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V8 – Komm, wenn du dich traust!

V8 – Komm, wenn du dich traust!

Titel: V8 – Komm, wenn du dich traust!
Autoren: Joachim Masannek
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Rundenrekord.
    David schrie auf. „Raaah!“, schrie er. „Ja!“
    Er gab wieder Gas, und während er triumphierend die Ehrenrunde drehte, weckte sein Motorenlärm seine Schwester.
    „Oh nein! David, nein!“, beschwerte sich Luca und kroch dabei unter ihr Kuscheltier. Das war lebensgroß und – genauso wie sie – bis ins Detail ein echter Dachsmann von Drachenherz.
    „Nein! Nicht schon wieder!“, flehte das Mädchen.
    Aber David hatte dafür keinen Sinn.
    „Doch“, rief er lachend. Er sprang aus dem Bett. „Es ist endlich sechs. Endlich sechs Uhr.“
    „Ja, David sechs“, verfluchte ihn Luca. „Doch heute ist Samstag. Samstag, kapierst du?! Heilige Wildernacht, und wir haben Ferien!“

02
Erdbeeren mit Zahnpasta
    Blitzschneller Boxenstop. Hose, T-Shirt, Schuhe. Die lagen noch genau so neben dem Bett, wie er sie gestern ausgezogen hatte. Jetzt nur keine Zeit verlieren!, dachte David und schlüpfte schon auf dem Weg ins Bad in die Klamotten.
    „Hosenknopf zu, fertig und dann weiter geht’s. Zähne putzen!“, trieb er sich an und schaltete einen Gang höher: „Dass der Mund schäumt wie ein qualmender Reifen!“
    „David, du nervst!“,schimpfte Luca unter dem Dachsmann.
    Doch das war genau das, was David wollte: Schwesterchen nerven!
    Er schoss aus dem Zimmer. Achtung Kurve! Kurz in die Bremsen. Dann Treppe hinunter. Scharf links in die Küche. Auf dem Scheitelpunkt Gas geben. Bis zum Waschbecken noch mal richtig beschleunigen. Zahnbürste aus dem Mund und dann noch der butterweiche 180-Grad-Slide nach rechts!
    „Raaah! Fertig! Geschafft!“
    Gekonnt drängte David seine Mutter zur Seite und spuckte die Zahnpasta ins Küchenspülbecken, direkt auf die frisch geviertelten Erdbeeren, die sie dort fürs Frühstück wusch. Doch David schien das nicht zu bemerken.
    Er saß längst am Frühstückstisch und nahm sich ein Brötchen. Er war voll konzentriert auf das, was er tat. Denn das wusste David: Nur wenn alle Handgriffe saßen und wie Zahnräder ineinandergriffen,war eine neue Bestzeit möglich. Das hatte er von den Profis gelernt. Doch plötzlich spürte er den Blick seines Vaters. Er sah, wie der zur Mutter schaute. Zur Mutter am Spülbecken. Er wollte etwas sagen. Etwas wie: „Tickst du noch richtig!“ Doch David war schneller und kam ihm zuvor:
    „Ich hab keine Zeit!“, erklärte er ihm, während er vom Brötchen abbiss und dann, fast ohne zu kauen, schluckte. „Ich habe drei Jobs! Drei Jobs jeden Tag! Sechs Tage die Woche.“
    Sein Vater war sprachlos.
    „Und das die gesamten Sommerferien! Die gesamten sechs Wochen, und wenn die Schule dann losgeht, hab ich das Geld für mein Kart.“
    Er sprang wieder auf, griff seine Lederjacke und den Rennfahrerhelm, die beide wie die seines Vorbilds aussahen: wie Jacke und Helm von Steve McQueen. Er zündete seinen Rennkartmotor. Sein Mund machte dazu die coolsten Geräusche und er rannte zur Tür, die in den Garten führte. Doch gerade in dem Moment, als er die Klinke berührte, riss ihn ein unsichtbares Gummiband wieder zurück.
    „Halt!“,sagte sein Vater.
    Er sagte das cool. Ganz ruhig und leise, so wie er das immer tat, wenn David zu frech war. Und dem blieb nichts anderes übrig, als eine Vollbremsung hinzulegen. Nein er wurde gebremst. Das „Halt“ hielt ihn fest und dann hörte er sein Todesurteil:
    „Ich glaube, du hast da noch was vergessen!“, sagte sein Vater und David drehte sich ganz langsam um.
    Er drehte sich um, obwohl er es nicht wollte. Obwohl es ihm wehtat. Er stöhnte und seufzte und sein Blick sprühte Funken, Funkenvor Zorn, als er auf seine Schwester fiel: auf Luca. Die stand da im Dachsmannunterwäschenschlafanzug und hielt ihren Kuscheldachsmann an der Pfote. Sie stand an der Treppe, die zum Baumhaus hochführte.

    „Oh nein, bitte nicht!“,seufzte er wie ein Fahrer, dem ein gerupftes Huhn kurz vor der Ziellinie die Straße versperrt.
    „Doch!“, sagte seine Mutter und kannte kein Mitleid. „Das war unser Deal!“
    „Nein, das ist Wucher!“, protestierte David energisch „Die ist ein Kolbenfresser!“ Er suchte verzweifelt nach noch schlimmeren Worten.„Die da ist …“
    „… deine kleine Schwester“, ermahnte ihn seine Mutter, worauf sich Luca vehement beschwerte. „Ich bin keine Schwester!“, rief sie erbost. „Ich bin der Superdachsmann von Drachenherz!“
    „Ganz genau!“, lachte sein Vater, und während Luca auf seinen Schoß krabbelte und ihn grinsend umarmte, erinnerte er David an das, was der
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