Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen

Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen

Titel: Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
Autoren: Amanda Hocking
Vom Netzwerk:
über die finnische Natur und Kultur schwor ich mir, mich nach unserer Landung auf dem John F. Kennedy Flughafen in New York mit Zeitschriften und Büchern einzudecken. So zumindest lautete mein Plan, bis wir von Bord gingen und Ezra mich bei der Hand nahm.
    »Hier haben wir einen kurzen Aufenthalt«, erklärte er mir leise. »Du kannst erst im nächsten Flugzeug etwas trinken, weil du danach immer so fertig bist. Ich möchte, dass du bei mir bleibst und meine Hand nicht loslässt, komme, was wolle. Ist das klar?«
    »Ja, aber ...« Ich wollte ihn schon nach dem Grund fragen, doch da verließen wir gerade das Flugzeug, und der Geruch traf mich mit voller Wucht.
    Im Flughafen von Minneapolis waren nicht halb so viele Menschen unterwegs gewesen. Ich würde sogar behaupten, dass in ganz Minneapolis nicht so viele Menschen unterwegs waren wie im John F. Kennedy. Der Flughafen ist eine Stadt für sich, voller schwitzender Menschen, die auf engstem Raum zusammengepfercht sind.
    Ohne Vorwarnung und mit aller Gewalt setzte der Durst ein.
    Die Wartezeit im Flughafen war eine Tortur. Die meiste Zeit saß ich stocksteif da, den Blick starr auf meine Schuhe gerichtet, und drückte Ezras Hand so fest, dass ich ihm fast die Knochen brach.
    Ezra saß neben mir, das Bein übergeschlagen, eine Zeitschrift offen auf dem Schoß, und las mir die neusten Halloween-Rezepte vor. Er wollte erreichen, dass ich mich auf ihn konzentrierte, doch als er mir die Zubereitung von Reis-Crispies erklärte, hätte ich mich fast übergeben.
    Der Gang durch die Sicherheitskontrolle fiel mir unheimlich schwer. Ezra hatte mir geraten, innerlich das ABC rückwärts aufzusagen. Das linderte zwar nicht den brennenden Durst, der in mir tobte, und ich konnte den Blick auch nicht von der pochenden Halsschlagader des Sicherheitsbeamten abwenden, doch immerhin stürzte ich mich nicht auf ihn. Das konnten wir schon als Erfolg verbuchen.
    Als Ezra mir den Fensterplatz überließ und mich anschnallte, ging es uns beiden schon bedeutend besser. Ich schloss die Augen und bemühte mich, nicht an Jack zu denken. Mir kam die ganze Sache reichlich gefährlich vor, und ich fragte mich mittlerweile, ob ich der Reise wirklich gewachsen war.
    Als die Triebwerke anliefen, beugte sich Ezra zu mir herüber und flüsterte: »Wenn das Flugzeug abstürzt, dann über dem Meer. Das Meer ist voller Haie, und die können uns tatsächlich umbringen. Damit hast du wieder etwas, wovor du dich fürchten kannst.«
    »Soll das etwa ein Trost sein?«, fragte ich durch zusammengebissene Zähne.
    »Ganz und gar nicht. Ich will dir nur eine Heidenangst einjagen, damit du nicht über ... andere Sachen nachdenkst.« Er drückte mir die Hand und beruhigte mich damit tatsächlich ein wenig. »Aber es ist auch wahr. Haie sind wirklich brutal.«
    Kaum durften wir die Gurte wieder lösen, holte Ezra die Dosen mit dem Blut aus der Gepäckablage und führte mich zur Toilette. Die anderen Passagiere und die Flugbegleiter warfen uns misstrauische Blicke zu, doch niemand hielt uns auf. Kein Sterblicher hätte Ezra je an etwas gehindert - dafür war er einfach zu attraktiv und selbstbewusst.
    Da im WC kaum ausreichend Platz für einen, geschweige denn für zwei war, hob Ezra mich sanft hoch und setzte mich aufs Waschbecken. Die Dosen stellte er mir auf den Schoß. Ich meinte den Inhalt schon riechen zu können und bebte vor Hunger.
    »Du bist so blass«, murmelte Ezra. Er schob mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mir forschend in die Augen. »Ich gebe dir zwei Konserven, ja?«
    »Ja, meinetwegen.« Ich nickte. Mir war alles egal, Hauptsache, ich bekam das Blut.
    »Das wird eine starke Wirkung auf dich haben. Trotzdem musst du anschließend zu deinem Sitz zurückgehen, okay?«, sagte Ezra. »Sobald du sitzt, darfst du schlafen.«
    »Okay!«, fauchte ich.
    Er verzog den Mund, öffnete aber die erste Konserve. Der kleine Raum war sofort von dem Duft des Blutes erfüllt. Ich riss es ihm aus der Hand und stürzte es herunter.
    Sobald es durch meine Kehle lief, entspannten sich meine Muskeln. Obwohl das Blut sehr kalt war, breitete es sich warm im ganzen Körper aus. Ehe ich mit der ersten Konserve fertig war, hatte Ezra schon die zweite geöffnet.
    Als ich beide getrunken hatte, warf er die leeren Beutel in den Müll. Ich leckte mir die Lippen ab, doch er untersuchte mein Gesicht trotzdem nach Blutspuren. Die Welt begann bereits hinter einem Nebelschleier zu verschwinden, und ein wunderbar gelöstes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher