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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond
Autoren: Hans Kneifel
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kommen. Es gibt mehr Schutz. Wir haben genügend Nahrungsmittel. Wohin des Weges?«
    »Nach Hadam, zur Residenz des Shallad Hadamur, meines Vaters«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich hasse es, in dem schwankenden Zelt zu leben.«
    »Vielleicht findet sich bei uns ein Pferd«, versprach Luxon. »Falls du reiten kannst.«
    »Ich kann reiten. Ist das deine Karawane?« Prinzessin Nohji deutete nach Westen. Dort tauchten hinter der nächsten Krümmung die Reiter und die großen, schwankenden Diromen auf, begleitet von der Staubwolke und den Sandwirbeln, die bisher jeden Schritt der Reise begleitet hatten. Es war ein Anblick, der in gewisser Weise beeindruckte.
    »Das ist sie«, bestätigte Luxon. »Es wäre schnöde, euch Hilfe zu verweigern. Zusammen sind wir stärker.«
    »Und die Reise wird abwechslungsreicher!« sagte die Prinzessin. »Überall lauern Wegelagerer. Die Welt ist voller Gefahren.«
    »Wenn jemand so jung ist, wie du es bist«, meinte Luxon und grinste auf seine gewinnende Art, »sollte er nicht über die hässlichen Seiten des Lebens sprechen. Wir werden hier kurz lagern und die Karawane neu zusammenstellen. Sage deinem Anführer, Vertrauten oder wie immer er sich nennt, dass wir gemeinsam Weiterreisen.«
    »Er hat«, sagte Nohji in plötzlicher Hellsichtigkeit, »über den Fortgang der Reise wohl seine eigenen Vorstellungen.«
    »Schon möglich. Man wird sehen«, antwortete Luxon. Er hob kurz die Hand, wandte sein schnaubendes Pferd herum und galoppierte auf den Pfader zu. »Socorra!« sagte er scharf. »Diese Menschen werden mit uns reisen. Habe ein wachsames Auge auf diesen düsteren Menschen, der sich Algajar nennt. Er ist mir unheimlich. Möglicherweise führt er Böses im Schilde.«
    »Ich werde achtgeben!« versprach Socorra. »Wie lange soll der Aufenthalt hier dauern?«
    »Nicht länger als eine Stunde«, ordnete Luxon an. »Wir haben nicht zuviel Zeit.«
    »Es wird so geschehen«, sagte der Pfader.
    Luxon ritt langsam seiner Karawane entgegen. Sie war etwa zehn Bogenschüsse weit entfernt. Er war sich durchaus bewusst, dass ihm die Prinzessin mit brennenden Blicken nachstarrte. Langsam und scharf konzentriert ließ er seinen Blick über die kleine Ebene gehen. Sie war von toten Kriegern und toten Orhaken bedeckt. Die Abhänge und Wände der Felsen strahlten Wärme aus und waren ohne jedes Leben. Nur am Ende des Tals bot sich dem Auge eine geringfügige Erholung. Die Drei Schwärenden Finger und das Grün, vor dem sie sich erhoben, verhießen Ruhe und Sicherheit. Beides war trügerisch. Luxon, der ein gutes Auge für Lüge und Betrügerei hatte, wusste nicht, was an diesem Überfall faul und seltsam war. Die Verletzten bluteten und schrien, und die Toten waren unzweifelhaft tot. Trotzdem blieb er misstrauisch .
    Immer dann, wenn die Dinge klar und offensichtlich schienen, vermochte er an diese klare Lösung nicht zu glauben. Er hatte seine Erfahrungen, gesammelt in der Gosse und als Sklave in Sarphand. Die Erfahrungen aus dieser Zeit lehrten ihn, wie man überlebte. Er war sicher, dass er es war, der überlebte. Trotz der Waffen, die er Mythor abgelistet hatte.
    Er erreichte die Spitze seiner eigenen Karawane und entdeckte zwischen einigen Vertrauten Kalathee und Samed in den Sätteln von ruhigen Pferden. In schnellen Worten erklärte er ihnen, was vorgefallen war.
    Das dritte Diromo kam mit wiegenden Schritten näher. Luxon drehte den Kopf und nahm, als scheue er sich, ihn weiter zu tragen, den Helm Mythors ab. Als er den großen Edelstein anblickte, musste er wieder an Mythor denken.
    Er hob den Arm und hielt das Diromo an. Der Treiber gehorchte wortlos. Luxon stellte sich in den Steigbügeln auf und blickte auf die gepolsterte Bahre, die unter dem Schutz der Sonnensegel sanft im Rhythmus des schweren Tierkörpers schaukelte.
    »Kannst du mich hören, Shakar?« fragte er.
    Shakar, sein ehemaliger Ziehvater, glich mehr einem mumienhaften Gerippe als einem lebenden Greis. »Ich höre dich, Luxon«, flüsterte er. »Neue Aufregungen?«
    Luxon schilderte, was vorgefallen war. Als er den Namen des Anführers erwähnte, richtete sich Shakar auf und lispelte trocken: »Algajar?«
    »Diesen Namen nannte er«, versicherte Luxon. »Du kennst ihn?«
    »Ich hasse ihn, weil ich ihn kenne. Er war einer der Helfer bei dem sogenannten Jagdunfall des Shallad Rhiad.«
    Luxon schwieg überrascht. Davon hatte er natürlich nichts ahnen können. Aber er vertraute dem guten Gedächtnis seines Ziehvaters. So war
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