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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
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können.
    „Mm-hmm!“ sagte sie. „Du bist also Bills Schoßtier?“
    „Ja“, sagte ich. Zwar hatte ich gegen ihre Wortwahl etwas einzuwenden, aber ich war wohl kaum in der Lage, hier Einwände erheben zu können. „Bill wäre ziemlich wütend, wenn mir etwas zustieße.“
    „Als scherte mich der Zorn eines Vampirs“, sagte sie beiläufig.
    „Sie müssen schon entschuldigen, meine Dame, aber wenn Ihnen die Frage nichts ausmacht: Wer sind Sie?“
    Sie lächelte erneut, und mir liefen Schauer über den Rücken. „Ganz und gar nicht! Ich bin eine Mänade.“
    Das war irgend etwas Griechisches. Ich wußte nicht genau was, aber es war etwas Wildes, Weibliches und es lebte in der Natur, wenn mich mein Gedächtnis nicht trog und der erste Eindruck nicht täuschte.
    „Sehr interessant!“ sagte ich und grinste, als hinge mein Leben davon ab, „und heute nacht sind Sie hier unterwegs, weil ...“
    „Ich brauche jemanden, der Eric Northman eine Botschaft überbringt“, sagte sie und trat näher, wobei ich diesmal mitbekam, daß sie es tat. Das Schwein schlurfte ebenfalls ein paar Schritte vor, als sei es an die Frau gekettet. Der Gestank, der von dem Tier ausging, war unbeschreiblich. Ich starrte auf den kleinen, buschigen Schwanz des Schweins, der hektisch hin- und herzuckte, als sei das Tier höchst ungehalten und ungeduldig.
    „Wie lautet diese Botschaft denn?“ Bei diesen Worten sah ich wieder zu der Frau hoch, um dann in der nächsten Sekunde blitzschnell herumzuwirbeln und so schnell wie irgend möglich das Weite zu suchen. Wenn ich zu Beginn des Sommers nicht ein wenig Vampirblut zu mir genommen hätte, wäre es mir wohl kaum gelungen, mich auch nur umzudrehen, und dann hätte der Schlag mich voll im Gesicht und an der Brust getroffen und nicht, wie es nun geschah, in den Rücken. Es fühlte sich an, als habe mich jemand mit einer riesigen Harke getroffen. Jede einzelne Spitze dieser Harke schien sich in meine Haut zu bohren und immer tiefer einzudringen. Dann wurde die Harke nach unten gezogen und bahnte sich ihren Weg meinen Rücken hinab.
    Ich konnte mich nicht auf den Beinen halten. Ich stolperte und fiel auf den Bauch. Hinter mir hörte ich die Frau lachen, das Schwein schnüffeln, und dann wurde mir klar, daß beide gegangen waren. Gut eine Minute lang lag ich einfach nur da und weinte vor mich hin. Ich versuchte, nicht zu schreien und zu kreischen und stellte fest, daß ich hechelte, wie man es Frauen beibringt, bei denen die Geburt ihres Kindes bevorsteht, um meiner Schmerzen Herr zu werden. Mein Rücken tat einfach höllisch weh.
    Ein letzter Rest Energie war mir verblieben - diesen Rest verwendete ich darauf, wütend zu werden. Ein lebendes schwarzes Brett war ich gewesen für diese Schlampe, diese Mänade, diese - was auch immer sie sein mochte. Ich kroch über Zweige und rauhen Boden, ich kroch über Kiefernnadeln und durch Dreck, und dabei wurde ich immer wütender und wütender. Ich zitterte am ganzen Körper, weil mir alles so wehtat und weil ich so wütend war. Ich kroch auf dem Bauch immer weiter, bis ich mich fühlte, als sei ich es nicht mehr wert, umgebracht zu werden, als sei ich ein so erbärmlicher Anblick, daß es niemanden mehr interessieren würde. Ich war in die Richtung gekrochen, in der Bills Auto stand, dorthin, wo er mich am ehesten würde finden können, aber als ich fast schon dort angekommen war, überlegte ich es mir noch einmal anders. Eigentlich wollte ich nirgends bleiben, wo man mich von allen Seiten her sehen konnte.
    Ich hatte gedacht, die Straße würde mir Hilfe bringen, aber das war natürlich vollkommen falsch. Hatte ich nicht erst vor wenigen Minuten am eigenen Leibe erfahren müssen, daß nicht jeder, den ich hier traf, in der Stimmung war, mir zu helfen? Was, wenn ich einem Wesen begegnete, das hungrig war? Vielleicht hatte der Duft meines Blutes schon den Appetit eines Raubtiers geweckt? Man sagt ja, Haie, zum Beispiel, seien in der Lage, einen winzigen Blutstropfen im Wasser wahrzunehmen, und Vampire, das kann man doch wohl so sagen, sind in dieser Frage so etwas wie Haie, nur daß sie auf dem Land leben, nicht im Wasser.
    Also kroch ich wieder auf die Baumlinie zu, statt auf der Straße zu bleiben, wo jeder mich sehen konnte. Ein würdevoller, bedeutungsschwangerer Ort zum Sterben war das hier nicht gerade. Weder Los Alamos noch die Thermopylen. Nur ein Fleckchen Vegetation im nördlichen Louisiana. Womöglich lag ich auch noch mitten in Giftefeu. Ich
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