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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
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konnte. Bill war ein paar Jahre nach dem Bürgerkrieg gestorben (nach dem Aggressionskrieg der Nordstaaten, wie Oma zu sagen pflegte).
    „Was steht heute abend auf dem Programm?“ fragte ich. „Sind wir geschäftlich unterwegs oder zum Vergnügen?“
    „Es ist immer ein Vergnügen, mit dir zusammen zu sein“, erwiderte Bill.
    „Warum fahren wir nach Shreveport?“ beharrte ich, denn ich kann eine ausweichende Antwort durchaus als solche erkennen.
    „Wir sind hinzitiert worden“, mußte er zugeben.
    „Von wem?“ wollte ich wissen.
    „Eric natürlich.“
    Seit sich Bill um das Amt des Ermittlers für den 5. Bezirk beworben und die Wahl gewonnen hatte, unterstand er Eric, wurde aber auch von Eric beschützt. Wie Bill mir erklärt hatte, hieß das, daß jeder, der Bill angriff, es auch mit Eric zu tun bekam und daß Bills Besitztümer Eric heilig waren. Zu diesen Besitztümern gehörte auch ich. Das stimmte mich nicht besonders froh, war aber deutlich besser als ein paar andere Alternativen.
    Ich stand vor dem Spiegel und verzog mißmutig das Gesicht.
    „Du hast eine Abmachung mit Eric.“
    „Das stimmt“, mußte ich eingestehen. „Ich habe eine Abmachung mit Eric.“
    „An die mußt du dich auch halten.“
    „Genau das habe ich auch vor.“
    „Zieh die enge Jeans an, die, die an der Seite geschnürt wird“, schlug Bill vor.
    Die Hose war keine echte Jeans, denn sie war nicht aus festem Leinen, sondern aus einem Stretchstoff. Sie saß mir ziemlich weit unten auf der Hüfte, und Bill sah mich sehr gern darin. Mehr als einmal hatte ich mich gefragt, ob Bill sich wohl in Britney-Spears-Phantasien erging, was meine Person betraf. Aber ich wußte, wie gut mich die Hose kleidete, also zog ich sie an. Dazu eine blauweiß karierte Bluse, die vorn geknöpft wurde und ungefähr vier Zentimeter unter meinem BH endete. Um ein wenig Unabhängigkeit zu demonstrieren (Bill sollte nicht vergessen, daß ich eine eigenständige Frau bin), trug ich das Haar nicht offen, wie er es gern hatte, sondern faßte es hoch oben am Kopf zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ich schlang eine blaue Schleife um das Gummiband, das den Pferdeschwanz zusammenhielt, und legte dann rasch ein wenig Make-up auf. Ein- oder zweimal warf Bill einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr, aber ich nahm mir die Zeit, die ich brauchte. Wenn es ihm so wichtig war, daß ich einen guten Eindruck auf seine Vampirfreunde machte, dann mußte er eben auf mich warten.
    Kaum saßen wir im Auto auf dem Weg nach Shreveport, da verkündete Bill: „Ich konnte heute eine Geschäftsidee realisieren.“
    Ehrlich gesagt fragte ich mich schon die ganze Zeit, woher Bills Geld wohl stammte. Er wirkte nicht reich, arm aber auch nicht, und arbeitete nie, es sei denn, er tat es in den Nächten, die wir nicht zusammen verbrachten.
    Ich wußte wohl, daß jeder Vampir, der sein Geld wert war, problemlos reich werden konnte, eine Tatsache, die mich ziemlich verunsicherte. Wer in der Lage ist, die Köpfe von Menschen in gewissem Maße zu kontrollieren, dem fällt es nicht schwer, jemanden davon zu überzeugen, sich von seinem Geld zu trennen. Oder er bringt andere dazu, ihm Börsengeheimnisse anzuvertrauen und Aktientips zu geben. Ehe ihnen offiziell das Recht zu existieren zugestanden worden war, hatten Vampire auch keine Steuern zahlen müssen. Selbst die US-Regierung hatte eingestehen müssen, daß man Tote nicht besteuern kann. Gab man ihnen Rechte, wie zum Beispiel das Wahlrecht - so hatte der Kongreß irgendwann einmal logisch geschlußfolgert dann konnte man sie auch dazu verpflichten, Steuern zu zahlen.
    Als den Japanern die Entwicklung synthetischen Bluts gelungen war, was den Vampiren die Möglichkeit gab zu Leben, ohne menschliches Blut zu sich nehmen zu müssen, da hatten die Vampire aus ihren Särgen kriechen dürfen. „Wir müssen keine Menschen zu Opfern machen“, konnten sie nun sagen. „Wir sind keine Bedrohung.“
    Doch ich wußte, daß es für Bill den Höhepunkt der Ekstase bedeutete, von mir trinken zu dürfen. In der Hauptsache nährte er sich von Lebenssaft (ein beliebtes Markenprodukt im Bereich synthetisches Blut), aber es war ihm weitaus lieber, an meinem Hals zu nippen. Er hatte keine Probleme damit, in einer dicht besetzten Bar vor allen Leuten eine Flasche A positiv zu leeren. Wollte er sich jedoch einen Mund voll Sookie einverleiben, dann war es weiß Gott angebracht, das in der Privatatmosphäre unserer eigenen Häuser zu tun, denn die Wirkung
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