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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Autoren: Nele Neuhaus
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schließlich hatte sie sich für ein sündhaft teures und knappes rotes Abendkleid von Versace entschieden. An diesem Abend würde sie allen zeigen, dass sie trotz ihrer Cleverness und Kaltblütigkeit vor allem eine Frau war. Es war halb zehn, als sie die Penthousewohnung betrat, und ihr blieb kurz die Luft weg, denn sie hatte bis dahin keine Ahnung gehabt, wie man in New York wohnen konnte, wenn man das nötige Kleingeld hatte. An die 200 Gäste verteilten sich auf luxuriösen 500 Quadratmetern, saßen und standen in Grüppchen herum und amüsierten sich bestens. Zack kam mit ausgebreiteten Armen und einem breiten Grinsen auf sie zu, eine dicke Cohiba zwischen den Fingern, und begrüßte sie herzlich. Bewundernd musterte er ihr Kleid und ihre schlanken, wohlgeformten Beine, dann ließ er es sich nicht nehmen, ihr ein paar wichtige Leute vorzustellen. Natürlich war der gesamte Vorstand von LMI nebst Damen anwesend, aber auch eine Menge anderer Leute: Anwälte, Broker, Analysten und natürlich Investmentbanker aus allen Sparten. Alex’ anfängliche Befangenheit schwand schnell, als sie spürte, wie selbstverständlich sie in diesen illustren Kreis aufgenommen wurde, ja, jedermann schien sich regelrecht darum zu reißen, mit ihr zu sprechen. Irgendwann tauchte Zack wieder auf, als sie gerade in ein Gespräch mit John Kwai und Hugh Weinberg vertieft war.
    »Tut mir leid, dass ich euch unterbreche«, Zack nahm Alex am Arm, »ich bring sie euch gleich wieder.«
    »Was ist los?«, fragte Alex erstaunt.
    »Komm mit«, flüsterte Zack und grinste geheimnisvoll, »ich will dich einem sehr wichtigen Mann vorstellen.«
    Sie folgte ihm gespannt durch das ganze Penthouse hinaus auf die riesige Dachterrasse. In gemütlichen Rattansesseln saßen hier ein paar Männer zusammen, tranken Cognac, rauchten die dicken Cohibas, die überall zum Zugreifen auslagen, und lachten. In dem Augenblick, als Alex die Terrasse betrat, wandte sich einer der Männer um und ihre Blicke trafen sich. Das Lachen auf dem Gesicht des dunkelhaarigen Mannes erlosch. Er stellte sein Glas auf den niedrigen Tisch und stand auf.
    »Wer ist das?«, raunte Alex in Zacks Ohr.
    »Sergio Vitali. Du hast doch schon von ihm gehört, oder?«
    Natürlich hatte sie das. Jeder in New York City kannte Sergio Vitali. Sein Gesicht war häufig genug im Fernsehen und in den Zeitungen zu sehen. Er war einer der mächtigsten Männer der Stadt, Bauunternehmer, Immobilientycoon und milliardenschwer, wenn man der Presse Glauben schenken durfte. Immer wieder machte er Schlagzeilen durch große Spenden an soziale Einrichtungen, durch glanzvolle Empfänge, zu denen nur die Spitzen der New Yorker Gesellschaft geladen und auf denen die wichtigsten Geschäfte der Stadt gemacht wurden. Sergio Vitali war ein Aushängeschild der amerikanischen Wirtschaft. Dem Forbes-Magazin zufolge gehörte er zu den reichsten Männern Amerikas. Ihm gehörte halb Manhattan. Er besaß Hotelketten und Spielcasinos in Las Vegas, Reno, Atlantic City und Miami, herrschte über ein ganzes Firmenkonglomerat und reiste in eigenen Learjets.
    »Alex«, sagte Zack jetzt, »darf ich dir Mr Sergio Vitali vorstellen? Mr Vitali, das ist Alex Sontheim, die Leiterin der Abteilung Mergers and Acquisitions bei LMI.«
    »Ich habe schon sehr viel von Ihnen gehört«, Vitalis Stimme war angenehm und kultiviert, »und ich freue mich, Sie endlich einmal persönlich kennen zu lernen. Ihr guter Ruf eilt Ihnen voraus, aber niemand hat mir gesagt, was für eine außerordentlich schöne Frau Sie außerdem sind.«
    Alex lachte verlegen und ergriff seine dargebotene Hand. Sein Händedruck war fest und warm, und Alex spürte, wie diese Berührung in ihrem Magen ein warmes Feuer entzündete, das sich schnell in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Nie zuvor hatte sie einen Mann mit einer derart starken sinnlichen Ausstrahlung getroffen, und die verwirrende Anziehung, die er auf sie ausübte, erschreckte und verärgerte sie, die gerne alles unter Kontrolle hatte, zutiefst.
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte sie dann und zwang sich zu einem gelassenen Lächeln. Zweifellos war Sergio Vitali der attraktivste Mann, der ihr jemals begegnet war. Sein dichtes, schwarzes Haar, das an den Schläfen grau zu werden begann, und die Fältchen um Mund und Augenwinkel verliehenseinem markanten Gesicht mit dem Profil einer römischen Statue Charakter. Es war ein Gesicht, das man so schnell nicht vergaß, ein Gesicht, mit dem er in Hollywood
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