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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
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Rolle spielen. Manche Leute waren einfach generell ziemlich wirr im Kopf, und es war fast unmöglich, mitzubekommen, was sie dachten. Bei solchen Menschen konnte ich unter Umständen Stimmungen ablesen, aber das war auch alles.
    Bill gegenüber hatte ich auch eingestehen können, daß die Bilder klarer wurden, wenn ich die Menschen berührte, denen ich zuhören wollte. Das war, als hätte man endlich Kabelfernsehen bekommen, nachdem man vorher nur eine Zimmerantenne hatte. Weiter hatte ich festgestellt, daß ich durch die Gedanken anderer gleiten konnte wie ein Fisch durchs Wasser, wenn ich den Betreffenden vorher Bilder 'geschickt' hatte, bei denen sie sich hatten entspannen können.
    Es gab nichts, was ich in diesem Augenblick weniger gern getan hätte, als durch die Gedanken Alcee Becks zu gleiten wie ein Fisch durchs Wasser. Aber es ließ sich nicht vermeiden, daß ich völlig unfreiwillig ein Bild von Alcees Reaktionen erhielt: Der Detective reagierte fast schon abergläubisch panisch auf die Mitteilung, in der Küche des Merlottes arbeite ein Vampir. Als ihm klar wurde, daß ich die Frau war, von der er schon so viel gehört hatte - die, die mit einem Vampir zusammen war -, ekelte er sich. Zudem war er der felsenfesten Überzeugung, Lafayette habe der schwarzen Gemeinde unserer Gegend geschadet und sei eine Schande für sie gewesen, weil er seine Homosexualität offen gelebt hatte. Außerdem ging Alcee davon aus, jemand müsse es wohl auf Andy Bellefleur abgesehen haben, denn warum hätte man dem Kollegen sonst die sterblichen Überreste eines schwulen schwarzen Mannes in sein Auto legen sollen? Alcee fragte sich, ob Lafayette AIDS gehabt haben mochte und ob dieser Virus nun irgendwie bis in die Sitze von Andys Auto gesickert war, um dort munter zu überleben. Wenn es sein Auto wäre, dachte Alcee, würde er es jedenfalls umgehend verkaufen.
    Wenn ich Alcee berührt hätte, hätte ich auch noch seine Telefonnummer und die Körbchengröße seiner Ehefrau erfahren.
    Bud sah mich mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen prüfend an. „Hatten Sie etwas gesagt?“ fragte ich.
    „Ja. Ich hatte gefragt, ob du Lafayette im Laufe des vergangenen Abends hier im Lokal gesehen hast. Kam er in die Kneipe, um etwas zu trinken?“
    „Ich habe ihn nie als Gast hier gesehen.“ Wenn ich es recht bedachte, hatte ich Lafayette auch nie trinken sehen. Zum ersten Mal wurde mir klar, daß wir hier zwar mittags ein gemischtes Publikum hatten, die Gäste, die abends und nachts bei uns tranken, jedoch fast ausschließlich Weiße waren.
    „Wo hat Lafayette seine Freizeit verbracht?“
    „Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.“ Wenn Lafayette Geschichten erzählte, dann pflegte er den Beteiligten immer falsche Namen zu geben, um Unschuldige zu schützen. Na ja: eigentlich ja, um Schuldige zu schützen. „Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?“
    „Tot, draußen im Auto.“
    Bud schüttelte den Kopf. „Lebend, Sookie!“
    „Hmmm. Ich glaube ... vor drei Tagen. Er war noch hier, als ich meinen Dienst antrat, und wir haben einander kurz begrüßt. Ach - und er erzählte mir von einer Party, bei der er gewesen war.“ Ich versuchte, mich genau an Lafayettes Worte zu erinnern. „Er sagte, er sei in einem Haus gewesen, in dem allerhand sexuelle Fisimatenten stattfanden.“
    Die beiden starrten mich mit offenen Mündern an.
    „Die Formulierung stammt von ihm! Ich weiß nicht, inwieweit das wirklich stimmte!“ Ich sah Lafayettes Gesicht förmlich vor mir, wie es ausgesehen hatte, als er mir die Geschichte erzählte, erinnerte mich an die gezierte Art, in der er immer wieder den Finger auf die Lippen gelegt hatte, um mir zu verstehen zu geben, daß er sich weder über Namen noch Orte genauer auslassen würde.
    „Warst du nicht der Meinung, jemand sollte davon wissen?“ Bud wirkte völlig fassungslos.
    „Die Rede war von einer privaten Party. Warum hätte ich irgend jemandem davon erzählen sollen?“
    Aber es ging nicht an, daß solche Partys in den Grenzen ihrer Gemeinde stattfanden, und so funkelten mich beide Männer zornig an. Bud sagte mit zusammengekniffenen Lippen: „Hat Lafayette auch etwas von Drogen erwähnt, die bei diesen Zusammenkünften konsumiert wurden?“
    „Von Drogen war, soweit ich mich erinnern kann, nicht die Rede.“
    „Fand die Party im Haus eines Weißen oder eines Schwarzen statt?“
    „Eines Weißen“, sagte ich und wünschte, ich hätte Nichtwissen vorgetäuscht. Lafayette war von dem
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