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Unverhofft kommt oft

Unverhofft kommt oft

Titel: Unverhofft kommt oft
Autoren: Ashley Bloom
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draußen im Wagen.“ Sie führte ihn dorthin und trug die Kartons mit ihm zusammen hinein.
     
    Als sie alles abgestellt hatten, überreichte er ihr einen Scheck. „Ich habe gar kein Trinkgeld, tut mir sehr leid.“ Er machte eine entschuldigende Geste.
    „Das macht doch nichts.“
    „Beim nächsten Mal bekommen Sie doppeltes, einverstanden?“
    „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nur aushelfe. Eigentlich mache ich etwas ganz anderes.“
    „Ah ja?“ Er sah sie fragend an. So, als würde er jetzt erwarten, dass sie sagte, sie strippte.
    „Ja, ich male nämlich.“
    Sein Gesicht erhellte sich. „Tatsächlich! Was genau malen Sie, wenn ich fragen darf?“
    „Stillleben hauptsächlich.“
    „Acrylfarben?“
    „Ölfarben. Oder Kohlestifte. Ich zeichne nämlich auch sehr gerne Portraits.“
    „Von Prominenten?“
    Für wen hält der mich eigentlich? , dachte sie. „Nein, von allen möglichen Menschen, außergewöhnlichen Menschen, Fremden.“
     
    Er sah sie interessiert an. „Wenn Sie möchten, können Sie gerne mal ein Portfolio vorbeibringen, dann sehe ich mir Ihre Bilder an. Statt Trinkgeld.“
    Sofia strahlte. „Das werde ich gerne machen. Oder wissen Sie was?“ Sie hatte auf einmal eine Idee. „Haben Sie morgen schon was vor?“
    „Ich eröffne heute meine Galerie, also ja, ich werde morgen genau hier stehen und meine Kunden begrüßen, die hoffentlich kommen werden.“
    „Wann schließen Sie Ihre Galerie?“
    „Sonntags um fünf.“
    „Dann kommen Sie doch danach einfach bei uns vorbei. Wir machen morgen Lasagne, Sie sind herzlich eingeladen.“
    „Uns?“
    „Bei mir und meiner Mitbewohnerin Jenni. Wir wohnen in einer WG und kochen sonntags immer zusammen. Morgen gibt`s Lasagne. Sie kommen zum Essen und können sich dann gleich meine Bilder ansehen, was halten Sie davon?“
    Mr. Limes lachte. „Das hört sich gut an, ich wurde lange nicht bekocht.“
    „Also abgemacht? Mr. Limes?“ Ihr war klar, dass er ihrem Hundeblick nicht widerstehen konnte.
    „Abgemacht. Aber nennen Sie mich doch Julian.“
    „Julian.“ Sie schüttelte seine Hand. „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin Sofia.“
     
    Er sah sie einen Moment lang nachdenklich an. „Sofia? Etwa Fifi?“
    Jetzt sah Sofia verwundert aus. „So nennt mich nur mein Vater, und ich finde es grauenhaft.“
    „Francesco ist dein Vater?“
    „Ja, genau. Kennst du ihn?“
    „Aber natürlich. Wie geht es ihm?“
    „Er hatte leider einen kleinen Herzinfarkt, weshalb ich auch gerade seine Rolle übernehme, sozusagen.“
    „Das tut mir leid zu hören. Bestelle ihm bitte gute Besserung von mir.“
    „Werde ich machen, danke. Woher kennst du ihn denn, wenn ich fragen darf?“
    „Ich bin schon seit Ewigkeiten Stammgast in seiner Bäckerei. Habe fast jede Mittagspause dort verbracht. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit genau gegenüber gearbeitet.“
    „Gegenüber der Bäckerei? Was ist da denn schon, außer den Bürogebäuden?“
    „Genau in solch einem war ich tätig, als Buchhalter.“
     
    Sofia verzog ihr Gesicht.
    Julian lachte. „Ganz genau. Ich habe es gehasst! Nach sechs Jahren in dem Job habe ich mich gefragt: Willst du das wirklich ein Leben lang tun? Die Antwort war natürlich nein. Und dann habe ich alles geschmissen und beschlossen, eine Galerie zu eröffnen.“
    „Warum ausgerechnet eine Galerie?“
    „Weil ich schon immer kunstfanatisch war. Wenn andere Kinder ihre Freizeit auf ihren Mountainbikes oder vor der Videospielkonsole verbrachten, trieb ich mich in irgendwelchen Galerien herum, und wurde jedes Mal heraus gescheucht.“ Er lachte wieder.
     
    Er hatte ein freundliches Lachen, weiße Zähne, von denen einer etwas schief war, was aber seinem Charme keinen Abbruch tat, ganz im Gegenteil.
    „Na, du warst ja ein tolles Kind, hattest sicher viele Freunde“, sagte sie ironisch.
    „Nein, nicht wirklich. Meine beste Freundin war eh meine Grandma. Sie hat mich auf die Kunst gebracht, sie hat sie geliebt. Hatte Monet im Wohnzimmer hängen und Renoir. Ich konnte stundenlang ihre Bilder anstarren.“
    „Deine Grandma hatte einen Monet im Wohnzimmer hängen? Etwa einen echten?“
    „Nein, natürlich nicht“, sagte er grinsend. „Nur eine Kopie. Doch ich war fasziniert.“
    „Mir geht es ebenso. Ich liebe die Kunst einfach, deshalb habe ich sie studiert.“
    „Du hast Kunst studiert?“
    „Jap. Na, allzu gut scheinst du meinen Vater ja nicht zu kennen, wenn du das nicht mal über seine
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