Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)
Autoren: Bree Despain
Vom Netzwerk:
erinnerte mich, wie sehr sich Daniel in den drei Jahren seiner Abwesenheit körperlich verändert hatte. Jude hätte inzwischen wie jeder x-Beliebige aussehen können, besonders dann, wenn er sich versteckte. Ich holte mein Handy hervor und scrollte zu dem allerersten Foto, das an dem Tag, an dem ich es bekommen hatte, entstanden war – dem Tag, an dem Jude weggelaufen war. Ich hatte einen Schnappschuss von ihm geschossen, während er sich den Mondsteinring ansah, den er von Dad bekommen hatte.
    Ich reichte Talbot mein Handy. »Er ist auf dem Bild nicht gut zu erkennen, weil er nach unten schaut, aber Jude ist ungefähr achtzehn Zentimeter größer und hat ein viel kantigeres Kinn als ich. Als ich ihn das letzte Mal sah, hatte er kurzes, dunkelbraunes Haar, so wie ich. Wir hatten auch immer die gleiche Nase und die violetten Augen.«
    »Hmm.« Talbot hielt das Handy neben meinen Kopf. Er biss sich auf die Lippe, während er erst das Bild auf dem Handydisplay und dann mich ansah. Ich konnte nicht anders, als ihn ebenfalls anzustarren. Plötzlich fiel mir auf, dass sein Gesicht trotz der Grübchen viel reifer und erwachsener aussah als bei den meisten Teenagern, die ich kannte. Hätte ich raten müssen, so hätte ich ihn auf einundzwanzig oder zweiundzwanzig geschätzt.
    Talbot strich mir mit der Hand das Haar aus dem Gesicht, als ob es ihm helfen würde, mein Profil besser zu erkennen. Dann trat er einen kleinen Schritt dichter auf mich zu und blickte mich eine Weile an. Die ganze Zeit wagte ich kaum zu atmen.
    »Nein, tut mir leid. Hab ihn nicht gesehen«, sagte er schließlich. Er gab mir das Handy zurück, wobei seine warmen Finger meine Haut berührten. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich an Augen wie deine erinnern würde.«
    Das Blut stieg mir wieder in die Wangen. Ich senkte den Blick und wandte mich ab. »Tja, da sind wir.« Ich deutete auf den Corolla, der ungefähr sechs Meter von uns entfernt stand. »Oh, und noch mal danke für deine Hilfe da drinnen.«
    »Ja, vielen Dank, Tal!« April sah aus, als wollte sie dem armen Kerl kurzerhand eine bärige Umarmung verpassen.
    Talbot hob seine Hände. »Kein Problem. Dafür bin ja da.«
    »Mach’s gut!« April winkte ihm zu, während ich sie weiter zum Auto zog.
    »Hey, Grace Divine?«, rief Talbot mir nach.
    Ich blickte mich zu ihm um. »Ja?«
    »Wir sehen uns.«
    »Okay«, erwiderte ich, ohne zu wissen warum. Ich würde ihn ganz bestimmt nie wiedersehen.
     
    Im Auto
     
    »Er würde echt total gut zu dir passen!«, platzte April heraus, sobald wir von der Bordsteinkante gerollt waren.
    »Wovon redest du?« Ich blickte in den Rückspiegel und sah Talbot wie einen Wachposten auf dem Gehweg stehen. Er hatte es offenbar völlig ernst gemeint, als er sagte, er wolle uns im Auge behalten, bis wir weggefahren waren. »Ich habe bereits einen Freund.«
    »In Ordnung, ich muss zugeben, dass Daniel verdammt scharf ist. Aber Tal ist ein köstlicher neuer Leckerbissen, findest du nicht?« Sie zitterte wieder auf diese typische April-Art. »Hast du gesehen, wie die anderen Typen quasi vor ihm weggerannt sind?« Sie quiekte wie ein kleines Hündchen und ließ sich dann mit einem dramatischen Seufzer auf ihrem Sitz zurücksinken.
    »Ähm, also du kannst dich meinetwegen gern an den Jungen ranschmeißen. Ich wende die Karre, dann kannst du ihn nach seiner Telefonnummer fragen.«
    »Nein!« April saß plötzlich kerzengerade da. Ihre Augen waren riesengroß, so als hätte sie bei der bloßen Vorstellung einen Heidenschreck bekommen. Sie konnte zwar manchmal flirten, wurde aber normalerweise feige wie mein alter Cockerspaniel, wenn sich wirklich was mit einem Jungen abzeichnete. »Wag es bloß nicht! Außerdem hatte er sowieso nur Augen für dich.« Sie stupste mich an. »Grace Divine«, sagte sie mit tiefer Stimme, »wir sehen uns.«
    Die Hitze schoss mir ins Gesicht und ich drehte den Kopf zur Seite, bevor sie mein Erröten bemerken konnte. Es hatte nichts zu bedeuten und ich wollte nicht, dass sie sich womöglich über mich lustig machte.
    Gerade, als ich dachte, dass April schon vergessen hatte, weshalb wir überhaupt in den Club gegangen waren, seufzte sie wieder und blickte starr aus dem Fenster. »Ist auch egal. Jude ist der einzige Junge, an dem mir was liegt.«
    Wir hatten an einer roten Ampel ungefähr drei Blocks weiter angehalten und Talbot war inzwischen aus meinem Rückspiegel verschwunden. Beim Blick geradeaus durch die Frontscheibe bemerkte ich eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher