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V8 – Komm, wenn du dich traust!

V8 – Komm, wenn du dich traust!

Titel: V8 – Komm, wenn du dich traust!
Autoren: Joachim Masannek
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spannte sich über das Gelände der Kartbahn und tauchte sie in ihr kaltes Licht. Der schwarze Asphalt, der anthrazitfarbene Stahl und die messerscharfen Fahrbahnbegrenzungen verwandelten sie genau in den Ort, den das Logo versprach. Die Straße des Ruhms, auf der nur die Besten der Besten fahren durften.
    Und zu diesen Besten gehörte Robin V. Acht. Der Junge aus der größten Villa auf dem Hügel im Norden jagte in seinem Profikart über die Bahn. Er fuhr wie auf Schienen durch die Kurven, und als er die Ziellinie überquerte, als er mit einem 270 Grad Slide zum Stehen kam, zeigte die Anzeigetafel 31,6 Sekunden.
    „Ja!“ Robin ballte die Faust.
    Er sprang aus dem Kart und rannte zu seinem Vater, der auf dem Parkplatz vor der Bahn telefonierte.
    „Papa, ich hab es geschafft. Ich habe einen neuen Bahnrekord aufgestellt!“
    SeinVater lachte und hob stolz den Daumen. Er hielt dabei kurz das Handy zu.
    „Das ist der Talentscout von Red Bull“, flüsterte er und telefonierte sofort weiter.
    „Haben Sie das gehört? Ich habe Ihnen nicht zu viel versprochen. Mein Sohn hat den Rundenrekord der Kartbahn geknackt.“
    Für Robin klang jedes Wort wie die schönste Musik. Eine Musik, dieer zu selten hörte. Ja, so wollte er sein. Nein, so wollte er, dass sein Vater ihn sah: stolz und zufrieden.
    „Und mein Sohn ist erst elf. Hören Sie? Gerade elf Jahre.“
    Da stockte sein Vater.
    „Wie bitte? Einen Moment!“ Er spähte auf die Zeituhr der Kartbahn.
    „31,6. Ja, das ist seine Zeit.“
    Sein Vater verstummte. Das Strahlen in seinen Augen erlosch und sie nahmen die Kälte der Sterne an.
    „Aber natürlich. Natürlich kann er noch schneller.“ Er schaute zu Robin und flüsterte lautlos. „Das kannst du doch, oder?“
    Er schaute ihn an und verlangte ein Nicken. Doch als Robin das tun wollte, stockte sein Herz. Ihm wurde schwindelig wie nach einem Dreher, der ihn samt Kart in die Bande katapultierte. Er sah zu Sam Kamschik, dem Kartbahnbesitzer. Der schaltete den Strom auf der Rennstrecke ab. Die Fahrbahnbeleuchtung erlosch. Die Straße des Ruhms versank in Dunkelheit. Die Zahlen auf der Anzeigetafel verglühten wie Funken. Die 31,6 Sekunden waren jetzt nichts mehr wert.
    „Das kannst du doch, oder?“, fragte sein Vater noch einmal, und als Robin nichts sagte, drehte er sich von seinem Sohn weg. Er drehte ihm einfach den Rücken zu. Das tat er immer, wenn ihn Robin enttäuschte. Wenn Robin nicht der Beste war.
    Robin sank in sich zusammen. Das heißt: Nach außen blieb er weiterhin stolz. Er setze den Helm ab und zog die Handschuhe aus, als sei nichts passiert. Doch Sam Kamschik sah trotzdem, wie er dabei zitterte.
    „Und ob du das kannst“, trat er neben den Jungen und schenkte ihmein freundliches Lächeln. „Du kannst noch sehr viel besser werden. Nur kann dir dein Papa dabei nicht helfen. Dein Papa und auch nicht alles Geld, das er hat.“
    Robin sah Kamschik verwundert an, und als der sich die öligen Finger mit einem Tuch abwischte, sah Robin an seinem Handgelenk ein Tattoo. Ein Motor mit drei Auspuffrohren und darin stand dreimal die gleiche Zahl. Sieben Straßen las Robin. Zu mehr kam er nicht. Denn Kamschik strich ihm plötzlich durchs Haar. Er berührte ihn tatsächlich mit seinen dreckigen Händen und Robin, der Dreck mehr als alles andere hasste, wich erschrocken vor ihm zurück.

    Auch David war wütend. Er war noch immer am Fluss, wie es sein Vater vorgeschlagen hatte. Doch er konnte nicht nachdenken und erst recht nicht mehr warten. Er lief auf der Böschung hin und her und fluchte dabei:
    „Sechsfach geborstene Nockenwelle! Verdammt, es ist aus. Dir hilft niemand mehr, David. Niemand, hörst du?!“
    David schleuderte Steine hinaus auf den Fluss, wo sie wie Bomben explodierten. Er bäumte sich gegen sein Schicksal auf. Sein Herz wurde zu einem V8 und er spürte, wie die acht fetten Zylinderkolben gewaltig hoch- und runterjagten. Bahm! Bahm! Bahm! Bahm!
    Ja. Das fühlte sich gut an und da wusste er plötzlich, dass er die Kraft haben würde, um sich zu wehren. Nein. Er war noch lange nicht besiegt.
    „Ich werde nicht aufgeben“, schrie er in das Rauschen des Flusses. „Ich will Rennfahrer werden! Hört ihr?! Und das werde ich auch!“
    Er ballte die Fäuste und als er es zum dritten Mal schrie:
    … „Ich will Rennfahrer werden!“ … frischte der Wind urplötzlich auf. David stutzte und sah zum Himmel. Die mächtigen Baumkronen begannen zu tanzen und noch weiter oben zogen die Wolken immer
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