auf der Donauinsel
     hat Frau Lizzi plötzlich eine Idee …

Informationen zur Autorin
    Renate Welsh lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Sie hat viele engagierte Kinder- und Jugendbücher geschrieben, für die sie neben
     zahlreichen anderen Auszeichnungen mehrfach den Österreichischen Staatspreis, den Preis der Stadt Wien und den Deutschen Jugendliteraturpreis
     erhielt. Ihr Gesamtwerk wurde 1995 mit dem Österreichischen Würdigungspreis und 2006 mit dem Literatur-Würdigungspreis des
     Landes Niederösterreich ausgezeichnet. Mehr von Vamperl und Frau Lizzi ist nachzulesen in den beiden dtv junior Lesebären ›Das Vamperl‹ (Bd. 7562) und ›Wiedersehen mit Vamperl‹ (Bd. 75052).

Heribert Schulmeyer wurde 1954 in Köln
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher