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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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der Besitzer uns mit Absicht an diesen
Ort gebracht hatte, wo einige seiner Freunde nur darauf warteten, uns den
Kragen umzudrehen und uns auszurauben. Es gibt eine Menge Variationen zu diesem
Thema. Wongs Plan ist vielleicht wesentlich feiner gesponnen, aber ich habe das
üble Gefühl, daß es in großen Zügen stimmt .«
    Meine Zuhörer sahen einander an
und richteten dann ihre Blicke wieder auf mich.
    »Und was wollen wir jetzt
unternehmen ?« fragte Kahn rauh .
    »Wenn wir Schußwaffen hätten,
wäre mir wohler in meiner Haut«, versetzte ich. »Wenn wir wenigstens eine
Pistole hätten, wäre das ein Lichtblick. Aber wir sind völlig unbewaffnet. Also
warten wir .«
    »Sollen wir darauf warten,
ermordet zu werden ?« rief Natalie mit schriller
Stimme. »Sie sind ja verrückt !«
    »Sie können auch davonlaufen
und im Laufen ermordet werden«, erwiderte ich. »Ich persönlich habe in diesem
Klima für körperliche Ertüchtigung noch nie viel übriggehabt .«
    »Ich habe eine Waffe«, erklärte
Tess plötzlich.
    Ich starrte sie ungläubig an.
»Jetzt sagen Sie bloß noch, Sie hätten unter Ihrer Jacke eine niedliche kleine
Maschinenpistole versteckt, Süße !«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich
habe ein Messer .« Sie schob ein Hosenbein ihres
Kuh-Anzugs hoch. Um ihre Wade hatte sie ein Messer geschnallt. Es kam mir
bekannt vor. »Als wir unter Deck waren und das Kanonenboot auf uns zusteuerte«,
berichtete sie, »sah ich dort Ihr Messer und den Taucheranzug liegen. Da habe
ich mir’s einfach umgeschnallt. Ich dachte mir, wenn
uns die Roten schon erwischen, dann begehe ich lieber Selbstmord, als mich von
ihnen zu Tode foltern zu lassen .« Sie schnallte das
Messer ab und reichte es mir. »Viel wird sich wohl dadurch an unserer Lage auch
nicht ändern«, meinte sie mutlos.
    »Vielleicht schon«, versetzte
ich.
    Ich drehte mich um und schritt
auf das dichte Gestrüpp zu, das etwa fünfzehn Meter von uns entfernt begann.
Nach einigem Suchen fand ich, was ich wollte — eine dichte Gruppe Bambus. Ich
begann, lange Stangen abzuschneiden, während die anderen sich mir näherten.
    »Was, zum Teufel, wollen Sie
denn mit den Dingern anfangen ?« fragte Kahn verwirrt.
    »Die Enden müssen mit dem
Messer zugespitzt werden«, erklärte ich. »Mit einem Bambusspeer kann man einen
Menschen töten .«
    »Ich kann es gar nicht
abwarten«, meinte er spöttisch. »Gegen Schußwaffen werden die sich prächtig
bewähren .«
    »Wenn Sie mit bloßen Händen
kämpfen wollen, soll’s mir recht sein«, versetzte ich ungerührt.
    Ich schnitt die Enden der
Bambusstangen zu langen, scharfen Spitzen zu und reichte dann Kahn und Corvo je
zwei, während ich zwei weitere selbst behielt.
    »Und jetzt ?« erkundigte sich Corvo.
    »Jetzt warten wir«, erwiderte
ich. »Wenn meine Vermutung stimmt, wird Wong keine Zeit verlieren und unsere
Anwesenheit auf der Insel in die Welt hinausposaunen. Man wird sich also auf
die Jagd machen, und ich bin sicher, daß unsere Gegner per Boot kommen. Wir
können nur dann Hongkong jemals wieder erreichen, wenn wir ein Boot auftreiben.
Im Augenblick wäre ich sogar mit einem Sampan zufrieden. Wir warten also, bis
diese Knaben hier auftauchen, setzen sie außer Gefecht und schnappen uns ihr
Boot .«
    »Klingt ganz einfach, wenn Sie
das so sagen«, meinte Kahn.
    »Bleibt immer noch die zweite
Möglichkeit«, fuhr ich fort. »Wir warten, bis die Burschen erscheinen. Sie
legen uns um und nehmen das Geld und machen sich dann mit ihrem Boot wieder aus
dem Staub .«
    Corvo strich sich über seinen
Schnurrbart. »Was geschieht mit den beiden Frauen ?«
    »Lockvögel !« sagte ich.
    »Sagen Sie das noch mal«,
forderte Tess ungläubig.
    »Lockvögel«, wiederholte ich.
»Wir verstecken uns hier im Gestrüpp, wenn sie ankommen. Die beiden Frauen
werden zum Strand laufen, rufen und winken, als glaubten sie endlich die
langersehnte Rettung gekommen. Wenn die Burschen näher kommen, dann müssen Sie
beide sich entsetzt umdrehen und schreiend ins Gebüsch laufen .«
    Wir verkrochen uns also im
Gebüsch und warteten. Die Sonne kletterte höher, und allmählich wurde es heiß.
    Plötzlich rief Tess mit
schriller Stimme: »Da kommt etwas !«
    Ich spähte vorsichtig hinaus
und erblickte den Bug einer Dschunke, die sich in die kleine Bucht schob.
    »Okay«, rief ich Tess zu. »Sie
wissen, was Sie zu tun haben .«
    »Ja, aber vergessen auch Sie
Ihren Teil nicht«, erwiderte sie erregt.
    Ich nahm einen der Bambusspeere
und wog ihn in
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