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V8 – Komm, wenn du dich traust!

V8 – Komm, wenn du dich traust!

Titel: V8 – Komm, wenn du dich traust!
Autoren: Joachim Masannek
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ihm.
    „Darf ich mich setzen?“, fragte sie ihn und ihre Stimme klang dabei so wie ihr Name. Angelina hieß Engel und so einen Engel brauchte er jetzt. Deshalb sagte er nichts. Er sagte nicht Nein, und weil er nicht Nein sagte, setzte sich sich neben ihn. Zwischen ihn und die Kartbahn und das eingeschweißte Paket mit den Zeitungen vom Tagblatt.
    „Eigentlich wollte er Rennfahrer werden!“, stand da in fetten schwarzen Lettern direkt auf der Titelseite und darunter erstrahlte ein farbenfreudiges Bild. Das zeigte David als Elfengurke. Todtraurig stand er im Feuerwehrkorb neben seiner jubelnden Schwester.

    „Musst du die morgen austragen?“, fragte seine Mutter mitfühlend und David lachte trocken auf:
    „Was bleibt mir denn übrig? Ich wurde als Gurke gefeuert und dieser verfluchte rosa Fetzen kostet mich doppelt so viel, wie ich hab.“
    Er lachte noch einmal.
    „Ich hab heute Schulden gemacht, anstatt zu verdienen. Und das nur, hörst du, weil ich eine Schwester hab!“
    „Die Gott sei Dank noch am Leben ist!“,antwortete Angelina genauso erleichtert wie ernst. Sie schaute ihn an und David erinnerte sich an die Angst. Die Angst, die er davor empfunden hatte, Luca zu verlieren. Luca und ihr Lachen. Doch in diesem Moment erschien seine Schwester mit genau diesem Lachen im Küchenfenster.
    „Ja, das bin ich. Ich bin noch am Leben. Und ich werde berühmt. Ich war gerade im Fernsehen, David, und das warst du auch. So wie auf dem Bild auf der Zeitung da draußen und sie haben dich lustig Gurke genannt. Prinzessin Gurkenfee, glaub ich, oder die Prima Gurke!“
    Da sprang David auf.
    „Meinst du das mit ‚am Leben sein‘?“, schrie er seine Mutter an und zeigte dabei auf seine Schwester: „Mama, meinst du das damit?! Nein. Ich will keine Schwester. Ich wollte ein Kart.“
    Er strafte seine Mutter mit einem tödlichen Blick. Dann warf er das Modell der Kartbahn um, sah, wie es in tausend Stücke zerbrach, und floh aus dem Garten auf die Straße hinaus.
    Dort rang er nach Luft. Sein Herz schlug und pochte wie noch niemals zuvor und so rannte er weiter bis ans Ende der Welt. Der Welt, die er kannte. Er erreichte den Fluss, die Grenze zum Süden und ließ sich dort fallen. Der Mond fiel vor ihm ins dunkle Wasser und die Bugwellen des Schleppkahns, der vor ihm vorbeifuhr, schlugen donnernd gegen die Steine am Ufer. So hörte er es, obwohl es doch still war – und sie zersprangen wie Glas. Sie zersprangen wie seine Kartbahn in Stücke.
    Da hörte er Schritte. Sein Vater kam zu ihm und setzte sich wortlos. Er starrte mit ihm auf den dunklen Fluss.
    „Ich hasse sie immer noch!“, brach David das Schweigen, und sein Vater, der genauso wie seine Mutter hieß – Angelo, Engel – nickte zustimmend.
    „Klar, das kann ich verstehen. Aber trotzdem hast du ihr geholfen. Du hast dich für sie bis auf die Knochen blamiert. Das klingt nicht nach Hass.“
    David sah seinen Vater entgeistert an.
    „Ach ja? Ich hab für sie meinen Traum gekillt. Ist das etwa Liebe?“
    Doch Angelo zögerte keinen Moment. Er wurde nur ernst.
    „Nun, das ist der Grund, warum ich dir verzeih, dass du ihr Leben aufs Spiel gesetzt hast. Das war der Deal. Du hattest Verantwortung. Du musstest dafür sorgen, dass ihr nichts passiert. Und du hast dich, verflixt noch mal, daran gehalten.“
    Er lächelte jetzt und sein Lächeln war freundlich. Freundlich und warm. „Du hast alles riskiert, um sie zu retten“, sagte er stolz. „Und dafür muss man wirklich zu den Besten gehören.“
    „Den Besten von was?!“ David war immer noch wütend. „Was hab ich davon, der Beste zu sein, wenn ich dafür eine Gurke bin?
    Doch Angelo überhörte den Spott.
    „Weißt du, warum bleibst du nicht einfach noch hier? Ich erlaube es dir heute ausnahmsweise einmal. Bleibe am Fluss und denk drüber nach. Vielleicht verstehst du es ja später. Denn die wichtigen Dinge, kommen oft nur zu dem, der auch bereit ist, auf sie zu warten.“
    Er legte seinem Sohn den Arm auf die Schulter und sah dabeilächelnd auf das kleine Tattoo. Das lugte, als wär es der Beweis für das, was er sagte, heimlich am linken Handgelenk unter einem Lederarmband hervor:
    Sieben Straßen, sieben Siege, sieben Türme , stand da auf drei Auspuffrohren, die aus einem V-Motor wuchsen, der fast so aussah wie eine Burg.
    „Ich meine die wirklich wichtigen Dinge, David“, sagte er noch einmal, strich seinem Sohn dabei übers Haar und ließ ihn allein.

10
Ein magischer Furz
    Der Sternenhimmel
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