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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond
Autoren: Hans Kneifel
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Karawane.«
    »Du kannst unbesorgt sein«, sagte Samed und lief zurück zu der Karawane, die sich langsam zum Aufbruch rüstete.
    »Gehen wir!« ordnete Luxon an. »Die anderen werden nicht warten wollen.«
    Mythor! Immer wieder kreisten seine Gedanken um Mythor. Er meinte, ganz tief innen in seinen Empfindungen zu hören, wie ihn Mythor ununterbrochen verfluchte. Er hob die Schultern. Immerhin hatte er das Gläserne Schwert, den Sonnenschild, den Helm der Gerechten, den Sternenbogen und den Mondköcher, das Amulett und das Orakelleder. Darüber hinaus hatten die Wilden Fänger sowohl Mythor als auch Steinmann Sadagar gefangen und davongeschleppt. Vergangenheit war auch der Palast des Croesus, war Sarphand am Tag und in den geheimnisvollen Nächten, war die Rolle, die er gespielt hatte. Jeder in Sarphand wusste, dass Croesus verschwunden war. Croesus stellte sich in den Dienst der guten Sache und zog mit allem, was er hatte, nach Logghard, um dort gegen die Dunklen Mächte zu kämpfen.
    Luxon wusste nicht, ob die wichtigen Leute in Sarphand dieses Gerücht glaubten. Außerhalb der Stadtmauern jedenfalls galt er wieder als Luxon. Die Verwirrung, die er hinter sich ließ, konnte ihm nicht schaden; auf jeden Fall nützte sie ihm und seinen Plänen.
    Luxon rollte Decken und Felle zusammen und ging, Kalathee an seiner Seite, zum Lagerplatz zurück.
    »Du warst eben so nachdenklich«, sagte Kalathee und schob ihren Arm in seinen. »Was ist der Grund?«
    »Viele Wörter sind des Gedanken Tod«, entgegnete er. »Ohne dass ich es wollte, musste ich daran denken, dass mich Mythors und Sadagars Flüche jeden Schritt Weges verfolgen.«
    Etwa vierzig Männer, die ehemaligen »Palastsklaven des Croesus«, begleiteten ihn. Die jungen Frauen hatte Luxon in Sarphand zurückgelassen – sie würden ihn irgendwann vergessen. Fünfzig Pferde und einige Tiere für Lasten und Reserve waren angeschirrt und mit Leinen aneinandergeschlossen, als er in den Kreis seiner Karawane trat. Die Decken warf er einem Mann in die Arme, hob den Arm und rief: »Noch ehe die große Wärme kommt, reiten wir los. Bereit, Freunde?«
    Seine Vertrauten konnten und wollten nicht mit den riesigen Vögeln aus der Urzeit der Welt umgehen. Deswegen hatte er die Diromen mit den fünf Treibern gemietet. Auf dem langen Weg von Sarphand durch die Heymalländer hatten die Männer und Tiere beweisen können, dass sie ihr Gold wert waren.
    Die Straße des Bösen und die Straße der Elemente lagen bereits hinter ihnen. Unterwegs hatten sie Pilger in großer Zahl getroffen. Diese Männer und Frauen waren vom Orakel von Theran aus aufgebrochen, und auch ihr Ziel war Logghard. Aber Luxons schnelle, gut ausgerüstete Karawane hatte sie alle überholt.
    Sie hatten das nördlichste Land des Südkontinents betreten. Auch in Nordalia gab es Futter, Fleisch und Brot zu kaufen. Auch hier säumten Karawansereien und Oasen die Straßen. Schon jetzt befanden sich Luxon und sein Anhang im Land des Hadamur, im Shalladad, dem »Weltreich«.
    Fünf Viertelmonde waren vergangen seit dem Aufbruch von Sarphand. Und heute fing ein neuer Abschnitt der Wanderung an. Er führte über die sandige, heiße, leere und gefährliche Straße im Grenzland von Jahand und Inshal, südlich von Nordalia gelegen.
    Die Reiter schwangen sich in die Sättel der Pferde. Die Packpferde wurden am langen Zügel hinterhergezerrt. Die Treiber bewegten die Diromen; die riesigen Tiere setzten sich in Bewegung. Einige Zeit nach dem Aufbruch zeugten nur noch die vielen Spuren und die schwarzen Aschekreise im Sand davon, dass hier ein halbes Hundert Menschen gerastet hatte.
    Luxon knotete den Riemen des Helmes vom Sattel los, setzte sich Mythors Helm der Gerechten auf und schob seine Stiefel energisch nach vorn in die Steigbügel. Er beugte sich vor, setzte die Sporen ein und galoppierte auf der rechten Seite des langen Zuges bis an dessen Spitze. Er wandte sich an Socorra, den Pfader. »Mann!« sagte er und schenkte dem Dunkelhäutigen ein freundschaftliches Lächeln. »Was liegt vor uns?«
    »Böses Land, Luxon«, sagte der Pfader. Er selbst kannte nicht jeden Quadratfuß des Landes, aber das, was er nicht wusste, stammte aus Erzählungen von Karawanenherren und Wanderern, die eine solche Strecke Weges überlebt hatten. »Hitze, Felsen, sehr viel Sand und die Möglichkeit, ständig von Wegelagerern überfallen zu werden.«
    »Ab welcher Stelle ist die Straße wieder sicher?«
    »Dort, wo die festen Hütten stehen, in
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