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V8 – Komm, wenn du dich traust!

V8 – Komm, wenn du dich traust!

Titel: V8 – Komm, wenn du dich traust!
Autoren: Joachim Masannek
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eine leise Warnung, als wär sie eine Waffe, drehte sich um und verschwand in der Nacht.
    Jetzt war Robin allein, und weil er allein war, überwand er den Ekel. Seine Neugier war größer. Er bückte sich langsam, und obwohl sich der Dreck dabei unter seine Fingernägel grub, hob er die Münze vom Boden auf. Sie fühlte sich kühl an und gleichzeitig heiß, so wie sich jemand anfühlt, den man umarmt. Den man umarmt, weil man ihn liebt. Doch dieses Gefühl kannte Robin nicht mehr, seit seine Mutter gegangen war. Zurück in den Süden, hatte ihm sein Vater gesagt, und dorthin durfte ihr niemand folgen. Nicht aus dem Norden und erst recht nicht, wenn man wie er, auf der Spitze des Hügels in einer Villa wohnte.

12
Das darfst du nicht fragen
    Das einzige Licht in der Schrotthalle war das Licht des Mondes, der durch eines der Oberlichter direkt auf Kikis mit Rost überzogenen Schlafwagen schien. Das Mädchen saß auf seiner Matratze vor dem mit Staub bedeckten Rückfenster des 54er Pontiacs und hielt die Münze in seiner Hand.
    Was war dieses heißkalte Ding und wo kam es her? Was war diese Burg? Denn so hieß das Gebilde auf der einen Seite der Münze, das wie ein fetter V2 Motor aussah. Was war diese Burg? War sie wirklich das, was sie dachte? Und wohin sollte sie kommen?
    Da setzte sich ihre Mutter in die offene Fahrertür. Sie sagte kein Wort. Sie kam einfach zu ihr. Das tat Andalee immer, wenn Kiki nicht einschlafen konnte. Als würde sie’s riechen. Sie setzte sich zu ihr und rauchte Pfeife. Eine dunkle, langstielige, mit einem Silbertattoo überzogene Pfeife.
    „Hast du so was schon mal gesehen?“, fragte Kiki vorsichtig und reichte Andalee die Münze.
    Die betrachtete die beiden Seiten. Das Bildnis von Kiki, die ohne ihre Kapuze und dem Öl in ihrem Gesicht ein wunderschönes Mädchen war, und das Logo der Burg. Dann zog sie an der Pfeife mit dem Silbertattoo und hob kurz die Schultern.
    „Tja, wenn ich’s hätte, dürfte ich’s nicht sagen. Die Burg ist für Erwachsene tabu.“
    Doch diese Antwort stachelte Kikis Neugier nur weiter an.
    „Dann gibt es sie wirklich?“, fragte sie aufgeregt.
    „Das darf ich nicht sagen“, antwortete Andalee schroff und für einen Moment war Kiki enttäuscht. Doch sie wollte nicht aufgeben.
    „Aber wie soll ich dorthin kommen?“, wehrte sie sich.
    „Das darfst du nicht fragen“, schnitt ihr Andalee das Wort ab und schlug dabei schmunzelnd die Pfeife aus. „Ich bin erwachsen!“
    Sie stand einfach auf und ging zu ihrem riesigen Pick-up.
    „Das meinst du nicht ernst!“ Kiki rutschte zum Fenster der hinteren Tür und kurbelte zornig die Scheibe herunter. „Ich konnte nicht schlafen. Deshalb bist du doch gekommen. Und jetzt …“
    Da schnippte Andalee die Münze über ihre Schulter zu Kiki zurück und im selben Moment passierte das Wunder. Die Münze drehte sich in der Luft. Doch während sie sich drehte, erklang plötzlich Musik. Lichtblitze zuckten aus dem Geldstück heraus. Das formte durch seine Drehung eine goldene Kugel und in dieser Kugel entstanden Bilder. Filmbilder von Rennwagen mit fetten Motoren. Rennwagen wie die in der Nacht auf der Brücke. Sie starteten fauchend. Reifen drehten sich qualmend. Kiki schmeckte den Staub, den die Autos aufwirbelten, und sie hörte die Stimme, die zu ihr sprach:
    „Findet das Geheimnis!“
    Noch ein Mal heulten die Motoren auf. Dann verblassten die Lichter und Funken der Münze. Die Bilder verschwanden. Es war wieder still und die Münze flog auf Kiki zu.
    „Das, das glaube ich nicht!“, stotterte sie begeistert. Sie fing die Münze und explodierte vor Freude. „Heilige Nockenwelle. Danke, Mama!“

    Doch Andalee wischte sich nur durchs Gesicht. Sie schraubte die Stoßstange vom Pick-up ab. Dem riesigen Pick-up, der ihr gehörte. „Danke wofür?“, fragte sie so, als wäre gerade eben gar nichts passiert. „Du kennst die Regeln, die hier bei mir gelten. Ich meine für Kerle, die keine richtigen sind.“
    Mehr sagte sie nicht und arbeitete weiter.

13
Gefahr im Verzug
    Doch in der letzten Nacht hatten der magische Wind und die Motorengeräusche nicht nur die vier Kinder zur Brücke gelockt. Da war auch ein Erwachsener. Kommissar Habicht schob seine Sonnenbrille zurecht, die er trotz der Dunkelheit trug. Er griff zur Polaroid-Kamera, die neben ihm auf dem Beifahrersitz zwischen den Packungen mit den Schokoküssen lag, und flüsterte unheilvoll:
    „Na, kommt schon! Ich warte. Fliegt wie die Motten ins Licht. Rast in
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