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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
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war eine ganz andere. Ein Weinglas Lebenssaft barg keinerlei erotische Reize für Bill.
    „Was hast du denn da in die Wege geleitet?“ wollte ich wissen.
    „Ich habe das kleine Einkaufszentrum bei der Autobahn gekauft. Das, in dem sich auch das LaLaurie befindet.“
    „Wem hast du es abgekauft?“
    „Das Land gehörte den Bellefleurs. Sie hatten Sid Matt Lancaster beauftragt, sich um Bebauung und Vermietung zu kümmern.“
    Sid Matt war einmal für meinen Bruder anwaltlich tätig gewesen. Er arbeitete schon seit Urzeiten in unserer Gegend, und sein Name hatte weitaus mehr Gewicht bei uns als der Portias.
    „Schön für die Bellefleurs. Sie versuchen seit Jahren, den Komplex zu verkaufen. Sie brauchen dringend Bargeld. Hast du das Land und das Einkaufszentrum erworben? Wie groß ist das Grundstück?“
    „Nur ein knapper Hektar“, erklärte Bill, „aber die Lage ist hervorragend.“ Er klang wie ein Geschäftsmann. So hatte ich ihn noch nie reden hören.
    „Das ist doch das Einkaufszentrum, in dem sich außer dem LaLaurie auch noch ein Friseur und Taras Togs befinden, nicht?“ Außer dem Country Club war das LaLaurie das einzige Restaurant für gehobene Ansprüche in Bon Temps. Hierhin führte man seine Ehefrau aus, wenn es die Silberhochzeit zu feiern galt; hierhin ging man mit seinem Chef, wenn man befördert werden wollte, und ins LaLaurie führten junge Männer ihre Damen, wenn sie einmal wirklichen Eindruck schinden wollten. Aber ich hatte gehört, es liefe nicht gut.
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie man ein Geschäft führt oder wie man Geschäfte macht. Ich war mein Leben lang nie wirklich arm, aber immer nur ein oder zwei Schritt von der Armut entfernt. Meine Eltern hatten das Glück gehabt, auf ihrem Land auf eine kleine Ölquelle zu stoßen und hatten das Geld, das ihnen diese Quelle eingebracht hatte, gut angelegt, ehe diese ihr Sprudeln wieder einstellte - was ziemlich rasch geschah. Ohne diesen Extragroschen hätten Jason, Oma und ich immer von der Hand in den Mund leben müssen. Auch so waren wir in den Jahren, in denen Oma uns großzog, ein- oder zweimal kurz vor dem Punkt gewesen, an dem wir Haus und Grundstück meiner Eltern hätten verkaufen müssen, um das Haus meiner Oma halten und Steuern zahlen zu können.
    „Wie funktioniert das dann?“ wollte ich wissen. „Dir gehören die Gebäude, in denen sich die drei Betriebe befinden, und die zahlen Miete an dich?“
    Er nickte. „Wenn du also irgendwas mit deinen Haaren anstellen willst, dann gehst du in Zukunft ins Clip and Curl.“
    Ich war in meinem ganzen Leben nur ein einziges Mal beim Friseur gewesen. Wenn meine Haarspitzen fransig wurden und sich spalteten, ging ich hinüber zum Wohnwagen meiner Freundin Arlene, und sie schnitt sie mir wieder zurecht. „Meinst du denn, ich muß zum Friseur?“ fragte ich verunsichert.
    „Nein. Dein Haar ist wunderschön.“ Bill sagte das im Brustton der Überzeugung, und ich nahm es ihm ab. „Aber solltest du mal hingehen wollen - im Clip and Curl machen sie auch Maniküre und verkaufen Haarpflegeprodukte.“ Das Wort Haarpflegeprodukte sprach er aus, als stamme es aus einer Fremdsprache. Mühsam unterdrückte ich ein Lächeln.
    „Außerdem“, fuhr er fort, „kannst du jetzt jederzeit jemanden ins LaLaurie ausführen, ohne zahlen zu müssen.“
    Ich drehte mich so, daß ich Bill entgeistert anstarren konnte.
    „Tara weiß auch, daß sie jedes Kleidungsstück auf meine Rechnung setzen soll, das du bei ihr kaufst.“
    Ich spürte meinen Geduldsfaden: Er wurde überdehnt, dann riß er. Leider bekam der arme Bill das gar nicht mit. „Mit anderen Worten“, sagte ich langsam, stolz darauf, wie unbeteiligt meine Stimme klang, „alle wissen, daß sie sich gut um die Mätresse des neuen Besitzers zu kümmern haben.“
    Da schien Bill zu verstehen, daß er einen Fehler gemacht hatte. „Sookie ...“, hob er an, aber das wollte ich mir gar nicht erst gefallen lassen. Mein Stolz hatte sich aufgebäumt und mir voll ins Gesicht geschlagen. Ich verliere nicht oft die Geduld, aber wenn meine Nerven mit mir durchgehen, dann mache ich keine halben Sachen.
    „Warum kannst du mir nicht irgendwelche verdammten Blumen schicken, wie die Freunde anderer Frauen das tun? Oder mal eine Schachtel Pralinen? Ich mag Pralinen! Schick mir doch einfach mal eine Grußkarte, das wäre doch mal was! Oder ein Kätzchen oder ein schönes Halstuch!“
    „Ich wollte dir doch etwas schenken“, sagte Bill
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