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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond
Autoren: Hans Kneifel
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Ziel. Luxon zielte nicht auf die Orhaken, sondern auf die Männer.
    Er sah, dass die Wegelagerer ein Blutbad angerichtet hatten. Dann ritt er in schärfstem Galopp auf die träge brodelnde Sand- und Staubwolke zu, hielt den Atem an und holte Pfeil um Pfeil aus der Öffnung des Mondköchers. Unheilvoll raschelten die Federn an den Enden der halbmagischen Geschosse. Ununterbrochen sang und schwirrte die Sehne und schlug gegen das Metall des Schutzes am linken Handgelenk. Jeder Pfeil fand sein Ziel. Luxon sah die blutroten Flammenkreise und das Zeichen des Schwertmonds und wusste, dass dies eine Karawane des Shallad Hadamur war. Er hatte seine Pfeile auf die richtigen Ziele abgefeuert – dies war Shalladad, Land im Reich des Hadamur.
    Noch ein letzter Pfeil verließ die Sehne. Dann war die Entfernung zu sehr zusammengeschrumpft. Luxon warf den Bogen zurück über seine Schultern und zog das Schwert. Der Griff schmiegte sich in seine Hand, aber als er nachfasste und seine Finger darum schloss, glaubte er eisige Kälte zu spüren. Trotzdem hob er das Schwert, schob seinen Arm durch die Schlaufen und Griffe des Sonnenschilds und überblickte flüchtig das Schlachtfeld.
    Noch galoppierte er durch dünne und dichte Schleier aus feinem Sand. Einige Sprünge weiter aber sah er klar. Die meisten Krieger, von denen eine kleine Shallad-Karawane begleitet wurde, waren tot oder so schwer verletzt, dass sie diesen Tag nicht mehr überleben würden. Ein einzelner Mann wehrte sich erbittert. Etwa dreißig, vierzig Orhako-Reiter, mit größter Sicherheit die Wegelagerer, waren noch kampfbereit. Ein Dutzend von ihnen hatten seine Pfeile niedergemacht.
    Luxon stieß ein kurzes, hartes Gelächter aus und sagte laut zu sich selbst: »Es kann kein Nachteil sein, eine Karawane meines besten Freundes Hadamur zu retten!«
    Dann trafen er und der nächststehende Reiter zusammen. Das Schwert Alton pfiff mit leisem Klagelaut waagrecht durch die Luft wie ein Sonnenstrahl. Spitze und Schneide ritzten den Hals und den Körper des Orhakos auf, schmetterten die kurz gehaltene Reiterlanze des Vogelreiters zur Seite, kappten den Holzschaft und trennten den Arm des Reiters vom Körper. Augenblicklich brach unter den Überlebenden der heillose Aufruhr aus.
    Die Orhaken schrien gellend und kreischend. Ein Dutzend Reiter etwa konnten nicht in den Kampf eingreifen, weil sie damit zu tun hatten, ihre hysterischen Tiere zu beruhigen. Luxons Hengst sprang prustend nach rechts. Luxon schwang das Schwert, spaltete einen kleinen runden Schild und stach gerade nach vorn. Tödlich getroffen kippte der Wegelagerer nach hinten, verlor den Halt, und als sein Orhako weitertrabte, überschlug sich sein Körper zweimal, ehe er in den aufstiebenden Sand krachte. Inzwischen war Luxon bereits zehn Mannslängen weiter, wehrte mit dem Schild einen Lanzenstich ab und rammte das Schwert halb durch den Körper eines Reitvogels. Das sterbende Tier begrub seinen Reiter unter sich, als es in den Kniegelenken einknickte, und er starb, weil der schwere Körper ihm nahezu alle Knochen brach.
    Zwei Reiter stoben auf ihn zu. Luxon, der die starren Blicke zweier Männer registriert hatte – es handelte sich wohl um die beiden Anführer –, duckte sich tief auf den Rücken des Pferdes, führte einen Schlag aufwärts und mit demselben Schwung lenkte er Alton wieder aufwärts. Er hieb den Unterarm des ersten Angreifers samt der Waffe ab und bohrte dem rechts anreitenden Krieger die Spitze des klagenden Schwertes ins Auge.
    Dann waren er und sein Pferd durch die erste Dreifachreihe der Angreifer hindurchgaloppiert und rasten auf die Drei Finger zu. Er nahm das Bild flüchtig wahr, holte tief Atem und wendete sein Pferd. Noch mehr als ein Dutzend Angreifer waren vor ihm.
    Luxon grinste kalt. Dann hob er den linken Arm und brachte den Sonnenschild hoch. Bisher hatte er nur als Abwehr gedient. Jetzt aber setzte er den Schild voller Absicht ein.
    Er hob den Kopf und sah, dass der Pfader und eine Handvoll anderer Männer aus der Sandwolke hervorschossen wie die verkörperte Rache. Sie sahen ihn im selben Moment, winkten und schrien und stürzten sich augenblicklich auf die Vogelreiter. Sieben Mann zählte Luxon.
    Der Rest der Vogelreiter und auch ein bärtiger, breitschultriger Mann kamen aus verschiedenen Richtungen auf ihn zugeritten. Die weiten Umhänge der Reiter flatterten über den Hinterteilen der Vögel. Luxon hob den Sonnenschild und hielt sein Pferd an.
    Der Schild wirkte plötzlich
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