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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Autoren: Nele Neuhaus
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nun war er aus ihr erwacht und wusste, dass er wieder leben wollte. Und das verdankte er Alex. Die starkenGefühle, die er für sie empfand, erschienen ihm wie ein zarter Lichtschimmer am Ende einer langen Nacht, ein dünner Lichtstrahl der Hoffnung, der ihn aus dem Tal der Tränen und Schuldgefühle hinausführen konnte. Er hatte sich viel zu lange angesichts des Unbegreiflichen, Unabänderlichen, das ihm widerfahren war, in sinnlosem Selbstmitleid ergangen, aber nun war es an der Zeit, eine Entscheidung für die Zukunft zu treffen. Heute Nacht würde er nicht mehr zur Staatsanwaltschaft fahren, wie er es Connors eigentlich versprochen hatte. Er wollte Vitali nicht sehen und überhaupt nicht wissen, was geschehen war. Es war eigenartig, aber es war ihm tatsächlich vollkommen gleichgültig. Morgen früh würde er schon alles erfahren. Nick zog sein Jackett, das Hemd und die Hose aus, löschte das Licht und ging leise zurück zum Bett. Im schwachen Lichtschein, der durch das kleine Fenster fiel, sah er, dass Alex aufgewacht war.
    »Nick?«, flüsterte sie verschlafen.
    »Ja«, er setzte sich auf den Bettrand und sah sie an.
    »Ich habe dich schlafen lassen«, sagte sie leise, »du warst so müde und erschöpft.«
    »Danke«, erwiderte er. Alex lächelte und Nick stellte fest, dass sie sogar verschlafen einfach bezaubernd aussah.
    »Wie viel Uhr ist es?«, fragte sie.
    »Viertel vor drei.«
    »Dann können wir noch ein paar Stunden schlafen.« Sie hob die Bettdecke und Nick legte sich zu ihr. Sie schlang ihre Arme um ihn und schmiegte ihr Gesicht an seine Brust.
    »Glaubst du, dass sie ihn verhaftet haben?«, flüsterte sie.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Nick, »aber ich denke schon.«
    Die Glocke der Klosterkirche schlug, um die Viertelstunde anzuzeigen.
    »Nick?«
    »Ja?«
    »Ich bin froh, dass du da bist.«
    Er zog sie enger in seine Arme. Dieser Frau hatte er es zu verdanken, dass der eisige Klumpen, zu dem sein Herz erstarrt war, geschmolzen war. Die Kälte in seinem Inneren, die ihn gelähmt hatte, war verschwunden.
    »Ich bin auch froh«, flüsterte er und streichelte vorsichtig ihr geschundenes Gesicht.
    »Meinst du, wir werden irgendwann wieder ein normales Leben führen können?«
    »Ich hoffe es«, erwiderte er leise, »ich hoffe es sehr.«
    Ihre Augen waren dicht vor den seinen und sie sahen sich eine ganze Weile schweigend an.
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragte Nick schließlich, obwohl er sich vor der Antwort, die sie ihm geben würde, fürchtete.
    »Ich werde bei LMI kündigen und die Stadt verlassen«, sagte Alex. Er nickte langsam.
    »Das verstehe ich«, seine Stimme klang belegt, »wohin wirst du gehen?«
    »Wahrscheinlich zuerst für eine Weile nach Hause, zu meinen Eltern nach Deutschland. Ich brauche Zeit, um nachzudenken«, sagte sie und sah ihn an, »und Oliver hat mich eingeladen, mit ihm nach Maine zu gehen.«
    »Und? Wirst du das tun?« Nick spürte keinen Schmerz und keine Enttäuschung. Er hatte gewusst, dass sie gehen würde. Sie brauchte Zeit, um ihre Wunden zu heilen.
    »Vielleicht. Oliver ist ein wirklich guter Freund«, erwiderte Alex. »Was wirst du machen?«
    »Ich bin noch für ein Jahr als Bürgermeister gewählt«, sagte Nick. »Irgendwann wird diese ganze Sache Schnee von gestern sein. Das Leben geht weiter und ich werde meinen Job weitermachen.«
    »Du wirst New York niemals verlassen, nicht wahr?«, fragte Alex leise.
    »Darüber habe ich schon häufig nachgedacht«, gab Nick zu. »Ich habe noch nie woanders leben wollen, aber nach allem, was geschehen ist, denke ich manchmal, es wäre besser, ich würde auch von hier weggehen.«
    »Die Stadt würde den besten Bürgermeister verlieren, den sie jemals gehabt hat«, Alex streckte die Hand aus und berührte zärtlich seine Wange, »und du würdest es auf Dauer nicht aushalten, ohne die Hektik, den Lärm, die Wolkenkratzer und das alles.«
    Nick lachte leise.
    »Glaubst du das?«
    »Ja«, Alex lächelte, »diese Stadt ist wie eine Krankheit. Wenn man sich einmal mit ihr infiziert hat, wird man sie nie mehr los.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte er. »Hast du diese Krankheit auch?«
    Alex drehte ihr Gesicht, so dass sie ihn besser ansehen konnte. Das Lächeln verschwand.
    »Ich glaube, ich habe eine andere Krankheit«, entgegnete sie ernst. »Aber sie hat viel mit dieser Stadt zu tun.«
    Nick spürte, wie sein Herz zu klopfen begann.
    »Aha. Und welche Krankheit ist das?«
    Alex stützte ihr Gesicht in ihre Hand.
    »Ich
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