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Vamperl soll nicht alleine bleiben

Vamperl soll nicht alleine bleiben

Titel: Vamperl soll nicht alleine bleiben
Autoren: Renate Welsh
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bin schuld... Vielleicht geht es wirklich nur mit einer ordentlichen Tracht
     Prügel!«
    Frau Lizzi versuchte erst gar nicht Vamperl festzuhalten. Sie fühlte einen Luftzug, gleich darauf sagte Frau Müller: »Immerhin
     – ein Einser und zwei Zweier. Wir beide müssen halt in den Ferien ordentlich miteinander üben.«
    Frau Lizzi ging in ihre Wohnung. Vamperl kam angeflattert und kuschelte sich in ihre Halsgrube. Dort schlief erein und Frau Lizzi döste auch ein bisschen.
    Geschrei im Treppenhaus weckte beide auf: Frau Anna und Frau Maringer stritten wieder einmal. Bello und Flocki kläfften dazu.
    Ärgerlich machte Frau Lizzi die Tür auf. Vamperl schoss hinaus und saugte beiden Frauen das Gift aus der Galle.
    Dann waren zwei Buben dran, die einen angebundenen Hund mit Kletten bewarfen.
    Am Abend grölte ein Betrunkener vor dem Haus.
    Vamperl flog zum Fenster. Der Mann hob die Hand. Vor ihm stand ein blasses kleines Mädchen und versuchte den Kopf mit den
     Armen zu schützen. Mit angelegten Flügeln stürzte sich Vamperl in die Tiefe.
    Er stach zu, aber der Mann torkelte und Vamperl traf nur den Arm. Der Betrunkene brüllte auf. Doch jetzt schaffte es Vamperl,
     einen großen Schluck Gift ausder Galle zu saugen. Ganz zahm wurde der Mann und ließ sich von dem kleinen Mädchen nach Hause führen.

    Vamperl versuchte aufzufliegen, machte aber nur ein paar Hüpfer.
    Frau Lizzi beugte sich weit aus dem Fenster. Sie sah, wie Vamperl torkelte und taumelte. So schnell sie konnte, lief sie hinunter.
    »Du bist ja total besoffen!«, schimpfte sie, als sie ihn aufhob. Sein Bauch gluckste, er rülpste laut. Kopfschüttelnd trug
     sie ihn in die Wohnung.
    »Na, gute Nacht«, schimpfte sie. »So klein und schnarcht wie ein ganzes Sägewerk. Wie soll ich denn da noch schlafen? Aber
     so weiß ich wenigstens, dass du da bist. Und das ist schön.«

Auf dem Dachboden...
    Vamperl schnarchte noch immer, als Frau Lizzi aufwachte. Arme und Beine weit von sich gestreckt, lag er da. »Mistkerl«, sagte
     sie. »Du lieber Mistkerl.«
    Sie kochte einen besonders guten Kaffee, öffnete ein Glas selbst gemachter Himbeermarmelade, freute sich über die fröhliche
     Musik im Radio und genoss ihr Frühstück.
    »Und jetzt«, sagte sie, »denk einmal scharf nach, Lizzi. Du hast Vamperl lieb. Sehr lieb sogar. Aber du bist nicht mehr die
     Jüngste und so lieb er ist, so anstrengend ist er auch. Du bist einfach zu alt für ihn. Tut mir Leid, aber so ist es. Über
     kurz oder lang muss er eine Frau haben. Eine Vampirfrau natürlich. Und Kinder sollen sie kriegen, möglichst viele. Aber wo
     bekommeich eine Vampirfamilie für ihn her?«
    Da ihr keine Antwort einfiel, fing sie an die Wohnung zu putzen. Das half oft.
    Vamperl wachte nicht auf, als sie den Boden aufwischte und die Fensterbretter abstaubte. Als sie aber anfing die Möbel zu
     polieren, verzog er die Nase und öffnete schließlich ein Auge.
    »Das stinkt dir, was?«, fragte Frau Lizzi. Vamperl nickte heftig.
    »Ich mag den Geruch«, sagte sie. »Da merkt man gleich, wie sauber es ist.«
    Vamperl zog einen Flunsch.
    Ich werde mich daran gewöhnen müssen, wieder allein zu sein, dachte Frau Lizzi. Dafür wird es schön ruhig sein. Und wer weiß,
     vielleicht brauchen sie mich eines Tages als Oma für ihre kleinen Vamperln. Aber so weit sind wir noch lange nicht.
    »Du sollst nicht träumen«, schimpfte sie, »du sollst logisch denken.«
    Vamperl fiepte fragend.
    »Nicht du«, sagte Frau Lizzi, »ich! Ich rede mit mir selbst. Das tun alte Frauen oft. Also: Wo habe ich Vamperl gefunden?
     In einer Spinnwebe in meiner eigenen Küche. 1 Im Augenblick gibt es hier keine Spinnweben. Und warum sollte ein zweites Vampirkind ausgerechnet hier landen? Wir müssen woanders viele Spinnweben untersuchen. Wo aber gibt es viele Spinnweben?
     Auf dem Dachboden. Wenn wir ganz großes Glück haben, schläft am Ende direkt über unseren Köpfen ein kleiner Vampir oder noch
     besser eine Vampirin. Also los, Vamperl, worauf warten wir noch?« Frau Lizzi zog eine alte Kittelschürze an, band sich ihr
     Kopftuch um und marschierte zum Hausmeister. Sie bat ihn um den Dachbodenschlüssel. »Was wollen Sie denn dort oben?«, fragte
     er.
    Auf diese Frage war Frau Lizzi gefasst.
    »Ein bisschen sauber machen, ich möchte meine Teppiche waschen und aufhängen.«
    Mit Besen und Schaufel, Eimer und Putzlappen begann Frau Lizzi den Aufstieg. Stickige Luft schlug ihr entgegen, als sie die
     schwere Eisentür
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