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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Autoren: Nele Neuhaus
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und Trüffel schmecken ließen.
    »Ich bevorzuge ein gemütliches Barbecue«, antwortete Lloyd Connors trocken und ließ den Blick durch den riesigen Saal streifen. John Khazaeli nahm sich im Vorbeigehen eine Garnele vom Buffet.
    »Das ist Diebstahl«, mahnte sein Chef, Gordon Engels, augenzwinkernd.
    »Mundraub«, verbesserte Khazaeli und grinste. Auf einer Bühne spielte ein ganzes Orchester in gedämpfter Lautstärke und die Menschen, die an Tischen des in verschiedene Ebenen eingeteilten Saales saßen, waren blendender Laune.
    »Ich möchte nicht wissen, wie viele Versicherungen heute Nacht Blut und Wasser schwitzen, ob die ganzen Klunker wieder heil in die Tresore kommen«, bemerkte Deputy Spooner mit seinem üblichen Sarkasmus.
    »Haltet nach Vitali Ausschau«, sagte Connors, »ich möchte nicht, dass ihn jemand warnt, bevor wir ihn gefunden haben.«
    Der Staatsanwalt zitterte innerlich vor Aufregung. Wenn noch etwas schiefging, wenn Vitali ihm entwischte, dann waren alle Bemühungen der vergangenen Wochen umsonst gewesen. Ganz abgesehen davon, dass er dann morgen seinen Hut nehmen könnte. Connors verzog sein Gesicht bei dem Gedanken daran, wie es sein musste, Rechtsanwalt in einem Kaff im Mittelwesten zu sein.
    »Da drüben!«, zischte Royce Shepard. »An dem Tisch ganz oben auf der Empore. Das ist er.«
    »Ich sehe ihn«, Connors nickte mit grimmiger Entschlossenheit, »los, Männer! Jetzt holen wir ihn uns!«
    Unhöflich bahnten sie sich ihren Weg durch die umherflanierenden Ballgäste und ernteten dafür empörte Blicke und Bemerkungen.
    »Die ganze korrupte Gesellschaft auf einem Haufen«, sagte Deputy Spooner grinsend. »Hier sitzen tausend Jahre Zuchthaus. Zu schade, dass wir sie nicht gleich alle mitnehmen können.«
    ***
    Der für Gäste vorgesehene Raum war etwas größer als die kleinen schlichten Zellen, in denen die Jesuitenpatres lebten, und er besaß ein eigenes kleines Badezimmer mit Dusche und Toilette, ein unerhörter Luxus im recht kargen Klosterleben. Frank Cohen hatte den Koffer, den sie im Portland Square Hotel zurückgelassen hatte, am Morgen mitgebracht. Alex streifte die Kleider ab und stellte sich unter das heiße Wasser. Noch immer glaubte sie, den scharfen Gestank von Männerschweiß auf ihrer Haut zu riechen und verspürte den dringenden Wunsch, sich zu duschen. Gerade als sie fertig war und sich abgetrocknet hatte, klopfte es an der Tür. Sie wickelte das Badetuch um den Körper und öffnete die Tür einen Spalt breit. Ihr Herz machte einen Satz, als sie Nick im Halbdunkel des Flurs erkannte.
    »Hallo«, sagte er.
    »Komm doch rein.«
    Er zögerte kurz, trat aber dann ein.
    »Ich kann dir leider nichts zu trinken anbieten«, sie lächelte unsicher.
    »Das macht nichts«, Nick blieb neben der Tür stehen und Alex erkannte, dass sie nicht die Einzige war, die in den letzten Tagen Schlimmes durchgemacht hatte. Sie sah die Erschöpfung in Nicks Gesicht, seine müden Augen und die tiefen Schatten darunter. Er war sehr blass und sein Gesicht wirkte ausgezehrt.
    »Du siehst sehr müde aus«, sagte Alex leise.
    »Das bin ich auch«, gab Nick zu, »ich bin schrecklich müde. Ich sehne mich danach, wieder schlafen zu können. Manchmal bin ich so todmüde, dass ich einschlafe, aber jede Nacht habe ich denselben furchtbaren Traum. Ich sehe die Explosion wieder. Dann bin ich hellwach und kann nicht mehr einschlafen.«
    Er seufzte.
    »Komm, setz dich einen Moment«, bat Alex und Nick ließ sich auf der Bettkante nieder. Ein andere Sitzmöglichkeit gab es in dem kleinen Raum nicht.
    »Tagsüber kann ich das alles ganz gut ertragen, weil ich abgelenkt bin, aber nachts, wenn ich alleine bin, dann kommt die Einsamkeit und mit ihr kommen die Gedanken.«
    Es lag keine Bitterkeit in seiner Stimme, nur Resignation. Alex nickte langsam. Sie wusste nur zu gut, wovon Nick sprach, denn ihr erging es genauso. Am Tage waren die Dämonen der Angst blass, aber in der Dunkelheit und der Stille der Nacht erwachten sie zum Leben. Dann hörte sie das Gelächter der Männer, die Stimmen, sah ihre grausamen gleichgültigen Augen. Sie erinnerte sich an jedes Wort, als sei jedes einzelne in ihr Gehirn eingebrannt, ihr Herz begann zu rasen und der kalte Schweiß brach ihr aus allen Poren. Vielleicht war es die gerechte Strafe für ihren Hochmut, hatte sie doch angenommen, sie sei die Cleverste im Haifischbecken. Unwillkürlich rann eine Gänsehaut über ihre nackten Arme.
    »Dir ist kalt«, stellte Nick fest. Es war
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