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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Autoren: Nele Neuhaus
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er vor drei Tagen ihren TexOil-Deal gekippt hat, hat sie Neil Sadler die Pistole auf die Brust gesetzt.«
    »Ach ja?« Levy war nicht wirklich erstaunt darüber, dass St. John bereits Einzelheiten kannte. »Was wissen Sie noch über sie?«
    St. John lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Er war gerade von einer zweitägigen Geschäftsreise auf die Bahamas zurückgekehrt, er war braungebrannt und sein kurzes, rotblondes Haar wie immer sorgfältig nach hinten gekämmt und perfekt geölt.
    »Alex Sontheim«, begann er, »stammt aus Deutschland. Sie ist 35, ledig, hat an der European Business School studiert, ging dann mit einem Stipendium nach Stanford, wo sie als Jahrgangsbeste mit dem MBA Diplom graduiert hat. Sie schnitt als Beste im Trainee-Programm von Goldman Sachs ab und hätte dort sofort arbeiten können. Jedes große Wirtschaftsunternehmen hätte sie mit Kusshand genommen, aber sie nahm den am schlechtesten bezahlten Job an, bei einer Brokerfirma namens Global Equity Trust, und arbeitete dort als Fondsmanagerin. Nach zwei Jahren wechselte sie zu Franklin & Myers, machte dort Derivate, Futures und ein bisschen M & A. Danach kam sie zu Morgan Stanley und macht nun seit acht Jahren nur noch M & A. Wie gut sie in ihrem Job ist, weiß ja nun jeder.«
    Vincent Levy nickte und lächelte schmal. Alex Sontheim war der Star auf dem Gebiet der Firmenfusionen und -übernahmen, kaum ein Geschäft ging im Moment an ihr vorbei. Diese Frau für seine Firma zu gewinnen konnte die Verwirklichung seines Traumes bedeuten.
    »Sie ist ehrgeizig und rücksichtslos«, fuhr Zack St. John fort, »und das ist der Grund, weshalb es mit ihr und van Sand nicht länger gut gehen konnte. Zwar weiß jeder in der Stadt, dass sie die großen Deals macht, aber Douglas ist der Schwiegersohn vom großen Boss. Sie hätte niemals seinen Job gekriegt, und Alex ist keine Frau, die sich auf Dauer mit Platz zwei zufrieden gibt.«
    Vincent Levy betrachtete St. John mit ausdrucksloser Miene, aber sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er konnte die Schlagzeilen im Wall Street Journal schon vor sich sehen: Alex Sontheim geht zu LMI …
    »Hat sie irgendwelche Leichen im Keller?«, fragte er.
    »Nicht, dass ich wüsste«, St. John schüttelte den Kopf. »Kein alkoholkranker Ex-Ehemann, keine unehelichen Kinder, keine Vorstrafen, keine Gerüchte. Diese Frau lebt für ihren Job. Sie ist clever und stahlhart.«
    »Woher wissen Sie so gut über sie Bescheid, Zack?«, erkundigte Levy sich.
    »Abgesehen davon, dass ich über die meisten Leute unserer Branche Bescheid weiß«, St. John grinste und seine Stimme klang noch etwas selbstgefälliger als zuvor, »waren Alex und ich Kollegen bei Franklin & Myers. Ich kenne sie ziemlich gut.«
    Er gefiel sich in der Rolle des Allwissenden. Levy kniff die Augen zusammen und beobachtete ihn scharf.
    »Angenommen, wir könnten sie für uns gewinnen«, sagte er, »dann wären Sie arbeitslos, Zack.«
    »Oh, das glaube ich nicht«, St. John blätterte mit einem trägen Lächeln in seinem abgegriffenen Notizbuch, bevor er wieder aufblickte. »Ich bin zwar kein Star wie die Sontheim, aber ich wäre der ideale Managing Director. Was meinen Sie, Vince?«
    »Eins nach dem anderen«, erwiderte Levy kühl. Der Posten des Managing Director bei LMI war unbesetzt, seitdem Gilbert Shanahan vor gut anderthalb Jahren auf dem Weg zu einer Anhörung vor der Börsenaufsichtsbehörde von einem LKW wortwörtlich plattgewalzt worden war. Der arme Gilbert war auf der Stelle tot gewesen.
    »Ich bin sehr loyal «, St. John beugte sich vor und in seinen Augen erschien ein lauernder Ausdruck, »wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Levys Miene blieb gelassen, aber die nachdrückliche Betonung des Wortes ›loyal‹ erweckte ein flaues Gefühl in seinem Magen. St. John hatte bislang niemals ein Wort über die Hintergründe dieser unangenehmen Sache mit Shanahan fallen lassen, und so hatte Levy beinahe vergessen, dass der Mann ziemlich genau Bescheid wusste, was damals geschehen war.
    »Darüber reden wir, wenn es so weit ist«, sagte er und erhob sich, um St. John zu signalisieren, dass das Gespräch beendet war. »Ich möchte Sie bitten, sich unverzüglich mit Alex Sontheim in Verbindung zu setzen. Kriegen Sie das hin?«
    St. John hob spöttisch die Augenbrauen und grinste.
    »Machen Sie Witze, Vince?« Er erhob sich ebenfalls. »Gleich heute oder reicht Ihnen morgen?«
    Levy lächelte kalt.
    »Am besten in einer Stunde«, parierte er und
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