Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)
Autoren: Bree Despain
Vom Netzwerk:
lange Reihe geparkter Motorräder vor einer Kneipe namens Knuckle Grinders. Eines davon, eine schwarz-rote Honda Shadow Spirit, erinnerte mich an Daniels Motorrad.
    »Ja, ich weiß, was du meinst«, sagte ich. »Ich habe auch den besten Jungen abbekommen, der da draußen rumläuft.«
    April machte ein unbehaglich klingendes Geräusch und veränderte ihre Sitzposition. Nach einer Sekunde fragte sie: »Glaubst du, dass Daniel sich wirklich verändert hat?«
    Die Ampel wurde grün und ich fuhr über die Kreuzung. Ich blickte kurz noch einmal zu der Honda vor der Kneipe. Sie sah Daniels Motorrad wirklich sehr ähnlich. Aber es war sehr unwahrscheinlich, dass er sich zufälligerweise bloß drei Blocks vom Depot entfernt in einer Kneipe aufhielt. Es war unwahrscheinlich, dass er sich überhaupt in einer Kneipe aufhalten würde. Abgesehen davon lag er krank zu Hause im Bett. »Was meinst du damit?«, fragte ich April.
    »Die ganzen Dinge, die mir Jude über Daniel erzählt hat, was er alles getan hat. Wer … Was … er mal war. Hast du keine Angst, dass er plötzlich wieder so wird wie früher?«
    »Ich weiß, dass das nicht geschehen wird«, antwortete ich. »Es ist rein körperlich völlig unmöglich. Er wurde von dem Wolfsfluch geheilt, der ihn damals in ein Monster verwandelt hat.«
    »Aber die anderen Sachen. Du weiß schon, die Dinge, die er getan hat, noch bevor er zum Werwolf wurde. Jude meinte, er wäre vor dieser Zeit ganz schön fertig gewesen. Drogen, Alkohol, Streitereien und so was.«
    »Das geschah alles durch den Einfluss des Wolfs. Er wurde ja mit diesem Fluch geboren. Der Wolf war immer in ihm und trieb ihn an, die falschen Dinge zu tun.« Immerhin dachte ich so darüber. Wahrscheinlich war es auch möglich, dass Daniel selbst ein paar der Entscheidungen getroffen hatte. Doch das spielte keine Rolle mehr. »Ich weiß, dass er diesen Weg nicht wieder beschreiten wird. Wir haben für seine Rettung zu viel geopfert. Er wird sich niemals davon abwenden … von mir abwenden.«
    »Meine Mom sagt, dass die Menschen sich niemals wirklich ändern.« April stierte weiter aus dem Fenster und ich fragte mich, ob ihre Mutter damit auf Aprils Vater anspielte, der sie vor ein paar Jahren verlassen hatte.
    »Wenn du das wirklich glauben würdest, dann wärst du nicht mit mir mitgekommen, um nach Jude zu suchen.«
    »Wahrscheinlich nicht.« Für eine Weile sagte sie nichts. »Aber ich glaube noch immer nicht, dass du Daniel so sehr vertrauen solltest, wie du es machst.«
    »Hmm«, gab ich zurück und ließ die Stille den Raum zwischen uns ausfüllen.
    Eine Zeit lang hatte ich an diesem Abend gedacht, dass wir wieder Freundinnen wären. Ich hatte es vermisst, wie April und ich Witze machten, die Art vermisst, wie sie den Jungs nachgeiferte und sich fast die ganze Zeit wie ein aufgeregtes Hündchen benahm. Da mich erstens in der Schule alle behandelten wie ein Paar alte Sportsocken, zweitens Mom im Hotel ›Fremde Wirklichkeit‹ eingecheckt hatte, drittens Dad die ganze Zeit unterwegs war, und ich viertens versuchte, Charity, so gut es ging, über die Tatsachen im Dunkeln zu lassen, kam es mir vor, als gäbe es niemanden, mit dem ich hätte reden können, wenn Daniel nicht in der Nähe war. Ich kam ganz gut damit klar, wenn mich die Leute seltsam anstarrten und hinter meinem Rücken flüsterten, doch ich hasste die Stille, die so viele Stunden meines Tages ausfüllte. Nicht, dass es völlig still war, insbesondere dann nicht, wenn mein Supergehör einsetzte – es war nur einfach so, dass in letzter Zeit sehr wenige Leute mit mir statt über mich sprachen.
    Und ich vermisste meine beste Freundin.
    Wir waren ungefähr zehn Minuten aus der Innenstadt heraus, als ich beschloss, das Schweigen zu brechen. Ich wollte keine Stille mehr. »Die beiden Typen waren echt eklig, oder? Ich kann gar nicht glauben, was passiert ist.«
    April wurde gleich wieder munter. »Mann, das war total irre, wie du dem Kerl einen Tritt verpasst hast! Claire und Miya würden es niemals glauben … aber ich würde ihnen sowieso nichts davon sagen. Ich meine, die Leute würden ausflippen, wenn wir ihnen erzählten, dass wir im Depot waren.« Sie grinste mich an und schien damit unser Geheimnis zu besiegeln. Mir wurde gleich viel leichter ums Herz.
    »Wo hast du das gelernt?«, fragte sie.
    »Ich habe mit Daniel trainiert.«
    »Trainiert? Wofür?«
    Plötzlich geriet ich wieder in düstere Stimmung, als mir klar wurde, dass April vielleicht die Wahrheit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher