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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
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mit jemandem Sex hat oder jemandem beim Sex zusieht, dann fühlt man sich hinterher wohl irgendwie gleichberechtigt“, sagte ich nachdenklich, wobei ich mir meiner Sache nicht sicher war, denn ich hatte auf diesem Gebiet wenig Erfahrung. Aber Sam nickte.
    „Lafayette wollte akzeptiert werden als das, was er war. Das wollte er mehr als alles andere“, sagte er. Dem konnte ich nur zustimmen.

       Kapitel 2
    Um halb fünf konnten wir wieder aufmachen. Zu dem Zeitpunkt waren wir alle schon so gelangweilt, daß es nicht mehr feierlich war. Ich schämte mich dafür - immerhin war ein Mensch gestorben, den wir gut gekannt hatten -, aber es ließ sich nicht leugnen, wir waren einfach ziemlich erpicht darauf, endlich wieder einmal jemand anderen zu Gesicht zu bekommen als unser kleines Team. Den Tag über hatten wir das Lager aufgeräumt, Sams Büro gründlich entrümpelt und einige Runden Karten gespielt, wobei Sam fünf Dollar und noch einen Haufen Kleingeld gewonnen hatte - all das, was man eben so tut, wenn man der eigentlichen Arbeit nicht nachgehen kann. Als Terry Bellefleur, Andys Vetter, durch die Hintertür trat, ein Mann, der oft bei uns als Tresenbedienung oder Koch aushalf, waren wir alle froh, ihn zu sehen.
    Terry dürfte meiner Schätzung nach Ende fünfzig sein. Er ist Vietnam-Veteran und hat anderthalb Jahre in Kriegsgefangenschaft verbracht. Terry hatte ein paar auffällige Narben im Gesicht, und meine Freundin Arlene wußte zu erzählen, daß die Narben an seinem Körper sogar noch drastischer seien. Terry war ein Rotschopf - allerdings sah es aus, als wolle er mit jedem Monat grauer werden.
    Ich persönlich habe Terry immer gemocht. Er gab sich alle erdenkliche Mühe, nett zu mir zu sein - außer, er hatte gerade einen seiner dunklen Tage. Wenn Terry sich in einem seiner schwarzen Löcher befand, dann durfte man ihm nicht zu nahe treten, das wußte jeder. Terrys dunkle Tage folgten unausweichlich auf Nächte, in denen er von Alpträumen heimgesucht worden war, wovon all seine Nachbarn ein Lied singen konnten. In den Nächten, in denen mein Kollege schlecht träumte, waren seine Schreie in der ganzen Nachbarschaft zu hören.
    In Terrys Gedanken las ich nie, wirklich nie.
    An diesem Tag hatte es den Anschein, als ginge es Terry gut. Seine Schultern wirkten entspannt, und seine Blicke schossen nicht wild in der Gegend umher. „Wie geht es dir, meine Süße?“ erkundigte er sich teilnahmsvoll und klopfte mir besorgt auf die Schulter.
    „Danke, es geht. Ich bin traurig wegen Lafayette.“
    „Ja. Er war wirklich in Ordnung.“ Das war aus Terrys Mund ein riesiges Kompliment. „Hat seine Arbeit gemacht, war immer pünktlich, hielt die Küche sauber. Hat nie schlecht über Leute geredet.“ So zu funktionieren war Terrys ganz großer Ehrgeiz. „Dann geht er einfach hin und stirbt in Andys Buick!“
    „Ich fürchte, Andys Auto ist ein wenig ...“ Verzweifelt durchforstete ich mein Hirn nach dem neutralsten Ausdruck für das, was ich sagen wollte.
    „Er sagt, es läßt sich saubermachen.“ Terry wollte das Thema so schnell wie möglich beenden.
    „Hat er dir gesagt, was Lafayette zugestoßen ist?“
    „Es sieht aus, als habe ihm irgendwer den Hals gebrochen, sagt Andy, und allem Anschein nach war er auch ... na ja, an ihm war herumgemacht worden.“ Terrys braune Augen flackerten, und er mochte mich nicht ansehen, was zeigte, daß er sich bei der Unterhaltung sehr unwohl fühlte. „Herumgemacht“ - das bedeutete in Terrys Sprachgebrauch etwas Gewalttätiges, Sexuelles.
    „Wie schrecklich!“ Hinter mir waren Danielle und Holly aufgetaucht, und nun ließ sich auch Sam blicken, auf dem Weg zum Müllcontainer hinter dem Haus, in der Hand einen weiteren Sack voll Gerümpel, das er aus seinem Büro geräumt hatte.
    „Er sah nicht allzu ...“, fuhr ich stockend fort, „eigentlich sah der Wagen nicht sehr ... nicht so ...“
    „Nicht aus, als hätten die Polster viele Flecken abbekommen?“
    „Genau!“
    „Andy denkt, er sei woanders umgebracht worden.“
    „Igitt“, sagte Holly. „Laßt uns von etwas anderem reden. Mir wird ganz anders.“
    Terry warf über meine Schulter hinweg einen Blick auf die Frauen. Er konnte weder Danielle noch Holly leiden und machte auch keine Anstalten, sein Verhältnis zu den beiden zu verbessern. Woran das lag, wußte ich nicht. Ich gab mir wirklich viel Mühe, den Menschen eine gewisse Privatsphäre zu lassen, besonders, seit ich mein Talent besser im Griff
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