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Unverhofft kommt oft

Unverhofft kommt oft

Titel: Unverhofft kommt oft
Autoren: Ashley Bloom
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Vater hatte sogar schon wieder ein wenig Farbe im Gesicht, aber die Ärzte verordneten ihm Ruhe, die er sich seit Jahrzehnten nicht gegönnt hatte. Also hatte ihre Mutter vorgeschlagen, dass sie doch im Laden einspringen könnte, eigentlich, um Francesco zu beruhigen, was allerdings mächtig nach hinten losging.
    „Unsere Fifi im Laden? Da ist doch das Chaos schon vorprogrammiert.“
     
    Carla und Francesco hatten sich auf Italienisch gestritten, so laut, dass eine der Krankenschwestern hereinkam und sie ermahnte, dass sie auf der Stelle alle hinausschicken würde, wenn das nicht aufhörte, der Patient brauche Ruhe.
    „Siehst du, was du erreicht hast!“, schimpfte Carla, nun etwas leiser.
    „Ist ja gut, ist ja gut, ich mache es“, lenkte Sofia ein. „So lange kann es ja nicht dauern, bis Papà wieder auf den Beinen ist.“
    Carla blickte auf und umarmte sie im nächsten Moment stürmisch. „Wirklich, Sofia? Das willst du wirklich tun? Oh, danke, liebe Maria, Mutter Gottes, danke, danke.“
    Neben der verehrten Mutter Maria könntest du mir vielleicht auch mal ein wenig danken, dachte Sofia noch, als ihr Vater auch anfing: „Heilige Maria, wir danken dir für dieses verantwortungsbewusste Mädchen, wie glücklich wir uns schätzen können, sie zu haben.“
    „Ruf am besten Roberta an, damit sie dir eine Uniform mitbringt, sie hat dieselbe Größe wie du.“
    „Roberta?“, fragte Sofia prustend. „Roberta wiegt gut und gerne fünfzehn Kilo mehr als ich, Mamma, hast du etwa heute schon zu viel Amaretto getrunken?“
    „Deine Cousine hat viel abgenommen. Wir denken, dass sie frisch verliebt ist und zurzeit keinen Appetit hat.“
     
    Ja, für Mamma hat an allem die Liebe schuld , dachte Sofia, und dann wurde ihr bewusst, wie lange sie Roberta nicht gesehen hatte. Obwohl sie gar nicht so weit vom Laden entfernt wohnte, hatte sie sich im letzten Jahr kaum dort blicken lassen. Wozu auch? Wenn sie Lust auf Kuchen hatte, sagte sie ihrer Mutter Bescheid und die brachte ihn ihr beim nächsten Besuch vorbei. Sie kam nämlich mindestens alle zwei Wochen zu ihr, um „Klarschiff zu machen“, wie sie es nannte, sie konnte es nicht mit ansehen, wie die schmutzigen Teller sich in der Küche stapelten, genauso wie die Wäscheberge. Die Wäsche von Jenni übernahm sie gleich mit. Wahrscheinlich war Jenni deshalb so geduldig mit ihr – gemachte Wäsche, eine immer ordentliche Wohnung und gratis Cupcakes waren doch eine gute Bestechung.

2. Kapitel
     
    Der Nachhauseweg nach Lower Haight, den Sofia mit dem Fahrrad fuhr, kam ihr vor wie Stunden, obwohl er keine zwanzig Minuten dauerte. So ein Arbeitstag konnte ganz schön schlauchen, das hatte sie heute zum ersten Mal erfahren. Im Gegensatz zu ihrer Schwester hatte sie nie das Bedürfnis gehabt, sich mal für ein paar Stunden mit in den Laden zu stellen und zu helfen, die Schule und das College waren ihr immer genug Arbeit gewesen. Nun hatte sich das schlagartig geändert, der Herzinfarkt ihres Vaters hatte ihre spaßigen Zeiten zunichte gemacht.
     
    „Hey Jenni, bist du zu Hause?“, rief sie, als sie in die Wohnung kam. Jenni saß gerade über ihrer Töpferscheibe und formte ein Etwas, von dem Sofia noch nicht so genau erkennen konnte, was es einmal werden sollte. Das war es, was Jenni tat, sie töpferte und verkaufte ihre Arbeiten auf Märkten und an einige kleinere Geschäfte in Haight Ashbury. Die „Künstler-WG“ nannten sie beide sich, nicht nur der Kunst wegen, sondern auch, weil sie am Hungertuch nagten wie die meisten Künstler zu ihren Lebzeiten. Eines Tages würden die Menschen den Wert ihrer Kunst erkennen, sagte sich Sofia, und dann würde sie der nächste Picasso sein.
    „Na, wie war dein Arbeitstag?“, fragte Jenni grinsend.
    „Die Hölle!“, gab sie zur Antwort. „Ich weiß schon, warum ich keinen geregelten Arbeitszeiten nachgehe. Aber guck mal, was ich mitgebracht habe!“
    Sie hielt eine Tüte in die Höhe, in der sich köstliche Cupcakes, Muffins und Biscotti befanden, die entweder einen kleinen Sturz erlitten hatten oder vom Vortag übrig geblieben waren, was weder Sofia noch Jenni das Geringste ausmachte. Manchmal ernährten sie sich tagelang nur von Spaghetti mit Tomatensauce oder Erdnussbutter-Marmelade-Sandwiches, da war dies eine willkommene Abwechslung.
     
    „Oh oh oh, wie cool! Ist auch was mit Schokolade dabei?“ Jenni war eine richtige Naschkatze und liebte Schokolade über alles, während Sofia eher auf fruchtige Varianten
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