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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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denke. Ich wollte
alles ganz gerissen einfädeln. Kahn und die kleine Dove servierte ich Ihnen auf
einem Silbertablett. Nie hätte ich geglaubt, daß Sie auf den Gedanken kommen
würden, ich könnte mein Geld bei Cheng nicht abholen und aufbrechen, bevor Kahn
und Natalie Dove auf brachen. Dabei haben Sie so leichtes Spiel gehabt. Sie
brauchten nur aus Kahn die Wahrheit herauszupressen und dann in aller Ruhe
warten, bis ich die Arbeit für Sie erledigt hatte .«
    Er lachte leise. »Gibt es bei
euch Amerikanern nicht ein Sprichwort über den guten Verlierer ?«
    »Von mir stammt es bestimmt
nicht«, versicherte ich. »Was wollen Sie jetzt mit uns machen, Wong? Haben Sie
vor, uns Gewichte an die Beine zu binden und uns bei Nacht und Nebel über Bord
zu werfen ?«
    »Sie beurteilen mich noch immer
falsch, Andy«, erwiderte er. »Ich bin nicht rachsüchtig und auch nicht
blutrünstig. Ich brauche ein wenig Zeit, das ist alles. Zeit, um das Geld in
Verwahrung zu nehmen, Zeit, um das Boot wieder zu verbergen und nach Hongkong
zurückzukehren.«
    »Sie werden doch nicht etwa das
Risiko eingehen, uns am Leben zu lassen ?« sagte ich.
»Wenn einer von uns Hongkong erreicht, führt ihn sein erster Weg zur Polizei .«
    Er lächelte ungerührt. »In den
letzten Tagen habe ich mich in Makao aufgehalten,
Andy. Dutzende von Zeugen werden das bestätigen können. Was wollen Sie der
Polizei mitteilen? Daß ich Ihnen eine Million Dollar stahl, die Sie aus der
Kwan-Po-Bucht gefischt haben? Daß ich in einem Kanonenboot die Gewässer unsicher
mache? Sie glauben doch nicht im Ernst, daß man Ihnen auch nur zuhören würde ?«
    Ich sah im Geist Unterinspektor
Cross vor mir, der sich alle Mühe gab, den Schein höflicher Anteilnahme zu
wahren, während ich von einem versunkenen Schatz erzählte und von Wong, der in
einem Kanonenboot auf Chinas Gewässern sein Unwesen trieb.
    »Was also haben Sie vor ?« erkundigte ich mich mißmutig.
    »Ich werde Sie an Land setzen«,
erklärte er. »Aber nicht in Hongkong, sondern auf einer Insel in der
Bias-Bucht. Dort wird man Sie unweigerlich in wenigen Tagen entdecken, Andy.
Wenn meine Berechnungen stimmen, sollten wir übermorgen kurz vor Morgengrauen
die Inseln erreichen. Ich hielt es für richtig, Ihnen das jetzt schon
mitzuteilen, damit Sie es den anderen weitergeben und ihnen unnötige Sorge
ersparen .«
    »Sehr freundlich«, versetzte
ich.
    »Ich lasse Sie jetzt zur Kabine
zurückbringen«, verkündete er. »Das Abendessen wird in Kürze serviert. Ich
nehme an, Sie sind hungrig ?« Er spielte den perfekten
Gastgeber.
    Der Druck einer Maschinenpistole
in meinem Rücken forderte mich auf, weiterzugehen, und gleich darauf war ich
wieder mit den anderen eingesperrt.
     
     
     

9
     
    Die nächsten vierundzwanzig
Stunden verbrachten wir in der engen Kabine. Die Monotonie wurde nur durch die
Mahlzeiten unterbrochen. Die zweite Nacht war ungemütlicher als die erste. Dann
brachten uns die Männer mit den Maschinenpistolen an Deck.
    »Sie sehen, daß meine
Berechnungen richtig waren .« Wong strahlte. »Der
Morgen bricht an, und hier sind wir schon .«
    Das Brummen der Maschinen
verstummte, und das Kanonenboot glitt langsam über das Wasser, bis sein Bug
leicht auf einer Sandbank auflief. Mir schien dieses Manöver zunächst mehr als
gewagt, doch dann fiel mir ein, daß die Ebbe ihren tiefsten Stand erreicht
haben mußte und das Wasser von jetzt an steigen würde.
    Wong streckte den Arm aus.
»Wollen Sie jetzt bitte das Boot verlassen«, sagte er. »Ich hoffe, daß die
Wartezeit bis zu Ihrer Rettung nicht allzu unangenehm verläuft. Meiner Ansicht
nach wird es höchstens ein paar Tage dauern .«
    Wir schritten nach vorn und
sprangen hinunter in den Sand. Tess folgte mir, und ich fing sie unten auf.
Dann kamen Corvo und Kahn, und schließlich Natalie.
Wir standen eng zusammengedrängt und bückten zum Deck des Bootes auf. Wong
erschien über uns und musterte uns lächelnd.
    »Wie schon gesagt, Andy, ich
trage Ihnen nichts nach«, erklärte er. »Ich bin kein so herzloser Mensch, wie
Sie vielleicht annehmen. Ich hoffe, dies hier wird es beweisen .«
    Er warf fünf Päckchen zu uns
herunter, in braunes Papier gewickelt. »Eines für jeden von Ihnen«, verkündete
er mit salbungsvoller Stimme. »Ich wünsche Ihnen Lebewohl und viel Glück .«
    Die Maschinen des Kanonenboots
begannen wieder zu dröhnen, und langsam löste sich der Bug von der Sandbank,
während das Boot rückwärts auf offenes Wasser
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