Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vamperl soll nicht alleine bleiben

Vamperl soll nicht alleine bleiben

Titel: Vamperl soll nicht alleine bleiben
Autoren: Renate Welsh
Vom Netzwerk:
öffnete. Der Boden war bedeckt mit Staub und Taubenmist.
    »Da haben wir uns was angetan«, seufzte Frau Lizzi.

    Durch die Dachluken drangen Bündel von Sonnenstrahlen, in denen Staubkörnchen tanzten.
    Vamperl flatterte von einer Ecke in die andere und stieß dabei seltsame hohe Töne aus. Plötzlich jaulte er auf.
    Frau Lizzi musste über ein schwankendes Brett balancieren um zu ihm zu kommen.
    Im Dunkeln streiften Spinnweben ihr Gesicht. Sie streckte die Hand aus, erwischte Vamperl, trug ihn zum Fenster. Er war völlig
     verstrickt in dünne, graue Fäden. Vorsichtig wickelte sie ihn aus. Er verkroch sich zitternd in ihre Schürzentasche.
    Als Frau Lizzi das Brett ansah, über das sie gegangen war, wurde ihr flau im Magen. Ein paar Minuten stand sie vor einer Dachluke
     und atmete tief durch. Dann machte sie sich entschlossen an die Arbeit. Dachbalken um Dachbalken suchte sie ab. Sie fand viele
     Spinnennetze, sie fand tote Fliegen, Bienen undWespen, auch zwei Schmetterlinge. Einen Vampir fand sie nicht.
    »Wär ja auch ein Wunder, gleich beim ersten Mal«, versuchte sie sich und Vamperl zu trösten.
    Sie fing an zu kehren, dabei wirbelte sie Unmengen von Staub auf. Vamperl nieste, Frau Lizzi nieste.
    Der Eimer war voll und noch immer sah man keinen Unterschied auf dem Dachboden. Frau Lizzi bückte sich um den Kübel aufzuheben,
     da schlug etwas hart gegen ihre Wange.
    Sie schrie auf und sah eine Taube durch die Dachluke davonfliegen. »Ich kann nicht mehr«, flüsterte Frau Lizzi und machte
     sich an den langen Abstieg.
    »Ja, wie schauen Sie denn aus?«, rief der Hausmeister.
    »Ich schaff’s nicht«, sagte Frau Lizzi kleinlaut.
    Der Hausmeister nickte. »Irgendwann mache ich da oben Ordnung«, versprach er. »Irgendwann demnächst.«
    Daheim ließ sich Frau Lizzi in ihren Sessel fallen. Vamperl zupfte ihr die Spinnwebenreste aus den Haaren.
    Als sie später am Spiegel vorbeiging, erschrak sie. Dann musste sie lachen. Das Monster mit den Rußflecken im Gesicht, das
     war sie!

    Ihr Waschwasser sah aus wie schwarze Tusche. Als sie endlich sauber war, wollte sie Vamperl im Waschbecken baden. Er flutschte
     davon und flog auf die Vorhangstange.
    »Bitte sehr«, sagte sie. »Wie du willst.« Er fing an sich zu putzen wie eine Katze, nur nicht so gründlich. Nach einer Weile
     kam er angeflogen, legte den Kopf schief und nahm einen Anlauf um auf Frau Lizzis Schulter zu hüpfen.
    Sie wehrte ihn ab. »Mit Schmutzfinken schmuse ich nicht!«
    Nach dem dritten oder vierten Versuch flatterte er auf den Waschbeckenrand und fiepte auffordernd.
    »Warum denn nicht gleich?«, schimpfte Frau Lizzi.

    Vorsichtig wusch sie ihn. Er schüttelte sich, dass die Tropfen flogen. Frau Lizzi lobte ihn sehr. Hinterher musste sie ihre
     Brille putzen.
    Später saßen sie vor dem offenen Fenster und schauten hinauf in den Abendhimmel und hinunter auf die Straße. Vamperl flog
     nur einmal kurz weg um sich aus den Gallen von drei großen Buben, die ein paar Kleinen den Ball weggenommen hatten, sein Abendessen
     zu holen. Als er zurückkam, leckte er sich genüsslich die Lippen.

... und im Keller
    Am nächsten Tag beschloss Frau Lizzi ihre Suche auf den Keller auszudehnen. »Ich hab die Blumenerde unten«, erzählte sie dem
     Hausmeister. »Ich muss meine Pflanzen umtopfen.«
    Er blickte ihr kopfschüttelnd nach. »Das kommt vom Alleinsein«, murmelte er.
    Frau Anna kam mit Bello die Treppe herunter. Plötzlich fing der Hund an zu heulen. Er heulte wie ein Wolf. Vamperl verkroch
     sich tief in Frau Lizzis Haarknoten.
    Sie schloss schnell die Kellertür hinter sich. »Reiß mir nicht alle Haare aus«, sagte sie. »Ein paar würde ich ganz gern behalten.
     Hierher kommt der Bello nicht, die Tür ist zu und die Frau Anna geht überhaupt nie in den Keller, die fürchtet sich viel zu
     sehr vor Ratten.«
    Es dauerte lange, bis sich Vamperl beruhigte, und noch länger, bis er zaghaft losflog und die Kellergänge erkundete.
    Auch hier gab es viele Spinnweben, kunstvolle riesige Netze. In einem saß eine fette Spinne, direkt in Augenhöhe von Frau
     Lizzi. Sie wich zurück. Doch Vamperl betrachtete die Spinne interessiert. Langsam ließ sie sich an einem langen Faden herunter.
     Ihre acht haarigen Beine zappelten und ruderten.

    Vor einer Kellertür saß eine winzige Maus und guckte Frau Lizzi aus runden schwarzen Augen an. Erst im letzten Moment huschte
     sie davon. Vamperl fiepte aufgeregt.
    Einen Vampir fanden sie nicht.
    »Vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher