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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)
Autoren: Bree Despain
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oben an der Treppe und schließlich draußen an der etwas frischeren Luft angelangt waren – der Junge hielt mich die gesamte Zeit an der Hand –, hatte ich wieder genug Orientierung, um reagieren zu können.
    »Wo bringst du uns hin?« Ich zog meine Hand aus seinem Griff, erwartete fast, dass er sie in seiner gefangen halten würde, doch er ließ mich ohne zu zögern los.
    »Zu eurem Wagen«, erwiderte er. »Ich nehme an, ihr seid mit einem Wagen gekommen? Ihr seht nicht so aus, als ob ihr hier in der Gegend wohnt, und ich vermute, dass ihr auch nicht den öffentlichen Nahverkehr benutzt.«
    Ich schlang die Arme um meinen nackten Bauch. Seine Vermutung, dass wir nicht aus dieser Gegend kamen, wurde dadurch bestimmt noch verstärkt.
    »Wir sind mit dem Corolla da am Ende der Straße.« April deutete in Richtung meines Wagens, der an der weit und breit einzig funktionierenden Parkuhr wartete. »Wir sind aus Rose Crest.« Sie klang atemlos und ich konnte nicht umhin festzustellen, dass sie den Typen auf eine viel zu freundliche Art anlächelte.
    »April!«, fauchte ich und warf ihr einen Blick zu, der sagen sollte: ›Wir haben diesen Kerl gerade erst kennengelernt, also verrate ihm nicht, wo wir wohnen!‹
    »Was?«, flüsterte sie nicht gerade leise. »Der Typ hat uns gerade das Leben gerettet … und er ist süß.«
    Aus irgendeinem Grund wurde ich rot. Ich konnte nicht abstreiten, dass er attraktiv war, auf so eine bodenständige Junge-vom-Land-Art, mit seinem welligen, schokoladenbraunen Haar, den Grübchen, den grünen Augen und seinen massiven Unterarmen, die ihn so wirken ließen, als hätte er viele Stunden mit Heustapeln verbracht. Sogar das Flanellhemd und die verblichene Jeans rochen nach Clark Kent – natürlich ohne die Superkräfte.
    Aber ganz sicher bedeutete es nichts, dass ich all diese Dinge an ihm wahrnahm, oder? Und ganz besonders bedeutete es nicht, dass ich ihm ohne Weiteres vertraut hätte.
    »Ich denke, von hier aus kommen wir schon klar«, sagte ich zu ihm. »Äh, danke für deine Hilfe.«
    »Auf keinen Fall. Diese Typen da drinnen werden ganz schön angepisst sein«, entgegnete er. »Ich werde euch nicht aus den Augen lassen, bevor ihr nicht in sicherer Entfernung seid.«
    »Ach, komm schon, zu unserem Auto sind’s nur zwei Blocks. Du kannst jetzt gehen.«
    »Grace, sei nicht so unfreundlich«, mischte April sich ein. Sie stürzte vor, packte Mr. Flanells Arm und zog ihn zum Wagen. »Ich bin übrigens April. Danke, dass du uns geholfen hast. Wie heißt du?«
    »Talbot«, antwortete er und blickte sich zu mir um, so als wollte er sichergehen, dass ich auch folgte. Was ich tat. Neidvoll. »Nathan Talbot, um genau zu sein. Aber Talbot reicht. Meine Freunde nennen mich Tal.«
    »Nun, Tal«, sagte April, »ich bin froh, dass du da warst und uns helfen konntest. Ohne dich hätten die uns sicher geröstet.«
    »Geröstet?«, fragte Talbot. Der näselnde Ton seiner Stimme klang, als würde er sich über Aprils Naivität köstlich amüsieren. »Was treibt ihr Mädels hier überhaupt? Das ist doch gar nicht eure Szene.«
    Sie gingen zu weit voraus, als dass ich April vors Schienbein hätte treten können, bevor sie weitere Informationen über uns ausplauderte. »Wir suchen nach Graces Bruder. Sein Name ist Jude Divine. Er ist verschollen und wir glauben, dass er sich vielleicht in dem Club da aufgehalten hat.«
    Talbot blieb stehen und drehte sich zu mir um. Fast wäre ich wieder in ihn hineingelaufen. »Wirklich?«, fragte er. »Wie sieht dein Bruder aus? Vielleicht kann ich ja helfen.«
    Ich blickte zu ihm auf. Er sah mit einem freundlichen Lächeln, das seine Grübchen besonders betonte, auf mich herunter. Irgendetwas an ihm machte mich nervös und ließ mein Herz schneller schlagen, wenn er mich so ansah. Vielleicht lag es daran, dass alle im Club anscheinend ein bisschen Angst vor ihm gehabt hatten.
    Talbot legte seine Hand auf meine Schulter. »Du kannst mir vertrauen.«
    Da war es wieder: Die Form seines Munds oder der Klang seiner Stimme – etwas, das ich noch immer nicht einordnen konnte – verursachte, dass eine Welle angenehm warmer Vertrautheit durch meinen Körper strömte. Dieselbe Empfindung, die mich ihm bereits im Club hatte vertrauen lassen. Warum also sollte ich ihm jetzt misstrauen? Immerhin hatte er uns vor diesen Kerlen gerettet.
    »Ich weiß gar nicht genau, wie mein Bruder jetzt aussieht«, antwortete ich. »Ich habe ihn seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen.« Ich
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