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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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bestätigte ich. »Das
war der größte Witz an der Geschichte. Er gehört auch zu den >Brüdern< .«
    »Warum hören wir nicht endlich
mit diesem kindischen Blödsinn auf ?« schlug Corvo vor.
»Es ist ein Luxus, den wir uns nicht leisten können. Die Million Dollar ist in Wongs Händen, und er hat alle Trümpfe. Wir sind seine
Gefangenen; wir sollten lieber darüber nachdenken, ob eine Möglichkeit zur
Flucht besteht .«
    »Darüber brauchen wir uns kein
Kopfzerbrechen zu machen«, versetzte ich. »Solange wir uns an Bord dieses Boots
befinden, können wir nichts unternehmen .«
    »Mir wird schon beim bloßen
Anblick Ihres Gesichts schlecht«, rief Natalie wild.
    »Wirklich, mein Täubchen ?« fragte ich ironisch.
    »Wenn ich daran denke, daß Sie
mir noch Glück gewünscht haben !« wütete sie weiter.
»In Wirklichkeit hatten Sie längst den Plan ausgeheckt, um uns aus dem Weg zu
räumen .«
    »Und wie steht es mit der
erfundenen Geschichte, die Sie mir erzählt haben ?« fragte ich. »Ihr Bruder war gar kein Flieger, er war ein Verräter !«
    »Das gehört zum
Geschichtsunterricht«, mischte sich Tess in resigniertem Ton ein. »Wechseln wir
das Thema .«
    Ich sah, wie Natalies
Unterlippe zitterte. »Sie werden uns alle umbringen«, jammerte sie.
    »Halten Sie den Mund«, sagte
Tess gelassen und schlug sie ins Gesicht.
    Natalies Gejammer brach
urplötzlich ab. Sie hielt sich die Wange, als könnte sie nicht glauben, daß man
sie geschlagen hatte. Ich blickte Kahn an.
    »Was geschah, nachdem Sie an
Bord der Dschunke gekommen waren ?« fragte ich.
    »Wir bezahlten Ihren Freund
Cheng«, berichtete er. »Dann segelte die Dschunke durch den Hafen, und wir
glaubten, wir befänden uns auf dem direkten Weg zur Kwan-Po-Bucht. Wir haben
genau fünf Stunden auf der Dschunke verbracht, dann erschien dieses verfluchte
Kanonenboot und nahm uns an Bord. Wong nahm uns in Empfang. Er wollte wissen,
was wir in der Kwan-Po-Bucht verloren hätten, und ich sagte ihm, er könne sich
zum Teufel scheren .«
    »Lassen Sie mich raten«, meinte
ich. »Sagen wir, ganze drei Minuten lang hielten Sie durch .«
    Kahns Gesicht rötete sich. »Ich
biß die Zähne zusammen, solange ich konnte«, erklärte er. »In China wurde die
Folter erfunden, oder nicht? Natürlich, am Schluß bin ich weich geworden und
hab’ ihm alles gesagt. Wer hätte das nicht getan ?«
    »Richtig«, stimmte ich zu.
»Früher oder später muß jeder zusammenbrechen. Wong ist ein Experte im Foltern .«
    »Ich erzählte ihm die
Geschichte«, fuhr Kahn fort, »und gab ihm die Karte. Dann wurden wir hier unten
eingesperrt, und kein Mensch hat sich mehr um uns gekümmert. Mir kommt’s vor,
als säßen wir schon einen Monat hier .«
    Der Schlüssel knirschte im
Schloß, und dann öffnete sich die Tür. Wong stand auf der Schwelle, hinter sich
zwei Männer mit Maschinenpistolen.
    »Würden Sie bitte herauskommen,
Mr. Kane«, sagte er. »Die anderen bleiben .«
    Ich verließ die Kabine, und er
schloß die Tür hinter mir wieder ab.
    »Wir werden an Deck miteinander
sprechen«, verkündete er.
    Ich folgte ihm die Leiter
hinauf und trottete hinter ihm her zur Brücke. Der Boden unter meinen Füßen
dröhnte und zitterte, und als ich zurückblickte, sah ich hinter uns die
schäumenden Wellen des Kielwassers.
    »Leung hat mich in Kenntnis
gesetzt«, erklärte Wong. »Wir fahren jetzt mit einer Geschwindigkeit von fast
vierzig Knoten und werden dieses Tempo beibehalten. Wir müssen schon
ausgesprochen Pech haben, wenn die Roten uns erwischen sollen .«
    »Wo, zum Teufel, haben Sie das
Kanonenboot her ?« fragte ich ihn.
    »Während des Krieges war
Hongkong, wie Sie sich erinnern werden, in japanischer Hand .« Er lächelte. »Nach dem Krieg, als die Engländer zurückkehrten, ging alles
drunter und drüber, bis Gesetz und Ordnung wiederhergestellt waren. Ich ließ
dieses Boot durch — soll ich sagen, Zauberhand? — aus dem Hafen entführen und
in die Bias-Bucht bringen. Seitdem liegt es dort vor Anker, außer wenn es
gebraucht wird. Ich muß Ihnen sicher nicht sagen, daß die Wartung des Bootes
mich eine Menge Geld kostet. Wie Sie sehen, ist es in erstklassigem Zustand .«
    Ich nickte.
    »In welch faszinierende
Geschichte wir da hineingeraten sind«, stellte Wong gelassen fest. »Der
versunkene Schatz! Wer hätte geglaubt, daß so etwas im zwanzigsten Jahrhundert
noch vorkommt .«
    »Sie brauchen kein Salz auf die
Wunde zu streuen«, brummte ich. »Mir reicht’s, wenn ich daran
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