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Vamperl soll nicht alleine bleiben

Vamperl soll nicht alleine bleiben

Titel: Vamperl soll nicht alleine bleiben
Autoren: Renate Welsh
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kenne sich mit
     diesen modernen Schließanlagen nicht aus.
    Ich sah ihr nach, wie sie die Straße hinunterhumpelte. Als ich die Treppen hinaufging, fiel mir ein, dass ich vergessen hatte
     nach ihrer Adresse zu fragen. Ich kannte das Haus, aber ich wusstenicht, in welcher Straße es liegt. Und es gibt viele solcher Häuser in Wien.
    Dann saß ich lange und starrte das leere Blatt in meiner Schreibmaschine an.

... und auf der Donauinsel
    Erleichtert zog Frau Lizzi die Schuhe aus. Sie betrachtete zufrieden ihre Wohnung, in der jedes Ding an seinem Platz war.
     »Staub wischen könnte ich«, sagte sie.
    Vamperl kämpfte mit ihr um das Tuch. Er zog und zerrte daran. Als Frau Lizzi einen Augenblick lang nicht aufpasste, entwischte
     Vamperl auf die Vorhangstange. Er schnatterte vergnügt und schwenkte das Staubtuch wie eine Fahne.
    Es klopfte.
    »Wer ist denn das?«, fragte Frau Lizzi. Vamperl zog den Kopf ein und machte sich klein. Er ließ das Staubtuch fallen. Frau
     Lizzi hob es auf und ging zur Tür.
    Draußen stand Professor Obermeier mit einem bunten Blumenstrauß.
    »Ich hoffe, ich störe nicht? Ich hättemich telefonisch angemeldet, aber ich konnte Ihre Nummer nicht finden.«

    »Weil ich kein Telefon habe«, sagte Frau Lizzi.
    Sie nahm Professor Obermeier die Blumen ab und drückte ihm dafür das Staubtuch in die Hand. Dann kochte sie Kaffee.
    Er stand herum und war im Weg und wusste nicht, wohin mit dem Staubtuch. Endlich fiel es Frau Lizzi auf und sie steckte es
     in einen Kochtopf.
    Der Professor fragte nach Vamperl.
    Frau Lizzi rief ihn, aber er kam nicht, hockte oben auf der Vorhangstange und wickelte sich in seine Flügel ein.
    »Er ist noch immer böse auf mich«, sagte der Professor. »Und ich kann es ihm nicht verdenken.«
    Nach einer halben Stunde verabschiedete er sich. Frau Lizzi lud ihn ein am Sonntag wiederzukommen, sie würde dann auch einen
     Apfelstrudel backen.
    »Selbst ausgezogen?«, fragte er.
    »Natürlich. So dünn, dass man durch den Teig Zeitung lesen kann.«
    Der Professor strahlte.
    Als er gegangen war, schimpfte Frau Lizzi: »Also Vamperl, du könntest ruhig ein bisschen freundlicher sein. Der arme Mensch
     ist sowieso ganz schuldbewusst.« Vamperl flog hinunter undkraulte sie am Kinn, dann knabberte er eine der Blumen an, aber die schmeckte ihm nicht, er spuckte sie im hohen Bogen aus.

    Frau Lizzi öffnete die Zeitung. »Vamperl, heute Nachmittag gibt’s ein Kinderfest. Wollen wir hingehen? Ich sagte ja schon,
     wir müssen uns an die Kinder halten.«
    Vamperl fiepte sein Einverständnis.
    »Aber vorher ruhen wir uns aus.«
    Sie legte die Beine hoch und versuchte zu lesen. Vamperl flog hin und her, flitzte aus dem Fenster, kam zurück, sauste wieder
     davon.
    »Zum Schwindligwerden«, schimpfteFrau Lizzi. »Du bist wirklich in einem schwierigen Alter. Aber – wer nicht? Manchmal glaube ich, dass die Leute von einem
     schwierigen Alter ins nächste kommen. Lass mich jetzt wenigstens eine Viertelstunde in Frieden lesen.«
    Vamperl hängte sich kopfunter an die Vorhangstange.
    Nach einer Weile fand Frau Lizzi, dass es zu still in der Wohnung war um in Frieden lesen zu können. Sie war direkt froh,
     als es zwei Uhr war und sie sich auf den Weg zur Donauinsel machen konnten.
     
    Dort war ein Gedränge und Geschiebe. Vamperl fand viele Gelegenheiten, großen und kleinen Menschen Gift aus der Galle zu saugen.
     Nach kurzer Zeit lag er völlig erschöpft in Frau Lizzis Handtasche und streckte alle Viere von sich.
    Frau Lizzi schaute beim Sackhüpfen zu und beim Kasperltheater, beim Luftballontanzund beim Eierrennen. Sie hatte Spaß daran, wie die Kinder sich gegenseitig bemalten. Sie fühlte sich wohl. Da sah sie drei
     große Jungen, die einen Kleinen hetzten. Sie öffnete ihre Handtasche.

    »Schau, Vamperl!«, flüsterte sie. »Auf die paar Schluck kommt es jetzt auch nicht mehr an.« Er rührte sich nicht.
    Die großen Buben bildeten einen Kreis, stießen den Kleinen in der Mitte hin und her, knufften und schlugen ihn, wo sie ihn
     erwischten.
    »Hört auf!«, rief Frau Lizzi. »Drei gegen einen, das ist feig!« Die Großen lachten.
    Frau Lizzi zupfte einen Mann am Ärmel. »Sehen Sie nicht, was da passiert? Tun Sie doch was! Bitte...«
    Der Mann schüttelte Frau Lizzis Hand ab. »Da mische ich mich nicht ein, das sollen die untereinander ausmachen.«
    Frau Lizzi schnappte nach Luft. Sie spürte eine Bewegung an ihrem Arm. Vamperl torkelte mehr als er flog. Er streifte einen
     der
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