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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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herbei
und übergab ihm das Maschinengewehr.
    »Behalten Sie die Leute im
Auge«, befahl ich ihm. »Ich werde die Barkasse auf Grund setzen. Leung wird mit
der Dschunke nachkommen und mich abholen. Okay?«
    »Klar«, versicherte er. »Das
ist eine gute Idee .«
    »Danke«, brummte ich.
    Ich drückte Tess seine
Automatic in die Hand und nahm mir meine Mauser. Dann stieg ich hinüber auf das
Motorboot. Ich teilte Leung mit, was ich vorhatte, und er löste die Seile. Im
Maschinenraum schaltete ich auf volle Fahrt. Das Boot gewann ziemlich rasch an
Fahrt, und die Dschunke blieb weit hinter uns, während wir auf ein Felsenriff
zurasten, das etwa fünfhundert Meter vor uns lag. Als wir es erreichten, machte
das Boot gut seine zwanzig Knoten. Im letzten Moment ließ ich das Steuer los
und klammerte mich an die Seite, auf der sich die Brücke befand.
    Ein ohrenbetäubendes Knirschen
ertönte, als der Bug in den Felsen schnitt. Der Rumpf des Bootes wurde
aufgeschlitzt. Nur mit größter Mühe konnte ich mich auf den Beinen halten. Dann
schritt ich langsam über das schrägliegende Deck zum Heck zu der Luke, die in
den Maschinenraum führte. Ich kam zur gleichen Zeit an wie ein Chinese in
blauem Overall mit einer Beule auf der Stirn und einem Ausdruck
verständnisloser Verwirrung auf den Zügen. Er starrte mich an. Ich wedelte mit
der Mauser und rief ihm einen treffenden kantonesischen Ausdruck zu, den man
höflich mit »Verschwinden Sie« übersetzen könnte.
    Er widersprach nicht. Mit zwei
Riesensprüngen flüchtete er sich auf das Felsenriff. Dann machte er sich in
Richtung China davon. Ich sah noch, wie er hinter einer Reihe von Sanddünen
verschwand.
    Langsam näherte sich die
Dschunke. Ich stieg die Leiter hinunter in die Kombüse und fand nach kurzer
Zeit, was ich suchte: den Funkraum. Mit beiden Händen packte ich einen Stuhl
mit Stahlbeinen und ließ ihn verschiedentlich auf die Geräte und Apparate
niedersausen. Als ich sicher war, daß Sender und Empfänger nicht mehr
funktionierten, kletterte ich wieder an Deck.
    Behutsam fuhr Leung die
Dschunke an das Heck des Motorboots heran, und ich sprang hinüber. In den Augen
des Offiziers stand unverhüllte Mordlust, als er das Wrack seines Bootes
erblickte und dann seine Aufmerksamkeit auf mich richtete.
    »Sie haben Glück, Leutnant«,
verkündete ich. »Sie können wieder an Bord Ihres Boots gehen und Ihre Leute
mitnehmen .« Er öffnete den Mund zu einem Fluch.
»Zwingen Sie mich nicht, Sie und Ihre Leute zu töten«, fügte ich freundlich
hinzu. Er klappte unverzüglich den Mund zu und schwieg.
    Sobald der letzte Matrose an
Bord des Motorboots war, manövrierte Leung die Dschunke wieder aufs offene
Wasser hinaus und beschrieb einen großen Bogen, bis der Bug in Richtung der
Einfahrt zur Bucht stand.
    »Wir fahren, so schnell wir
können, Leung«, sagte ich. »Zurück nach Hongkong. Sie steuern, und ich halte
das Maschinengewehr, um Neugierige, die sich für das Patrouillenboot
interessieren, zu vertreiben .«
    »Ja, Mr. Kane«, stimmte er zu.
Einen Augenblick entspannte sich sein Gesicht. »Gut gemacht, Mr. Kane .«
    »Das glaube ich erst, wenn wir
wieder in Hongkong sind«, versetzte ich.
    Tess und Corvo kamen auf mich
zu.
    »Der heldenhafte Eroberer«,
spöttelte Tess. »Nein, Andy, Sie waren wirklich fabelhaft. Ehrlich.«
    »Haben sie keine Funkanlage ?« erkundigte sich Corvo.
    »Ich hab’ die Anlage
demoliert«, erwiderte ich.
    »Du müßtest eigentlich wissen,
daß er an alles denkt«, meinte Tess. »Jetzt haben wir’s geschafft. Nächste
Station ist Hongkong .«
    »Freuen Sie sich nicht zu
früh«, sagte ich düster.
    Sie runzelte verwirrt die
Stirn. »Was soll das heißen ?«
    »Früher oder später werden sie
sich mit den Behörden in Verbindung setzen. Wahrscheinlich früher. Wir können
bestenfalls mit zwei, drei Stunden Vorsprung rechnen. Dann ist die ganze
chinesische Marine hinter uns her .«
    »Das hört sich ja an, als sei
unser Unternehmen von vornherein hoffnungslos, Kane«, sagte Corvo mit gepreßter
Stimme. »Wie lange wird die Rückfahrt dauern ?«
    »Die Maschine läuft auf
Hochtouren«, erklärte ich. »Wir haben eine Geschwindigkeit von etwa fünfzehn
Knoten — vielleicht sogar ein wenig mehr. Wenn wir das Tempo beibehalten können
und mit dem Wetter keine Schwierigkeiten bekommen, werden wir für die Rückfahrt
nicht so lange brauchen wie für die Hinfahrt .«
    »Aber den Rotchinesen bleibt
genug Zeit, um uns einzuholen? Ihre Schiffe, diese
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